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Kölnerin Gönül Örs überrascht von drohender Haft in der Türkei - Verfahren wegen Demonstration in Deutschland

Köln/Istanbul (ots)

Die Kölnerin Gönül Örs hat sich überrascht geäußert über die Forderung der Istanbuler Staatsanwaltschaft, sie in der Türkei wegen "Kaperung" eines Ausflugsschiffs, "Freiheitsberaubung" und "Terrorpropaganda" in Haft zu nehmen. "Ich habe fest damit gerechnet, bald nach Deutschland zurückkehren zu können", sagte Örs dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). Die Vorwürfe beziehen sich auf eine Demonstration im April 2012 in Köln, bei der für wenige Minuten ein Ausflugsschiff von zehn Demonstrantinnen besetzt worden war. "Die Vorwürfe sind völlig absurd, das haben die deutschen Behörden ja auch längst festgestellt. Trotzdem sitze ich seit zwei Jahren in der Türkei fest und könnte jetzt für zehn Jahre ins Gefängnis kommen", beklagte sie. In Deutschland wurde ein Ermittlungsverfahren gegen sie eingestellt.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich sagte der Zeitung, er sei "entsetzt und sehr überrascht" von der Strafankündigung aus Istanbul. "Ich hatte auf eine Einstellung des Verfahrens gehofft und sie auch erwartet. Es ging um eine Bagatelle, die nach einem deutschen Ermittlungsverfahren eingestellt wurde." Die türkische Justiz handle seit Jahren "willfährig", von einem Rechtsstaat könne "keine Rede sein".

Örs hatte in den vergangenen Monaten nicht mit Journalisten gesprochen hatte, weil sie Nachteile für ihr Verfahren befürchtete. Sie war im Mai 2019 in Hausarrest gekommen, als sie ihre seinerzeit inhaftierte Mutter Hozan Cane besuchen wollte. Beide haben einen deutschen und einen türkischen Pass. Das Urteil gegen Gönül Örs soll am 24. Juni gefällt werden.

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