Neue Presse Hannover: Mali-Einsatz - wir brauchen keinen neuen Hindukusch Ein Kommentar von Claus Lingenauber
Hannover (ots)
Wo verdammt ist Mali, wird sich so mancher fragen, da die Rede davon ist, dass die Bundesregierung sich dort an einer Militäraktion beteiligen will. Das westafrikanische Land - halb Sahel, halb Sahara - droht zu zerbrechen, seit bewaffnete islamistische Kräfte im Norden einen eigenen Staat ausgerufen haben. Verteidigen wir Deutschland nach dem Hindukusch demnächst auch vor Timbuktu? Angesichts der Erfahrungen in Afghanistan ein Alptraum. Seit über zehn Jahren versucht der Westen nun schon, dort so etwas wie Staatlichkeit aufzubauen. Doch von Frieden und Demokratie ist man leider weiterhin Lichtjahre entfernt. Mittlerweile haben die einst verjagten Taliban sogar wieder große Teile des Landes unter ihrer Kontrolle. Dass jetzt ein regionaler Talibanführer gefasst wurde, fällt kaum ins Gewicht. Nichts sei gut in Afghanistan, hatte die damalige EKD-Vorsitzende Margot Käßmann in ihrer Neujahrspredigt Ende 2009 gesagt. Damals sorgte sie für Wirbel, inzwischen ist selbst Ex-Kanzler Schröder, zu dessen Amtszeit der Einsatz beschlossen wurde, dieser Meinung. Und längst wollen die meisten Staaten, darunter die USA und Deutschland, ihre Truppen so schnell wie möglich abziehen. Die Mission ist ein teurer Fehlschlag, allein Deutschland kostet sie bisher schon 17 Milliarden Euro. An einen Kampfeinsatz in Mali sei nicht gedacht, beschwichtigt der Bundesaußenminister. Aber wie schnell schliddert man in etwas hinein. Und nur weil jetzt in Bosnien und demnächst in Afghanistan Kräfte freiwerden, muss die Regierung die Bundeswehr ja nicht gleich ins nächste Abenteuer stürzen. Und was ist, wenn demnächst in Libyen oder Jemen oder Sudan islamistische Milizen die Oberhand gewinnen? Wir können nicht überall Feuerwehr spielen.
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