Das Erste
"Menschen bei Maischberger" am Dienstag, 31. Mai 2011, 22.45 Uhr im Ersten
München (ots)
Das Thema:
"Das Kachelmann-Urteil: Hat die Wahrheit gesiegt?"
Alice Schwarzer (Journalistin) Klaus Schroth (ehem. Kachelmann-Anwalt) Ingrid Steeger (Schauspielerin) Karl-Dieter Möller (ARD-Rechtsexperte) Gabriela Piontkowski (Staatsanwältin, Sonderdezernat "Gewalt gegen Frauen") Roger Schawinski (Medienunternehmer und TV-Moderator) Alice Schwarzer "Der Kachelmann-Prozess ist eine dunkle Stunde für den Rechtsstaat, und zwar unabhängig vom Urteil, das gesprochen wird", sagt Deutschlands streitbarste Feministin. Alice Schwarzer beobachtete das Verfahren für die "Bild"-Zeitung und ist überzeugt: "Nach dem Prozess dürfen sich Opfer wieder mehr denn je als Freiwild fühlen. Egal, ob Kachelmann nun schuldig ist oder unschuldig - dieser Prozess ist auf jeden Fall ein Rückschlag für alle Opfer sexueller Gewalt." Klaus Schroth Der frühere Verteidiger von Jörg Kachelmann hält seinen ehemaligen Mandanten für unschuldig, egal wie der Richterspruch lautet. "Die Hauptbelastungszeugin hat bereits nachweislich gelogen, und sie lügt auch, was den Tatvorwurf angeht", sagt der renommierte Karlsruher Rechtsanwalt, der den Wettermoderator im Juli 2010 aus der Untersuchungshaft holte. Ingrid Steeger "Durch den Kachelmann-Prozess kommen meine eigenen Erfahrungen wieder hoch", sagt die Schauspielerin, die Ende der 60er Jahre selbst Vergewaltigungsopfer wurde. "Es war damals ein Ding der Unmöglichkeit, darüber zu sprechen", so Ingrid Steeger. "Mir hätte weder jemand geglaubt noch geholfen." Erst viele Jahre später hat sich die Schauspielerin einer Freundin anvertraut. Karl-Dieter Möller "So etwas wie im Kachelmann-Verfahren habe ich noch nie erlebt", sagt der frühere ARD-Rechtsexperte, der 25 Jahre lang von allen großen Prozessen berichtete. Karl-Dieter Möller kritisiert neben der Einflussnahme der Medien bei den Ermittlungen insbesondere die Schlacht der Gutachter im Kachelmann-Prozess. Es müsse darüber nachgedacht werden, die Zahl der Gutachter zu beschränken. Gabriela Piontkowski "Die meisten Vergewaltigungen sind Beziehungstaten. Sie geschehen während einer Beziehung, bei der Trennung oder danach", sagt Gabriela Piontkowski. Die Bremer Staatsanwältin im Sonderdezernat "Gewalt gegen Frauen" weist auf die Schwierigkeiten hin, eine Tat nachzuweisen: "Die bewusste Falschaussage ist die Ausnahme. Gleichwohl wird ein Anteil von etwa 40 Prozent der Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigung eingestellt. Wenn es zur Anklage kommt, dann kommt es meist auch zur Verurteilung", so die Juristin. Roger Schawinski "Was in jener Nacht konkret geschah, wage ich nicht zu beurteilen. Aber auszuschließen ist gar nichts", sagt der Schweizer Medienunternehmer und ehemalige SAT 1- Geschäftsführer über den angeklagten Jörg Kachelmann, den er vor 30 Jahren als Wetter-Moderator für sein Privatradio engagierte. Kachelmann sei eine unergründliche Persönlichkeit. "Ich glaube, ich kenne ihn auch nach 30 Jahren nicht richtig. Aber das tut wohl auch sonst kaum jemand", meint Roger Schawinski.
"Menschen bei Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH. (Redaktion: Klaus Michael Heinz)
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