Das Erste
Weltspiegel - Auslandskorrespondenten berichten
Am Sonntag, 17. Januar 2016, 19:20 Uhr vom BR im Ersten
München (ots)
Moderation: Natalie Amiri
Geplante Themen:
Türkei: Istanbul nach dem Terroranschlag / Mehmet Yağcı kennt Istanbul wie seine Westentasche. Der 47-Jährige ist seit mehr als drei Jahrzehnten Reiseleiter in der schönen Stadt am Bosporus. Seit Dienstag dieser Woche ist seine Welt nicht mehr in Ordnung - seit dem verheerenden Selbstmordanschlag, bei dem zehn deutsche Touristen den Tod fanden. Eine Kollegin von ihm stand nur wenige Meter von der Explosion entfernt. Nur durch Glück blieb sie unverletzt. Mehmet Yağcı ist mit einer deutschen Frau verheiratet und spricht fließend Deutsch. Mit vielen seiner deutschen Kunden haben sich über die Jahre echte Freundschaften entwickelt. Nun trauert er mit seinen Landsleuten um die Opfer des Terroranschlags. Mehmet Yagcı sieht sich als Mittler zwischen den Kulturen und hat sich auf Religionstourismus spezialisiert. Seine große Sorge gilt der Zukunft der Türkei. Er beobachtet eine zunehmende Islamisierung seiner Heimat. Der dem so genannten "Islamischen Staat" zugeschriebene Anschlag ist für Mehmet Yağcı indirekte Folge dieser von der amtierenden Regierung gesteuerten Entwicklung. (Autor: Michael Schramm, ARD Istanbul)
Schweden: Schweigekartell um sexuelle Übergriffe? / Nach den Ereignissen in der Silvesternacht in Köln wurde bekannt, dass auch in Schweden junge Mädchen bedrängt worden sind, unter anderem bei Open-Air-Konzerten in Stockholm. Die Polizei wusste von den Vorfällen, für die Migranten aus dem arabischen Raum verantwortlich gewesen sein sollen. Wie in Deutschland hat die Polizei auch in Schweden die Vorfälle verschwiegen. Jetzt ist die Polizeiführung in Bedrängnis. Hat sie aus falsch verstandener Rücksichtnahme die Herkunft der Verdächtigen verschwiegen? Regierungschef Löfven hat die Polizei öffentlich kritisiert. Die rechten Schwedendemokraten sehen sich in ihrer fremdenfeindlichen Haltung bestärkt. Wie steht es um die Rechte der Frauen im modernen Vorzeigeland Schweden? (Autor: Clas Oliver Richter, ARD Stockholm)
Burundi: Warum Bürger zu Flüchtlingen werden / Gestern ist es wieder passiert. Um zwei Uhr früh haben Polizisten ein Viertel in Bujumbura, Burundis Hauptstadt, gestürmt und junge Männer mitgenommen. Ob sie je wieder lebendig auftauchen - keiner weiß es. Die Angst ist riesengroß. Ganze Straßenzüge sind leer - die Gewalt macht die Menschen zu Flüchtlingen. Bereits 200.000 Bürger sind schon in die Nachbarstaaten geflüchtet. Seit Präsident Pierre Nkurunziza widerrechtlich seine dritte Amtszeit angetreten hat, lässt er seine Gegner und Oppositionelle brutal verfolgen und töten. Zudem schürt das Regime den Hass zwischen Hutu und Tutsi. Viele erinnern sich an den Völkermord in Ruanda 1994 und befürchten einen neuen Genozid. (Autorin: Shafagh Laghai, ARD Nairobi)
China: Die Eisfischer vom Chagan-See / Die Männer sind "eisighart": Bei minus 21 Grad ziehen die Fischer auf den zugefrorenen Chagan-See in Chinas nordöstlicher Provinz Jilin. Morgens in der Dunkelheit treffen sie sich und fahren dann, gezogen von ihren Pferden, eine Stunde über den riesigen See. Am Ziel angekommen fischen sie wie ihre mongolischen Vorfahren schon vor über 1000 Jahren: Sie breiten ein Netz unter dem Eis aus, das einen Quadratkilometer groß ist - nur mit Muskelkraft und der Hilfe der Pferde. Dafür bohren sie ein Loch nach dem anderen durch das 50 Zentimeter dicke Eis. Am Nachmittag gibt es dann endlich den Lohn für die harte Arbeit: Tonnen von Fisch aus dem zugefrorenen See. (Autor: Mario Schmidt, ARD Peking)
Kenia: Die Heldin der Alten / Joyce Wanjiku arbeitete im Ausland, als ihre Mutter an Krebs erkrankte und dann starb. Dieses Schicksal hat sie wachgerüttelt und mit ihrer Stiftung "Purity Elderly Care Foundation" kümmert sie sich jetzt selbst zusammen mit freiwilligen Helfern um alleingelassene Alte. Auch Betteln gehört zu ihrer täglichen Arbeit, um in Supermärkten Lebensmittel für die Menschen zu besorgen, die sich einen Einkauf nicht leisten können. Denn auch in Kenia sind die traditionellen Familienstrukturen aufgebrochen, viele Kinder leben nicht einmal mehr im selben Ort wie ihre Eltern und können sich deshalb auch nicht um sie kümmern. Ohne familiäre Unterstützung reicht die kleine staatliche Mindestrente hinten und vorne nicht. Joyce hilft den vereinsamten Senioren mit Unterstützung und menschlicher Zuwendung. (Autorin: Sabine Bohland, ARD Nairobi)
Redaktion: Karola Baier
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