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Das Erste: "Maischberger" am Mittwoch, 21. September 2016, um 23:30 Uhr

München (ots)

Das Thema:

Das schwarz-rote Debakel: Volksparteien ohne Volk?

Damit hatte niemand gerechnet: Erstmals räumt die Bundeskanzlerin Fehler in der Flüchtlingspolitik ein. Denn immer tiefer gerät Merkels Regierungskoalition von Union und SPD in die Vertrauenskrise. Bei der Berlin-Wahl erreichten sie zusammen nicht einmal mehr 40 Prozent. Sind die Volksparteien Vergangenheit, die Protestparteien von rechts und links die Zukunft - mit unabsehbaren Folgen für die politische Stabilität im Lande?

Die Gäste:
Katarina Barley (SPD, Generalsekretärin)
Sahra Wagenknecht (Die Linke, Fraktionsvorsitzende)
Frauke Petry (AfD, Bundesvorsitzende)
Peter Radunski (CDU, ehemaliger Bundesgeschäftsführer)
Albrecht von Lucke (Politikwissenschaftler)

Katarina Barley
"Merkels Teflonschicht ist angekratzt, und ihr fliegt der Laden im 
Moment heftig um die Ohren", sagt die Bundestagsabgeordnete und macht
die Union für die Verluste der SPD mitverantwortlich. "Die Koalition 
wird in einen Topf geschmissen. Aber wir machen einen richtig guten 
Job. Wir können uns nicht für die Fehler der CSU mitverhaften 
lassen." Deswegen hat die Fortsetzung der Großen Koalition für die 
SPD-Politikerin nach der nächsten Bundestagswahl "keine Präferenz" 
mehr. 

Sahra Wagenknecht
"Nicht wenige wählen die AfD faktisch in einer Art Notwehr, um auf 
sich aufmerksam zu machen", kommentiert die linke Spitzenpolitikerin 
die jüngsten Erfolge der Rechtspopulisten. Es sei Merkels Politik 
gewesen, die der Partei letztlich den Durchbruch gebracht habe. Nach 
dem Wahlerfolg der Linken in Berlin kann sich die 
Fraktionsvorsitzende eine rot-rot-grüne Koalition auf Bundesebene 
vorstellen. "Ob es dazu kommen kann, hängt nicht in erster Linie von 
uns ab, sondern davon, ob die SPD überhaupt bereit ist, eine 
sozialere Politik zu machen", warnt Sahra Wagenknecht.

Frauke Petry
"Die AfD ist gekommen, um zu bleiben", kommentiert die 
Bundesvorsitzende der AfD den Wahlerfolg ihrer Partei, die damit in 
zehn Landtagen vertreten ist. Die etablierten Parteien "verlieren 
immer mehr an eigener Identität, bis sie in der Bedeutungslosigkeit 
versinken", glaubt sie. Die großen Parteien hätten "den Wählern zu 
lange nicht zugehört". Im kommenden Jahr will sie mit der AfD in den 
Bundestag einziehen. "Mittelfristig kommt uns die Aufgabe zu, die CDU
als Volkspartei zu ersetzen", prophezeit Frauke Petry selbstbewusst. 

Peter Radunski
Der langjährige Wahlkampfmanager Helmut Kohls rät seiner eigenen 
Partei zum Tabubruch. Die Union solle endlich den Bann gegen die AfD 
aufheben und im Zweifel auch eine Koalition mit der 
rechtspopulistischen Partei eingehen. "Wenn der AfD 
Regierungsver-antwortung übertragen wird, wäre das der härteste 
Existenztest für die Partei", glaubt der Politikberater, der zwischen
1976 und 1990 alle Bundestagswahlkämpfe der CDU leitete. Die 
Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin verteidigt der ehemalige 
Berliner Senator und beklagt den mangelnden Rückhalt in der Union.

Albrecht von Lucke
"Mit dem Aufstieg der AfD geht die Destabilisierung der alten 
bundesrepublikanischen Ordnung einher", sagt der Parteienexperte. Die
alte Bonner Zweiteilung, gekennzeichnet durch zwei stabile 
Volksparteien, sei völlig aus dem Lot geraten. Bisher habe der 
Grundsatz gegolten: "Wenn nichts mehr geht, große Koalition geht 
immer", erklärt der Politikwissenschaftler. Das gelte nun nur noch 
bedingt. Dabei sei "maßgeblich die CSU durch das Schüren einer 
Angststimmung für die AfD-Erfolge zuletzt verantwortlich", glaubt 
Albrecht von Lucke.

"Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH. Im Internet unter www.DasErste.de/maischberger

Redaktion: Elke Maar (WDR)

Pressekontakt:

Agnes Toellner, Presse und Information Das Erste,
Tel: 089/5900 23876, E-Mail: agnes.toellner@DasErste.de
Felix Neunzerling, ZOOM MEDIENFABRIK GmbH,
Tel.: 030/3150 6868, E-Mail: FN@zoommedienfabrik.de
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