Das Erste
Weltspiegel - Auslandskorrespondenten berichten
Am Sonntag, 10. Dezember 2017, 19:20 Uhr vom BR im Ersten
München (ots)
Moderation: Natalie Amiri
Geplante Themen:
Russland: Fragwürdige Geschäfte mit Blinden / Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember gab es in Moskau einen Wettbewerb verschiedener Blindenwerkstätten, Models posierten in Rollstühlen. Präsident Putin, der gerade erst angekündigt hat, sich der Wiederwahl zu stellen, versprach Behinderten neue Ausbildungsmethoden, um leichter ihren Platz in der russischen Gesellschaft zu finden. Doch wie sieht die Realität aus? Udo Lielischkies war in Rusinovo, einer Stadt, die in der Sowjetunion 600 Behinderten einen Arbeitsplatz, günstige Lebensbedingungen und viele kulturelle Möglichkeiten bot. Doch heute ist der Komplex des russischen Blindenverbandes nahezu verfallen. Nur noch 45 Blinde finden hier eine monotone Beschäftigung mit miserabler Bezahlung. Die verbandseigenen Gebäude sind weitgehend an kommerzielle Unternehmen vermietet. Die Einnahmen, klagt der lokale Blindensprecher, verschwinden in Moskau; nach Rusinovo jedoch kommt so gut wie kein Geld zurück. Was eine Reportage über das Leben von Behinderten werden sollte, entwickelt sich schnell zu einer Recherche über fragwürdige Geschäfte in der russischen Provinz. (Autor: Udo Lielischkies, ARD Moskau)
Israel: Nach Trumps Jerusalem-Entscheidung / Die Entscheidung von US-Präsident Trump, Jerusalem offiziell als die Hauptstadt Israels anzuerkennen, stößt auf viel Ablehnung: Auf dem Weg des ohnehin schwierigen Friedensprozesses zwischen Palästinensern und Israel stelle der Beschluss ein neues Hindernis dar und verletze den Status quo im labilen Nahen Osten. Die palästinensische Hamas kündigte gar eine Dritte Intifada an. Doch welche Folgen hat Trumps Wahlkampfversprechen für die Regierung Netanjahu und deren Freunde in den USA wirklich vor Ort? Israel-Korrespondentin Susanne Glass trifft jüdische Siedler, Muslime aus Ostjerusalem und Christen und geht der Frage nach, was die Betroffenen von der Hauptstadtentscheidung Trumps halten, welche Folgen sie im Alltag erwarten und wie sie ihre Zukunft sehen. (Autorin: Susanne Glass, ARD Tel Aviv)
Iran: Eine Nomadin als Kickbox-Meisterin / Susan Rashidi ist iranische Kickbox-Meisterin, obwohl das alles andere als selbstverständlich ist: Mit 14 hatte das Mädchen aus einer kurdischen Nomadenfamilie in Kermanschah an der irakischen Grenze andere Mädchen beim Kampfsport gesehen. Über ihre Cousine durfte Susan später heimlich mittrainieren. Die Trainerin des Vereins nahm Susan kostenlos auf, weil diese kein Geld hatte. Und schon nach einem Monat gewann das Mädchen seinen ersten Kampf. Trotz Verboten und Hausarrests ihrer Eltern konnte Susan sie von ihrer Liebe zum Kickboxen überzeugen. Bei ihrem ersten Titel als nationale Meisterin war es dann so weit: Der Vater gab der Sportbegeisterung seiner Tochter nach und seitdem unterstützt er Susan bei ihrem Sport auch gegen die Kritik von Familie, Freunden und Bekannten - vielleicht auch das ein Grund, warum aus seiner Tochter eine starke und mutige Frau geworden ist. (Autorin: Natalie Amiri, ARD Teheran)
Hongkong: Käfigmenschen im teuersten Immobilienmarkt der Welt / Nirgendwo auf der Welt ist Wohnraum so unerschwinglich wie in Hongkong mit seinen gut sieben Millionen Einwohnern. Die bebaubare Fläche ist begrenzt, aber es finden sich genügend Käufer für teure Luxusappartements. Und damit verdienen Immobilienfirmen am meisten Geld. Sozialwohnungen sind knapp und so bleibt vielen Menschen nichts anderes als ein Käfig zum Schlafen. Menschenwürdigen Wohnraum für die Armen zu beschaffen, das versucht Lai Shan Sze: Und auch wenn es Jahre dauert, die zupackende Frau führt ihre Mandanten durch den Behördendschungel und macht politischen Druck, um ihnen zu einer Sozialwohnung zu verhelfen. Über 1000 Menschen konnte Lai Shan Sze, der "Engel von Hongkong", schon helfen. (Autor: Mario Schmidt, ARD Peking)
Türkei: Die Bühne der Frauen - Eine ungewöhnliche Theatergruppe / Die 60-jährige Ümmiye Kocak führt ein klassisches Bauernleben, mitten im anatolischen Hochland: frühe Heirat, Kinder, Feldarbeit. Doch als eines Tages eine Theatergruppe in ihrem Dorf Station macht, ändert sich ihr Leben schlagartig: Sie beschließt, selbst eine Theatergruppe zu gründen - und zwar ausschließlich für Frauen. Ihr Ziel: die Stimme der Frauen in der ganzen Türkei hörbar zu machen. Mit selbstgeschriebenen Theaterstücken touren die Dorffrauen seit einigen Jahren durchs Land - und versuchen, verstaubte Klischees, soziale Konflikte und gesellschaftliche Tabus spielerisch dem Publikum näher zu bringen. Mittlerweile ist Ümmiye Kocak eine echte Berühmtheit in der Türkei, drehte sogar schon einen Werbespot mit Fußballstar Cristiano Ronaldo, bei dem sie selbst Regie führte. Korrespondentin Katharina Willinger begleitet die Frauentheatergruppe auf ihrer Reise nach Hakkari, in den kurdisch geprägten Südosten der Türkei, wo seit Jahren ein blutiger Kampf zwischen türkischem Militär und der verbotenen Terrororganisation PKK tobt. Ümmiye und ihrer Gruppe wurde von der Reise dorthin abgeraten - zu gefährlich sei sie. Doch die Frauen haben ihren Auftritt in Hakkari durchgezogen. (Autorin: Katharina Willinger, ARD Istanbul)
Bolivien: Wohlstand mit Lithium? / Im Salar von Uyuni sitzt Bolivien auf neun Millionen Tonnen Lithium - das größte bekannte Vorkommen der Welt. Die Salzebene ist zwölfmal größer als Berlin und hat eine 100 Meter dicke Salzkruste. Darin befindet sich die lithiumhaltige Sole, die Bolivien, das ärmste Land Südamerikas, zu Wohlstand verhelfen könnte. Die Welt giert nach Lithium - das Leichtmetall ist der Grundstoff für Autobatterien und Handy-Akkus. Und Bolivien kämpft darum, seinen Bodenschatz selber zu fördern und auch gleich fertige Produkte herzustellen, um Geld ins Land zu bringen. Doch das bolivianische Lithium weckt Begehrlichkeiten: Gleich neben der staatlichen Lithiumförderung hat sich schon ein chinesisches Unternehmen niedergelassen. (Autor: Peter Sonnenberg, ARD Mexico City)
Redaktion: Dr. Brigitte Abold
http://www.daserste.de/weltspiegel
Pressekontakt:
Rückfragen an: BR-Pressestelle, E-Mail: presse@br.de
Original-Content von: ARD Das Erste, übermittelt durch news aktuell