"ttt - titel thesen temperamente" (MDR) am Sonntag, 3. März 2019, um 23:05 Uhr
München (ots)
Die geplanten Themen:
"The Sisters Brothers" - Western von Jacques Audiard Oregon, 1851: Zwei Auftragskiller unterwegs im Wilden Nordwesten - Leichen pflastern ihren Weg. Es ist die Zeit des Goldrauschs, einer entfesselten präkapitalistischen Gier - und der ersten sozialistischen Utopien, die mit Einwanderern aus Europa kommend auch im Land der rauchenden Colts den einen oder anderen Geist bewegen. Der Franzose Jacques Audiard wirft mit THE SISTERS BROTHERS einen neuen, europäischen Blick auf das ur-amerikanische Genre. In seinem, in Venedig mit dem Silbernen Löwen gewürdigten, leise-melancholischen Anti-Western träumen harte Männer vom bürgerlichen Leben und ja: von einer gerechteren Welt. Denn: Der Mensch lebt nicht vom Tod allein. Autor: Andreas Lueg
"Alle Rembrandts" - Ausstellung zum 350. Todestag in Amsterdam Rembrandt van Rijn war schon zu Lebzeiten ein Superstar des Barock. Er war der beliebteste Maler in seiner Zeit, dem "Goldenen Zeitalter". Wer immer es sich leisten konnte, wohlhabende Bürger, Kaufleute oder Adlige, gaben bei ihm Gemälde in Auftrag. Rembrandts Bilder waren damals neuartig und spektakulär. Vor allem die Gruppenbilder erzählten Geschichten aus dem täglichen Leben und erzeugten eine ungewöhnliche Dynamik des Moments. Mit beinahe übernatürlichen Licht und Schatten-Effekten schaffte er es, den Betrachter in die Bilder hinein zu ziehen. Diese Faszination hält bis heute an. 2019, 350 Jahre nach Rembrandts Tod, feiert das Amsterdamer Rijksmuseum das niederländische Maler-Genie mit der Ausstellung "Alle Rembrandts". Zu sehen sind neben den Gemälden auch über 300 Drucke und Zeichnungen, die wegen der hohen Empfindlichkeit des Papiers nur selten gezeigt werden. Lange Zeit wurden sie als "Übungsblätter" betrachtet, heute gelten sie als eigenständige Werke, die erstaunliche Einblicke in Rembrandts Universum und seine psychologische Tiefe geben. Schon zwei Wochen nach der Eröffnung bricht die Ausstellung Zuschauerrekorde. Natürlich kommen die Besucher auch, um die "Nachtwache" anzuschauen: die Männer der Amsterdamer Bürgerwehr - Rembrandts wohl berühmtestes Bild. Autorin: Hilka Sinning
Frank Biess' Buch - "Republik der Angst" Die vielbeschworene "Stunde Null" in Deutschland nach Kriegsende und Befreiung vom NS-Regime 1945 - gab es sie wirklich? Der Historiker Frank Biess bezweifelt das und hat jetzt die Geschichte von Demokratisierung und Liberalisierung der Bundesrepublik um eine unerhörte Geschichte ergänzt, eine Geschichte der Angst. Sie beginnt unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Angst der Deutschen vor der Vergeltung der Juden und Besatzungsmächte. Das ist der Start einer im Vergleich zu anderen europäischen Staaten beispiellosen Abfolge von kollektiven Ängsten, die über Jahrzehnte die politische Kultur des Landes prägten - von der Angst vor dem Atomtod, der Angst vor der Automatisierung der Industrie, Angst vor der Entwicklung zu einem autoritären Staat bis zur Angst vor dem Terror der RAF, vor Waldsterben und atomarer Katastrophe. Gleichwohl sind die Deutschen für Frank Biess kein zur Apokalypse neigendes Volk. Vielmehr sind es die traumatischen Erfahrungen von Krieg und Faschismus, die alle Anläufe zu einer nationalen Normalität bis heute kontaminieren. "ttt" hat Frank Biess im Deutschen Historischen Museum getroffen, wo in diesen Tagen eine Werkschau des Fotografen Stefan Moses gezeigt wird: Bilder eines Nachkriegsalltags, der jeden Moment ins Bizarre zu kippen droht. "Republik der Angst" ist soeben erschienen. Autor: Rayk Wieland
"Syrian Heritage Archive" - Ausstellung im Berliner Pergamonmuseum Eine der ältesten bekannte Städte der Welt ist Aleppo. Knapp 4000 Jahre Menschheitsgeschichte ist hier noch immer in den verschiedensten Schichten sichtbar. Trotz des Krieges, der die Stadt heftig zerstört und viele Einwohner in die Flucht getrieben hat, wohnen hier noch immer über zwei Millionen Menschen. Ein großer Teil der Altstadt, die zum gefährdeten Welterbe der UNESCO gehört, ist allerdings zerstört. In Berlin kümmert man sich seit 2012 intensiv um die Rettung des syrischen Welterbes - in Form einer gigantischen Datensammlung. Stefan Weber, Direktor des Museums für islamische Kunst auf der Berliner Museumsinsel, der selbst lange in Syrien gelebt und geforscht hat, gründete damals - noch vor dem Bürgerkrieg - die "Syrian Heritage Initiative". Anhand von Fotos, Bauplänen, Erzählungen sollte erstmals nach und nach das syrische Kulturerbe zentral gesammelt, archiviert und sortiert werden - um es dann der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Im Team sind mehrheitlich Syrer, die zumindest anhand von Daten die Historie ihrer Heimat retten - bevor sie von weiteren Granaten, Plünderern oder Baumaßnahmen unwiederbringlich verschwunden ist. Es geht auch darum, einen Wiederaufbau nach historischen Daten möglich zu machen und Kosten dafür genau einschätzen zu können. Eine Ausstellung im Berliner Pergamonmuseum zeigt ab 28. Februar die Wichtigkeit dieser Arbeit. Autor: Dennis Wagner
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