Interview mit Sonja Zietlow: "Ich nehme meine Gäste ernst"
("Sonja", montags bis freitags, 13.00 Uhr)
Berlin (ots)
Seit drei Jahren (Start: 13. Januar 2000) ist Sonja Zietlow Quotenqueen des Daily Talks im deutschen Fernsehen (23,2 Prozent im Jahresdurchschnitt 1999 bei den 14-49-Jährigen). Jetzt bilanziert sie im Interview ihren Erfolg.
Wer sie nicht persönlich kennt, könnte auch bei ihr das Vorurteil über den erfolgsverwöhnten Fernsehstar fällen: der übliche "halbe Meter über dem Teppich". Sonja Zietlow (31) hat in den letzten drei Jahren ihre Daily Talk-Konkurrentinnen Bärbel Schäfer und Ilona Christen quotenmäßig aus dem Felde geschlagen. Auch Oliver Geissen, der neue Mann bei RTL, konnte "Sonja" nicht vom Quoten-Thron verjagen. Doch in Sachen TV-Glamour hebt die Ex-Lufthansapilotin nicht ab: Der Erfolg sei durchaus "ein angenehmes, behütetes Gefühl". Aber wirklich "wichtig" für sie sei allein, "dass mir die Sendung Spaß macht und ich mich mit ihr voll identifizieren kann". Über Kategorisierungen wie "Schmuddel-Talk" ärgert sie sich, weil damit lediglich beabsichtigt werde, unangenehme Milieus aus dem Scheinwerferlicht des Fernsehens auszublenden. Auf die Mischung der Themen kommt es dem Publikumsliebling an. Mittlerweile hat sie so etwas wie ein empirisches Gefühl für Themen entwickelt: Ja, "Klatsch und Tratsch" gehören auch dazu, aber derben "Trash"-Talk - das will nicht einmal das Publikum, sinniert sie, die erfahrene Dompteuse des Dialogs. Ihr Erfolgsrezept klingt simpel: "Ich nehme meine Gäste ernst". Ihre Talkshow empfindet Sonja Zietlow auch "als Aufklärung" und Lebenshilfe. Denn "viele Menschen sehen zu, weil sie sich orientieren wollen". Sonja Zietlows Lebenstipp: "An das glauben, was man sich wünscht."
Interview
mit der Quotenqueen des Daily Talks im deutschen Fernsehen (gekürzt)
In Ihrem Genre sind Sie seit drei Jahren Quotenqueen. Hat sich ein Traum für Sie erfüllt?
Nein, ich sehe es andersherum: Wenn ich den Erfolg nicht hätte, würde ich vermutlich heute noch davon träumen, berühmt zu werden. Aber ich habe es geschafft. Ich bin jetzt bekannt. Der Erfolg ist ein angenehmes, behütetes Gefühl. Ich genieße ihn, aber ich mache mir darüber keine Gedanken mehr. Wichtig für mich ist, dass mir die Sendung Spaß macht und ich mich mit ihr voll identifizieren kann.
Drogen, Sex, zerrüttete Familienverhältnisse, zahnlose "Ungeheuer" - identifizieren Sie sich mit so einem Milieu?
Meine Gäste sind ganz normale Bürger unseres Landes: Arbeitslose, die kein Geld für den Zahnarzt haben, Menschen, die in Plattenbauten leben, oder Anwaltsfamilien. Wir, meine Redaktion und ich, ärgern uns, wenn mit Begriffen wie "Schmuddel-Talk" indirekt verlangt wird, dass Gefühle, Ängste und Sorgen von Menschen ausgeblendet werden sollen, nur weil einigen das Milieu nicht gefällt. Doch wir tratschen und klatschen nicht nur über Diäten, Liebeskummer und Life Style, sondern wir klären auch ganz bewusst auf und zeigen, was zur Realität unseres Landes gehört - auch wenn es nicht die Schokoladenseite ist.
"Sonja" hat also eine "message"?
Das ist mein Wunsch. Ich empfinde meine Talkshow als Aufklärung. Viele Menschen sehen zu, weil sie sich orientieren wollen. Sie entdecken, dass ihre eigenen Probleme nicht so wichtig sind, oder wie man mit Problemen, die man so oder so ähnlich hat, umgehen kann. Der Moderator ist dabei eine Identifikationsfigur. Im Scheinwerferlicht meiner Sendung stehen aber meine Gäste, ihre Meinungen, ihre Probleme. Ich möchte durch meine Moderation neue oder andere Perspektiven eröffnen - eigenartige Ansichten hinterfragen. Ich möchte gerne weiterhelfen. Sicher, es gibt auch bei "Sonja" Sendungen mit Trash. Aber auch das ist in Ordnung, denn es gehört zum Leben dazu: Wir alle tratschen und klatschen gerne.
Ein Beispiel für "Trash" aus Ihrer Sicht?
Wir hatten einmal das Thema "In mein Bett lasse ich nur einen Mann mit Größe". Das Thema war eigentlich ironisch gemeint. Die "Größe" sollte vielfältig ausgeleuchtet werden: der Charakter des Mannes, beispielsweise. Meine Gäste interessierten sich aber nur für die Gliedgröße und diskutierten lang und breit über Zentimeter...
Sicher ein Quotenerfolg?
Nein. Es ist keine tolle Quote herausgekommen. Solche Themen sind nicht nötig. Wenn wir ein Thema mit Sex machen, dann lieber eines, das zum Beispiel ein Problem in der Ehe aufzeigt. Mittlerweile weiß meine Redaktion, welche Themen mir liegen: keine perversen Sendungen, nichts abartiges.
Haben Sie einen Lebenstipp für Ihre Fans und Zuschauer?
Man soll an das glauben, was man sich wünscht.
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