Telekom-Star Jan Ullrich im SAT.1-Interview über die deutschland tour 2000: "Ich will mit der Spitze mitfahren"
Berlin (ots)
Am kommenden Freitag, den 26. Mai 2000, startet in Bonn die zweite Auflage der deutschland tour. 1247 km, verteilt auf sieben Etappen und ein Einzelzeitfahren, legen die Rad-Profis auf ihrem Weg zum Ziel in Berlin am 1. Juni 2000 zurück. Unter ihnen ist auch Telekom-Star Jan Ullrich, der bei der französischen Midi-Libre-Rundfahrt seinen Wiedereinstieg ins Renngeschehen feierte. SAT.1 sprach mit dem Tour de France-Sieger von 1997 über die deutschland tour 2000.
SAT.1: Nach der krankheitsbedingten Auszeit ist es Ihr erster Auftritt in Deutschland in diesem Jahr. Spüren Sie einen besonderen Druck, den deutschen Fans und auch den Medien gegenüber zu zeigen, dass Sie wieder voll da sind?
Jan Ullrich: "Klar, stehen wir als deutsches Team in Deutschland immer unter besonderem Druck. Das ist nichts ungewöhnliches, damit müssen und können wir leben. Schließlich wollen wir auch unseren Fans etwas zurückgeben für die tolle Unterstützung, die wir immer wieder auch bei Rennen im Ausland durch sie erfahren. Was mich angeht, so ist es schon ein besonderes Gefühl, mal wieder vor heimischer Kulisse zu fahren. Ich will mein Bestes geben, auch wenn das noch nicht reichen wird, die deutschland tour zu gewinnen.
SAT.1: Die Strecke ist dieses Mal insgesamt wesentlich anspruchsvoller als im Vorjahr. Bei der Königsetappe am dritten Tag von Pforzheim nach Bad Dürrheim geht es durch den Schwarzwald. Ein Terrain, auf dem Sie sozusagen heimisch sind. Wie beurteilen Sie diese Etappe, können Sie sie vielleicht sogar gewinnen?
Jan Ullrich: "Den Schwarzwald kenne ich aus dem Effeff. Aber gerade die Etappe von Pforzheim nach Bad Dürrheim ist richtig schwer. Allein der Kandel ist 11,7 km lang. Da gibt es Abschnitte mit teilweise bis zu 15 Prozent Steigung. Im Durchschnitt geht es neun Prozent hoch. Das ist das Schwerste, was wir hier in der Umgebung haben. Selbst im Training fahre ich den Kandel nicht allzu oft. Da ich ihn aber kenne, habe ich einen gewissen Heimvorteil. Außerdem werden auch einige Fans von mir dort stehen. Trotzdem werde ich wahrscheinlich nicht ganz in der Spitzengruppe mitfahren können.
SAT.1: Am sechsten Tag gibt es in Herzogenaurach ein Einzelzeitfahren über 35 km. Mit Andreas Klöden kommt aus dem eigenen Stall harte Konkurrenz. Wie schätzen Sie Ihre Chancen und die der anderen Fahrer ein?
Jan Ullrich: "Besonders über die Entwicklung von Andreas Klöden habe ich mich sehr gefreut. Wir haben ja beide in Berlin praktisch die gleichen Radsportwurzeln. Er hat einen Riesensprung nach vorn gemacht. Das nimmt auch etwas den Druck von mir, wenn wir plötzlich zwei, drei potenzielle Sieganwärter für Etappenfahrten haben. Sicher ist das Einzelzeitfahren in Herzogenaurach optimal, um sich mal richtig anzutesten. Ich habe das auf jeden Fall vor."
SAT.1: Die deutschland tour endet in diesem Jahr in der deutschen Hauptstadt. Der 1. Juni ist ein Feiertag. Es werden zigtausende von Zuschauern erwartet, vor allem an der Ziel-Ankunft am Ku'damm. Sie haben selbst von 1986 - 1991 in Berlin gelebt und trainiert. Welche Bedeutung hat das für Sie?
Jan Ullrich: "Ich freue mich auf Berlin, weil ich da lange gelebt habe. Wenn ich da bin, kommt bei mir immer die Erinnerung an eine sehr schöne Zeit wieder hoch. Ich kenne mich da sehr gut aus. Da fühlt man sich sofort heimisch, wenn man mal wieder da ist."
SAT.1: Bei der Rundfahrt Midi-Libre, die am Sonntag endete, saßen Sie erstmals wieder bei einem Rennen im Sattel. Obwohl Sie am letzten Tag kurz vor dem Ziel ausgestiegen sind, waren Sie zufrieden. Mit welchen Ambitionen gehen Sie bei der deutschland tour an den Start?
Jan Ullrich: "Das ist im Prinzip einfach. Mit der deutschland tour läute ich praktisch die heiße Phase der Vorbereitung auf die Tour de France ein. Entsprechend ambitioniert werde ich da ins Rennen gehen. Zwar bin ich im letzten Jahr bei dieser Tour gestürzt, was mich schließlich die Frankreich-Teilnahme gekostet hat. Daran denke ich aber nicht mehr. Den Sturz habe ich aus meinem Kopf herausbekommen. Um die Gesamtwertung kann ich zwar noch nicht mitfahren, aber bei der einen oder anderen Etappe werde ich mich richtig antesten. Ich will mit der Spitze mitfahren."
SAT.1: Ihr Tipp auf den Gesamtsieg?
Jan Ullrich: "Auf jeden Fall ein Telekom-Fahrer. Jens Heppner hat sich nach seinem schweren Sturz im Vorjahr wieder gut in Schwung gebracht. Ich werde jedenfalls alles dafür tun, dass am Ende einer von uns in Berlin als Erster ankommt."
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