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Deutsche Marine - Pressemeldung: Überlebenstraining in der "Pilotenwaschmaschine" - Seit 40 Jahren bildet Nordholzer Marinefliegergeschwader Luftfahrzeugbesatzungen aus

Deutsche Marine - Pressemeldung: Überlebenstraining in der "Pilotenwaschmaschine" - Seit 40 Jahren bildet Nordholzer Marinefliegergeschwader Luftfahrzeugbesatzungen aus
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Glücksburg (ots)

Nordholz - Die Inspektion "Überleben auf See" (InÜaS) des 
Marinefliegergeschwaders 3 "Graf Zeppelin" (MFG 3) im 
niedersächsischen Nordholz wird am heutigen Mittwoch 40 Jahre alt. 
Das Besondere: Die dort stattfindende Ausbildung ist einmalig in 
Deutschland. Nur hier bekommen die Flugzeugbesatzungen der 
Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine ein Überlebenstraining 
auf offener See geboten. Ohne diese Spezialausbildung dürfen sie 
nicht über dem Meer fliegen. Auch zivile Flugzeugbesatzungen sowie 
Lehrgangsteilnehmer aus Österreich und der Schweiz kommen für diese 
Ausbildung an die Nordsee. Alle Besatzungsmitglieder von 
militärischen Luftfahrzeugen durchlaufen die Lehrgänge östlich des 
Jadebusens. Bis heute haben rund 58.000 Soldaten die essentielle 
Ausbildung für fliegendes Personal absolviert. Ende dieses Jahres 
werden es fast 60.000 sein.
Bis 2003 gab es die "Pilotenwaschmaschine"
Die Inspektion "Überleben auf See" gibt es dem Namen nach seit 
1993. Gegründet wurde die Ausbildungseinheit am 1. April 1969 unter 
dem Namen 1. Inspektion der Marinefliegerlehrgruppe - war damit eine 
Außenstelle der in Westerland auf Sylt beheimateten 
Marinefliegerlehrgruppe.  Trainiert wird der Sprung mit dem 
Fallschirm in die stürmische Nordsee, der Umgang mit 
Rettungsschwimmweste und -insel, aber auch das Entkommen aus einem 
gekenterten Hubschrauberwrack unter Wasser. Seit dem Beginn vor 40 
Jahren hat sich viel verändert. Die Ausbildung hat sich stets 
angepasst und weiter verbessert. So war von 1986 bis 2003 der 
Unterwasserausstiegstrainer (UWAT) allen Marinefliegern als 
"Pilotenwaschmaschine" bekannt. Dieser Behälter ähnelte einer 
Waschtrommel, der in einem Wasserbecken versenkt und auf den Kopf 
gedreht wurde. Die darin festgeschnallten Soldaten mussten sich 
befreien und den Ausstieg zur rettenden Wasseroberfläche üben.
Jährlich 2.000 Lehrgangsteilnehmer
Heute hat ihn das moderne Modell METS (Modular Egress Training 
Simulator) abgelöst. Dabei handelt es sich um den Nachbau eines 
Luftfahrzeugrumpfes. Er ist auf dem neuesten Stand der Technik und 
einzigartig in Deutschland. Mit ihm trainieren die fliegenden 
Besatzungen alle wichtigen Verhaltensregeln zum Überleben auf See 
nach einem Absturz ins Meer. Jährlich nehmen über 2.000 Soldaten an 
dieser Ausbildung teil. Das METS kann auf unterschiedliche 
Flugzeugtypen originalgetreu umgebaut werden: Dazu werden die Gurte, 
Sitze, Türen, Fenster, Griffe und die individuellen Rettungsmittel 
des jeweiligen Flugzeugtyps eingebaut. Die Teilnehmer nehmen dort 
Platz, wo sie normalerweise während eines regulären Fluges sitzen. 
Der Simulator stürzt auf die Wasseroberfläche in der 
Wasserübungshalle. Jetzt muss es schnell gehen, jeder Handgriff muss 
sitzen, der zuvor nur theoretisch vermittelt wurde. Alles muss in der
richtigen Reihenfolge ausgeführt werden. Drill und Übung ist alles - 
es geht um die Rettung des eigenen Lebens.
Springen vom Fünf-Meter-Turm
Zu den Teilnehmern im aktuellen Jubiläumslehrgang gehört die 
29-jährige Schiffsärztin Britta Nagel. Sie trainiert das Überleben 
auf See zum ersten Mal. "Ich werde im August mit einer Fregatte in 
den Auslandseinsatz gehen. Da könnte es sein, dass ich als Ärztin mit
dem Bordhubschrauber zu Rettungseinsätzen fliegen muss. Daher werde 
ich vorher umfassend dafür ausgebildet", sagt sie. Zuvor habe die 
Soldatin aus Westerstede den Taucherlehrgang in Neustadt/Holstein 
absolviert. "Dazu gehörten auch Apnoeübungen, also Tauchübungen ohne 
Sauerstoffgerät. Ich bin deshalb schon an das Wasser gewöhnt und kam 
nicht mit Angst, sondern mit Vorfreude nach Nordholz." Diese Freude 
ist Nagel anzusehen. Während der Ausbildung springt sie gutgelaunt 
vom Fünf-Meter-Turm ins Schwimmbecken. Dann heißt es Luft anhalten, 
auftauchen, schwimmen und eine Rettungsinsel besteigen. Das sind die 
Übungen die drillmäßig trainiert werden. Immer und immer wieder. Und 
da bei einem Absturz in der trüben Ostsee oft nichts zu sehen ist, 
werden die Übungen auch mit verbundenen Augen wiederholt. Die Griffe 
müssen wie im Schlaf sitzen. Eine spezielle Ausrüstung steht den 
Soldaten in der Wasserübungshalle zur realistischen Vorbereitung auf 
einen Notfall nach einem Flugzeugabsturz zur Verfügung. Dazu gehören 
neben den Rettungsinseln auch ein Fallschirmschlepptrainer.
Rettung aus dem Meer mit einem Hubschrauber
Am Anfang einer jeden fliegerischen Ausbildung steht der 
Grundlehrgang mit einer Länge von fünf Tagen. Wer ihn nicht besteht, 
darf kein Flieger werden. In der Ausbildungsphase wird festgestellt, 
ob die Angst vor dem Abtauchen im Wasser etwa zu groß ist oder der 
Druckausgleich mit Nase und Ohren trotz Übung einfach nicht 
funktioniert, was sich in Form unangenehmer Ohrenschmerzen äußert. 
Danach gibt es sogenannte Refresher- und Wiederholerlehrgänge. Sie 
dauern jeweils ein bis drei Tage und sind jährlich zu wiederholen. Am
Ende der mehrtägigen Lehrgänge steht das "Open Sea Survival 
Training", also das Trainieren auf offener See. Dann geht es am 
frühen Morgen auf dem Marineschlepper "Wangerooge" hinaus auf die 
kalte Nordsee. Hier üben die Soldaten unter realen Bedingungen in 
ihren orangefarbenen Schutzanzügen bei Wind und rauem Seegang den 
Sprung vom Heck des Schleppers ins offene Wasser und die 
anschließende Rettung in die Rettungsinsel. Wer es bis hierhin 
geschafft hat, der hat den anforderungsreichen Lehrgang, vor dem 
manchen Lehrgangsteilnehmern die Knie schlotterten, schon fast 
bestanden. Als Abschlussübung folgt das sogenannte Winchen - das 
Hochziehen oder Abseilen an einer Winde, die an einem Hubschrauber 
angebracht ist. So werden Menschen aus Seenot geborgen.
Realitätsnaher Ausstieg aus Luftfahrzeugen
Im MFG 3 gibt es gesonderte Lehrgänge für Propellerflugzeug-, 
Hubschrauber- oder Strahlflugzeugbesatzungen. Je nachdem, in welchem 
Luftfahrzeug die Soldaten eingesetzt werden, üben sie den 
realitätsnahen Ausstieg aus ihrem Fluggerät. Jedes Luftfahrzeug wird 
im Notfall anders verlassen. Aus einem Jet wie zum Beispiel der 
"Phantom", dem "Tornado" oder dem "Eurofighter" wird sich 
beispielweise mit einem Schleudersitz hinauskatapultiert. Die 
Helikopter vom Typ "Sea Lynx" oder "Sea King" werden dagegen auf der 
Wasseroberfläche abgesetzt. Das Problem dabei ist der hochliegende 
Schwerpunkt dieser Hubschrauber. Im Wasser drehen sie sich auf den 
Kopf. Genau das wird mit den Lehrgangsteilnehmern originalgetreu 
geübt. Die Flugzeuge mit großen Tragflächen wie die "P-3 C Orion", 
"Breguet Atlantic" oder "Dornier 228" landen im Notfall ebenfalls auf
dem Wasser. Piloten nennen diese Notwasserung: Ditching.
Inspektionschef: "Überlebenstraining baut Ängste ab und gibt 
Sicherheit."
Doch nicht nur Besatzungsangehörige, Piloten oder Bordmechaniker 
werden in Nordholz ausgebildet. Es gibt auch Lehrgänge für sogenannte
Boardingteams, für Minentaucher, für Soldaten vom Kommando 
Spezialkräfte (KSK) oder für Schiffsärzte wie Stabsarzt Britta Nagel.
Auch externe Lehrgangsteilnehmer von der Bundespolizei über das 
Havariekommando bis hin zur Seefahrtschule Cuxhaven trainieren hier 
für den Notfall. "Überleben auf See in Nordholz ist professionelles 
Training auf höchstem Niveau", sagt der Chef der Inspektion, 
Fregattenkapitän Arndt Neumann (41). "Oft sind Soldaten anderer 
Nationen zu Besuch im MFG 3, um von uns zu lernen. Neben den seit 
Jahren vertretenen Soldaten aus Österreich und der Schweiz waren auch
schon Soldaten aus Frankreich, Tunesien oder Israel bei uns", sagt 
der Cuxhavener und unterstreicht damit freudig die Attraktivität 
seiner Inspektion. "Unser Auftrag ist es, mit dem Überlebenstraining 
Ängste abzubauen und Sicherheit im Umgang mit den eigenen 
Rettungsmitteln sowie mit dem Wasser zu erlangen." Dabei sollen die 
Soldaten lernen, welche Rettungsmittel zur Verfügung stehen, wie sie 
eingesetzt werden, wie sie sich und der Mensch selbst im Wasser 
verhalten. "Da spielen auch Physiologie und Psychologie mit rein. 
Denn wer weiß schon, wie sich der menschliche Körper in eiskaltem 
Wasser verhält?", sagt Neumann. Das Ziel all der Übungen sei, dass 
sich Routine einstellt. Er sagt: "Wenn das alles sitzt, dann haben 
wir unseren Auftrag erfüllt."
Autor: Katja Messinger, Presse- und Informationszentrum Marine
Fotos: Deutsche Marine
Weitere Informationen rund um die Marineeinsätze und das oben 
genannte Thema finden Sie in unserem Internetportal www.marine.de.

Pressekontakt:

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Stabsbootsmann Detlef Struckhof
erTelefon: 0 46 31 - 6 66 - 44 14/ 44 00
E-Mail: piz@marine.de
Fotoredaktion Marine: 0 46 31 - 6 66 - 44 32

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