"Die zweite Chance" - BA und Thüringer Wirtschaftsministerium starten Modellprojekt für junge Erwachsene ohne Ausbildung in Ostthüringen
Nürnberg (ots)
Eine gute Ausbildung minimiert das Risiko der Arbeitslosigkeit. Ein Grund für die Bundesagentur für Arbeit (BA), ihren Fokus auf junge Männer und Frauen zu richten, die keine oder keine verwertbare Ausbildung haben. "Wir investieren in die abschlussorientierte Qualifizierung von Menschen zwischen 25 und 35 Jahren, weil wir damit einerseits jungen Menschen eine berufliche Perspektive eröffnen und andererseits die Wirtschaft mit den Fachkräften versorgen können, die sie mittlerweile dringend braucht", erklärt BA-Vorstand Raimund Becker die zweite Zielrichtung der Strategie. Verantwortungsbewusste Sozial- und Arbeitsmarktpolitik lasse sich so mit den Erfordernissen der Wirtschaft in Einklang bringen.
"Das Thema Beschäftigung und Qualifizierung entscheidet über die Zukunft unseres Landes", sagte Wirtschafts- und Arbeitsminister Matthias Machnig heute zum Anliegen der Initiative. "Es geht darum, alle Beschäftigungsreserven zu heben und jungen Leuten die Chance zu geben, beruflich doch noch einmal durchzustarten." Er wies zugleich darauf hin, dass man deshalb bereits im Vorjahr mit BA, Wirtschaft und Gewerkschaften die Initiative "Thüringen braucht Dich" gestartet habe, um junge Menschen ohne abgeschlossene oder auf dem Arbeitsmarkt verwertbare Ausbildung im Rahmen einer zweiten Chance zu einem qualifizierten Ausbildungsabschluss zu bringen.
Im Freistaat gibt es etwa 7.000 Arbeitslose und fast 10.000 beschäftigte junge Menschen zwischen 25 und 35 Jahren ohne verwertbaren Berufsabschluss. "Diese Menschen haben noch über 30 Berufsjahre vor sich. Viele können sich zu den Fachkräften entwickeln, die in vielen Branchen bereits jetzt gesucht werden. Es lohnt sich also, in ihre Zukunft zu investieren und ihnen eine zweite Chance zu geben", sagt der Chef der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen Kay Senius.
Im Rahmen dieser Strategie starten BA und Freistaat Ende August in Ostthüringen den Modellversuch "Abschlussorientierte Qualifizierung mit Anreizsystem für unter 35-Jährige". Das Neue daran: Mit Hilfe von Erfolgsprämien für das Erreichen von Zwischen- und Abschlussprüfungen und Zuschüssen für zusätzliche Aufwendungen sollen die finanziellen Hürden einer Qualifizierung gemildert und die Motivation, den Abschluss zu machen, gesteigert werden. Denn in der Vergangenheit zeigte sich, dass es für einige junge Erwachsene wegen geringer Motivation und/oder finanziellen Problemen schwer ist, eine Ausbildung oder Qualifizierung zu beginnen und erfolgreich zu Ende zu bringen, etwa weil sie familiäre Verpflichtungen haben. Bis zu 180 junge Männer und Frauen - 120 aus dem Rechtskreis des SGB III, 60 aus dem Rechtskreis des SGB II - sollen bei dem Projekt über zwei bzw. drei Jahre eine Qualifizierung durchlaufen, die mit einem Berufsabschluss endet.
Teilnehmer aus dem Rechtskreis des SGB III, die von den Arbeitsagenturen in Ostthüringen betreut werden, erhalten Erfolgsprämien von 1.000 bzw. bis zu 1.500 Euro für bestandene Zwischen- bzw. Abschlussprüfungen. Außerdem haben die Projektteilnehmer Anspruch auf eine monatliche Mehraufwandspauschale in Höhe von 100 EUR, etwa für Berufskleidung. Finanziert wird das Projekt zu jeweils 50 % von der Bundesagentur für Arbeit und dem Freistaat Thüringen.
Die vorgesehenen 60 Teilnehmer aus dem Rechtskreis des SGB II, die von den Jobcentern der Region betreut werden, haben einen Anspruch auf 1.500 EUR bei bestandener Zwischen- und bis zu 2.000 EUR bei bestandener Abschlussprüfung. Letztere wird nach Leistung gestaffelt. Eine monatliche Mehraufwandspauschale ist hier nicht vorgesehen. Die Erfolgsprämien von insgesamt rund 190.000 EUR werden aus Landesmitteln des Freistaats Thüringen bereitgestellt.
Gefördert werden Berufsabschlüsse, die insbesondere zur Deckung des Fachkräftebedarfs in den Branchen Metall, Elektro, Kunststoff, Bau sowie Gesundheit und Pflege beitragen. Das auf zwei bzw. drei Jahre angelegte Projekt wird von Wissenschaftlern des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) begleitet und evaluiert.
"Wir müssen neue und unkonventionelle Wege gehen, um alle jungen Menschen mitzunehmen und ihnen hier in Thüringen Perspektiven zu eröffnen bzw. sie als Fachkräfte zu gewinnen", sagte Wirtschaftsminister Machnig.
"Es wäre ein ermutigendes Zeichen, wenn solche konstruktiven und zukunftsorientierten Projekte, wie das zwischen dem Freistaat Thüringen und der BA aufgesetzte Modellprojekt, auch in anderen Ländern Schule machen würden", fügte BA-Vorstand Raimund Becker hinzu.
Pressekontakt:
Bundesagentur für Arbeit
Presseteam
Regensburger Strasse 104
D-90478 Nürnberg
E-Mail: zentrale.presse@arbeitsagentur.de
Tel.: 0911/179-2218
Fax: 0911/179-1487
Original-Content von: Bundesagentur für Arbeit (BA), übermittelt durch news aktuell