Ausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ im Forum am Dom Osnabrück eröffnet: Eindrückliche Ausstellung zu Opfern sexualisierter Gewalt in deutschen Bistümern
Seit September 2021 forschen Historikerinnen und Historiker sowie Rechtwissenschaftlerinnen und Rechtwissenschaftler der Universität Osnabrück zum Thema sexualisierte Gewalt an Minderjährigen sowie schutz- und hilfebedürftigen Erwachsenen im Bistum Osnabrück. Um das Erleben von Betroffenen für eine große Öffentlichkeit sichtbar zu machen, hat das Forschungsprojekt eine Ausstellung mit dem Titel „Betroffene zeigen Gesicht“ nach Osnabrück geholt, die 2022 an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart konzipiert wurde. Sie wird vom 1. bis 11. Juni 2023 außer montags jeweils zwischen 11 und 18 Uhr im Forum am Dom, Domhof 12, gezeigt. Zugleich soll die Ausstellung Betroffene ermutigen, ihre Erfahrungen mit dem Forschungsprojekt zu teilen.
Ausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ im Forum am Dom eröffnet
Eindrückliche Ausstellung zu Opfern sexualisierter Gewalt in deutschen Bistümern
Seit September 2021 forschen Historikerinnen und Historiker sowie Rechtwissenschaftlerinnen und Rechtwissenschaftler der Universität Osnabrück zum Thema sexualisierte Gewalt an Minderjährigen sowie schutz- und hilfebedürftigen Erwachsenen im Bistum Osnabrück. Um das Erleben von Betroffenen für eine große Öffentlichkeit sichtbar zu machen, hat das Forschungsprojekt eine Ausstellung mit dem Titel „Betroffene zeigen Gesicht“ nach Osnabrück geholt, die 2022 an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart konzipiert wurde. Sie wird vom 1. bis 11. Juni 2023 außer montags jeweils zwischen 11 und 18 Uhr im Forum am Dom, Domhof 12, gezeigt. Zugleich soll die Ausstellung Betroffene ermutigen, ihre Erfahrungen mit dem Forschungsprojekt zu teilen.
Zur Ausstellung:
Die Fotoausstellung wurde von Dr. Ilonka Czerny entwickelt. Dokumentiert werden 22 Einzelschicksale Betroffener aus deutschen Diözesen durch Fotos aus der Kindheit und kurze, von ihnen selbst zur Verfügung gestellte Texte. Die Ausstellung ist bereits an mehreren Orten in Deutschland gezeigt worden. „Es ist für mich äußerst bedrückend, in die Gesichter der Betroffenen von sexualisierter Gewalt zu schauen – jenseits von den reinen Zahlen der Opfer. Aber zugleich ist es unglaublich anrührend, dass sie den Mut finden, sich ihren schrecklichen Erfahrungen zu stellen und somit uns allen im wahrsten Sinne des Wortes ihr Gesicht zu zeigen“, so die Präsidentin der Universität Osnabrück, Prof. Dr. Susanne Menzel-Riedl zur Ausstellungseröffnung. „Die Bilder und Worte sagen mehr als jede Statistik“, ergänzt Karl Haucke, ein Betroffener, der am Projekt mitwirkt.
Zu sehen auf den großformatigen Plakatwänden ist unter anderem ein festlich gekleidetes Mädchen, das stolz ihr Kommunionslicht zeigt. Dem feierlichen Anlass widerspricht der Text auf der Tafel neben dem Bild. Geborgenheit und Schutz habe sie gesucht, schreibt die mittlerweile erwachsene Frau über ihr früheres Leben. Ein Umstand, den die Täter seinerzeit ausgenutzt haben. Geblieben ist eine posttraumatische Belastungsstörung: „Scham und mangelndes Vertrauen hindern mich noch heute daran, offen auf meine Mitmenschen zuzugehen.“
Es sind Bilder wie dieses, das die Betrachterinnen und Betrachter betroffen und fassungslos zurücklassen. Am 20. September 2022 veröffentlichte das Forschungsprojekt einen Zwischenbericht über Pflichtverletzungen der Osnabrücker Bistumsleitung. „„Für diesen Bericht mussten wir uns zunächst auf kirchliche Akten konzentrieren. In diesen Akten kommt die Perspektive der Betroffenen zu kurz,“ erläutert der Jurist Prof. Dr. Hans Schulte-Nölke, einer der Projektleiter. „Wir möchten diese Leerstelle gern füllen, und würden uns sehr freuen, wenn weitere Betroffene uns über ihr Erleben berichten“, so die Historikerin Prof. Dr. Siegrid Westphal, ebenfalls Projektleiterin.
Den Forschenden ist bewusst, dass es vielen Menschen schwerfällt, über solche Erlebnisse zu sprechen. „Wir möchten um das Vertrauen der Betroffenen werben und sie ermutigen, dass ihre Stimme wichtig ist und gehört werden sollte. Selbstverständlich behandeln wir jedes Gespräch absolut vertraulich“, sagt Dr. Jürgen Schmiesing, der die Forschungsgruppe im Projekt koordiniert. Die Kontaktaufnahme zu Jürgen Schmiesing ist möglich unter: Telefon 0541 969 6422, per E-Mail an s-gewalt@uni-osnabrueck.de sowie per Post:
Universität Osnabrück, Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit
z. Hd. J. Schmiesing, Postfach 44 69, 49074 Osnabrück.
Die Veranstalterinnen und Veranstalter der Ausstellung weisen darauf hin, dass die Ausstellung aufgrund ihres emotionalen Themas sehr belastend sein kann. Es wird dazu aufgerufen, achtsam und nachsichtig mit sich selbst zu sein. Informationsmaterial zu Hilfs- und Beratungsangeboten liegt bereit.
Hintergrund zum Forschungsprojekt „Betroffene - Beschuldigte - Kirchenleitung: Sexualisierte Gewalt an Minderjährigen sowie schutz- und hilfebedürftigen Erwachsenen im Bistum Osnabrück“
Die Universität Osnabrück wurde vom Bistum Osnabrück beauftragt, eine Studie zu sexualisierter Gewalt an Minderjährigen und schutz- oder hilfebedürftigen Erwachsenen im kirchlichen Raum im Bistum Osnabrück durchzuführen. Das juristisch-historische Forschungsprojekt unter der Leitung des Rechtswissenschaftlers Prof. Dr. Hans Schulte-Nölke und der Historikerin Prof. Dr. Siegrid Westphal leistet einen unabhängigen Beitrag zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum seit 1945. Das Bistum stellt der Universität Osnabrück 1,3 Millionen Euro zur Verfügung und gewährleistet den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler uneingeschränkten Zugang zu den Akten. Über den Zeitpunkt sowie die Art und Weise der Publikation ihrer Ergebnisse entscheidet allein die Universität Osnabrück, ohne dass das Bistum zustimmen muss.
Zu Jahresbeginn 2022 hat das Projekt eine Steuerungsgruppe eingerichtet, die die Projektarbeit kritisch begleitet. In dem siebenköpfigen Gremium sitzen drei Betroffene von sexualisierter Gewalt im kirchlichen Raum. Damit unterstreicht die Projektleitung die Bedeutung der Perspektive der Betroffenen in der Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt im kirchlichen Raum. Im September 2022 veröffentlichte das Forschungsprojekt einen ersten Zwischenbericht. Der Bericht befasste sich anhand von 16 Fallbeispielen mit Rechts- und Pflichtverstößen der Bistumsleitung.
Weitere Informationen für die Medien:
Dr. Oliver Schmidt, Universität Osnabrück
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Neuer Graben 29, 49074 Osnabrück
Tel.: +49 541 969 4516
E-Mail: oliver.schmidt@uos.de
Dr. Oliver Schmidt, Universität Osnabrück Stabsstelle Kommunikation und Marketing Neuer Graben / Schloss, 49076 Osnabrück Tele.: +49 541 969 4516 E-Mail: oliver.schmidt@uni-osnabrueck.de
Weiteres Material zum Download Dokument: 042_PM_Bistum_Ausste~fene_Juni_2023.docx