Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
"Wir sind einen wesentlichen Schritt zum vorsorgenden Umweltschutz gegangen"
Osnabrück (ots)
Deutsche Bundesstiftung Umwelt 1. März zehn Jahre / 4.000 Projekte mit 1,7 Milliarden Mark gefördert / Aufbau Ost / Mittelstand im Blick
"Umweltschutz ist nicht mehr wie ein Lazarettwagen, mit dem man versucht, eingetretene Übel zu heilen oder zu vermindern. Umweltschutz wird integriert in Produkte, Produktionsverfahren und Management. Wir sind in Deutschland einen wesentlichen Schritt vom nachsorgenden zum vorsorgenden Umweltschutz gegangen. Und diesen Weg haben wir mit bereitet." - Mit diesen Worten zieht Fritz Brickwedde (52), Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück, Fazit nach einem Jahrzehnt Fördertätigkeit der größten Umweltstiftung Europas. Sie hatte am 1. März 1991, ausgestattet mit dem Geld aus dem Verkauf der ehemals bundeseigenen Salzgitter AG von 2,5 Milliarden Mark, die Arbeit aufgenommen, um innovative und umweltentlastende Modellprojekte aus Umwelttechnik, -forschung und -kommunikation zu fördern. 4.000 sind es in den Jahren geworden mit einem Fördervolumen von 1,7 Milliarden Mark. Davon floss fast die Hälfte in die ostdeutschen Bundesländer.
Mit gutem Grund, wie sich Brickwedde als "Stiftungsmann der ersten Stunde" erinnert. Die DBU-Gründung sei schließlich in die Zeit der Wiedervereinigung gefallen. Die Ex-DDR sei geprägt gewesen durch hohe Umweltbelastungen und immense - schäden. Für die Elbe sei in dieser Zeit sogar eine neue Einstufung eingeführt worden: ökologisch zerstört. Daher sei es oberstes Ziel gewesen, schnell dort zu helfen, wo es am nötigsten gewesen sei und zu einer spürbaren Verringerung der gewaltigen Umweltbelastungen beizutragen. Im Zentrum eines Sofortprogramms habe die Umweltberatung des sich neu bildenden Mittelstandes gestanden und die Beseitigung der immensen Umweltschäden am national bedeutenden Kulturgut Ostdeutschlands.
Aber auch 1991 schon habe die DBU ein Stipendienprogramm aufgelegt und mit der Einrichtung von vier Stiftungsprofessuren den Aufbau einer zukunftsorientierten Umweltforschung in Ostdeutschland unterstützt. Auf Grund der guten Ergebnisse sei das Stipendienprogramm bundesweit ausgedehnt worden. Heute würden für jährlich 50 Stipendien vier Millionen Mark zur Verfügung gestellt.
Kernklientel der DBU sei der Mittelstand. Ihm müsse geholfen werden, die Umwelttechnik im Idealfall in Kombination mit anwendungsorientierten Forschern zu entwickeln, die hinführe zu einem vorsorgenden, produktionsintegrierten Umweltschutz. Immerhin seien rund 1,2 Milliarden Mark in die kleinen und mittleren Unternehmen geflossen. Gut angelegtes Geld, wie Brickwedde betont. Interne und externe Auswertungen hätten ergeben, dass 89 Prozent der Projekte die Zielsetzung erreicht hätten, acht Prozent trotz einiger Mängel und nur drei Prozent überwiegend nicht. Brickwedde: "Da Innovationsförderung immer mit Risiko verbunden ist, halten wir das für eine sehr gute Bilanz."
Die Firma TiNOX aus München zum Beispiel produziert unterstützt von der DBU Absorber für Sonnenkollektoren zur Wärmegewinnung in einem neuen, computergestützten Vakuumbeschichtungsverfahren. Es laufe emissionsfrei ab, belaste nicht die Gewässer, benötige nur ein Zehntel der sonst üblichen Energie und mache die bisher üblichen chemischen Bäder überflüssig. Hier habe ein Existenzgründer ein innovatives und umweltentlastendes Produktionsverfahren entwickelt und umgesetzt und auch ökonomisch sinnvoll und sozial verantwortlich gehandelt: Heute sei TiNOX europaweit Marktführer und beschäftige 30 Mitarbeiter.
Die Firma Meta Motoren- und Energie-Technik in Herzogenrath verringere mit einer neuentwickelten Technik den Benzinverbrauchs herkömmlicher Ottomotoren um etwa 20 Prozent, bringe Benziner auf das heutige Niveau von Dieselmotoren und helfe ihnen, wirtschaftlicher und umweltfreundlicher zu fahren. Das System leiste einen wesentlichen Beitrag zur Verringerung verkehrsbedingter Kohlendioxid-Belastungen. Und der Verkehrssektor sei der größte Luftverschmutzer: 25 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland entfielen auf ihn - mit steigender Tendenz.
Maßgeblich unterstützt habe die DBU auch die Erforschung des Lotuseffekts an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Prof. Dr. Wilhelm Barthlott habe dabei herausgefunden, dass nicht glatte Flächen besonders schmutzabweisend seien, sondern mikroraue. Entdeckt habe er das am Blatt der Lotus-Pflanze. Nach diesem Muster würden in der Zwischenzeit Fassadenfarben hergestellt, aber auch Dachpfannen und Folien, die dafür sorgten, dass Verkehrsschilder nicht mehr verdrecken. Der Wasserverbrauch werde verringert, aber auch der Einsatz von Reinigungsmitteln. Dabei habe die Stiftung einem Forscher helfen können, der bis dahin bei anderen keine Unterstützung gefunden habe.
So sicher es sei, dass die DBU hier ihr Kernarbeitsfeld behalten werde, so sicher sei es aber auch, dass sich die private Stiftung bürgerlichen Rechts mit einer hohen Flexibilität weiteren Feldern intensiver öffnen werde. Der klassische Naturschutz, in den bisher etwa ein Zehntel der bewilligten Fördermittel flossen, solle verstärkt gefördert werden. Biotechnologie, verstärkte Nutzung erneuerbaren Energie, Klimaschutz und eine intensive Wissensvermittlung in die mittel- und osteuropäischen Nachbarländer seien die Themen für das nächste Jahrzehnt. 114 Mitarbeiter auf 90 Planstellen - u.a. Physiker, Biologen, Chemiker, Forst- und Agrarwissenschaftler, Ingenieure, Kaufleute und Pädagogen - stünden für diese Aufgaben und das "normale" Fördergeschäft bereit.
Dass die Mittel dafür nicht versiegen, ist für Brickwedde sicher. Immerhin sei es in den vergangenen Jahren durch eine konsequente Finanzpolitik auch gelungen, das Vermögen der Stiftung um 700 Millionen Mark auf 3,2 Milliarden Mark aufzustocken, Inflationsverluste auszugleichen und damit das Anfangsvermögen real im Wert zu erhalten. Trotz der einen Million Mark, die seit 1993 jährlich für die Vergabe des höchstdotierten Umweltpreises Europas, des Deutschen Umweltpreises, vergeben wird. Der "Nobelpreis für den Umweltschutz", wie Brickwedde ihn nennt. Und darauf verweist, dass der Preisträger des Jahres 1994, der Klimaforscher Paul J. Crutzen, erst im Folgejahr mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde.
Hinweis an die Redaktionen: Ein Foto zum Thema finden Sie auf der Homepage der Stiftung unter www.dbu.de.
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