Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
76 Millionen Euro für innovativen Umweltschutz: DBU-Generalsekretär präsentiert Jahresbericht 2001
Osnabrück (ots)
666 Projekte gefördert - Kirchendächerprogramm mit überwältigender Resonanz: im vergangenen Jahr 271 Bewilligungen - Naturschutz offiziell in die Förderleitlinien der Stiftung aufgenommen
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU, Osnabrück), die in Umwelttechnik, Umweltforschung und Naturschutz sowie Umweltkommunikation dazu "anstiften" will, zukunftsweisende, neue, umweltschonende Wege einzuschlagen, kann für das Jahr 2001 erneut eine positive Bilanz vorweisen. Wie ihr Generalsekretär Fritz Brickwedde bei der Vorlage des Jahresberichtes 2001 heute vor Journalisten erläuterte, bewilligte sie im Vorjahr 76 Millionen Euro für 666 Projekte. Die große Steigerung bei der Anzahl der Projekte im Vergleich zum Vorjahr (518 Projekte) sei vor allem auf das Kirchendächerprogramm der DBU zurückzuführen. Hier fördert die Umweltstiftung den Bau von mehr als 700 Solaranlagen auf Gebäuden in kirchlicher Trägerschaft mit 13,3 Millionen Euro - 2001 allein 271 Anlagen. Insgesamt hat die Stiftung seit Aufnahme ihrer Fördertätigkeit am 1. März 1991 über 4.900 Projekte mit einer Summe von 930 Millionen Euro unterstützt. Brickwedde: "Durch die Förderung innovativer Modellprojekte konnte die Stiftung einen wichtigen Beitrag zur Umweltentlastung leisten."
1.997 Anträge seien bei der DBU im Vorjahr eingegangen. Von den 666 geförderten Projekten entfielen 23 Prozent auf die ostdeutschen Bundesländer. Schlüssele man die bewilligten Projekte nach den Empfängern auf, so lägen die kirchlichen Institutionen mit 293 von 666 Bewilligungen und einer Fördersumme von 14 Millionen Euro in der Statistik vorne. "Dieses Ergebnis wird durch das Kirchendächerprogramm erzielt, vorrangige Nutznießer unserer Förderung bleiben aber weiterhin die kleinen und mittelständischen Unternehmen", betonte Brickwedde. So hätten diese im Jahr 2001 teilweise in Kooperation mit Forschungsinstituten und Universitäten 221 Förderbescheide erhalten. Die Unternehmen hätten vornehmlich für Projekte aus dem produktionsintegrierten Umweltschutz mit 45 Millionen Euro von der größten Umweltstiftung Europas profitiert. Die dritte größere Gruppe bildeten mit 108 Projekten (19 Millionen Euro) die Vereine und gemeinnützigen Einrichtungen.
Viele bemerkenswerte und innovative Projekte seien im letzten Jahr mithilfe der DBU erfolgreich abgeschlossen worden. So entwickelte die Fachhochschule Münster, Fachbereich Elektrotechnik, im Förderbereich Umwelttechnik gemeinsam mit der auric ResEARch GmbH & Co. KG aus Rheine ein batterieloses Hörgerät. Als Energiespeicher dient ein Kondensator in einem "Energietank", der über ein dünnes Kabel mit dem Hörgerät verbunden ist. Der Kondensator ist beliebig häufig wiederaufladbar. Es wurde eine neuartige Elektronik entwickelt, die für eine gleichmäßige Spannung und damit für konstante Lautstärke sorgt. Ein Ladegerät und eine Solarladestation ergänzen die umweltfreundliche Neuheit. Die gespeicherte Energie reicht für 40 Stunden Volllastbetrieb. Über einen Adapter kann der Energietank an jedes beliebige Hörgerät angeschlossen werden.
Belastete Flussablagerungen standen im Mittelpunkt eines Kooperationsvorhabens des Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle GmbH, Sektion Sanierungsforschung, und der Bauer und Mourik Umwelttechnik aus Schrobenhausen: Allein in Sachsen seien 3,7 Millionen Kubikmeter dieser belasteten Sedimente dringend zu beseitigen, da sie Schwermetalle freisetzten. Nach dem Ausbaggern von Flüssen gerät der Schlamm in Kontakt mit Sauerstoff, die Schadstoffe gelangen so in das Grundwasser. Solche Prozesse machten sich die Projektpartner bei der Weißen Elster bei Leipzig zunutze. Allein in diesem Fluss müssen 330.000 Tonnen Sediment ausgebaggert und unter anderem von zehn Tonnen Cadmium und 1.300 Tonnen Zink gereinigt werden. Frisch ausgebaggerte und hoch belastete Baggerschlämme der Weißen Elster wurden "vererdet", wobei die Bepflanzung mit tiefwurzelnden Gräsern für Belüftung sorgte. Durch Bakterien wurden Schwermetalle wie Zink, Cadmium, Nickel, Kobalt, Mangan und Kupfer innerhalb weniger Wochen in eine lösliche Form überführt. Anschließend wurden diese Schadstoffe ausgewaschen, in einen Metallschlamm überführt und das Flusssediment somit gereinigt.
Mit der Einbeziehung des Naturschutzes in die Förderleitlinien im Sommer 2001 wurde unter anderem der Förderbereich "Umwelt und Kulturgüter" um den "Erhalt von historischen Kulturlandschaften" ergänzt. Belange des Denkmal- und Naturschutzes sollen zukünftig beim Erhalt wertvoller historischer Kulturlandschaften oder deren Teile im Rahmen von Pilotprojekten zusammengeführt und gemeinsam berücksichtigt werden. Die DBU füllte diesen neuen Teilbereich sogleich durch die Bewilligung größerer Förderprojekte für die herausragenden Parkanlagen von Gottorf (Schleswig-Holstein) und Steinhövel (Brandenburg) mit Leben (siehe gesonderten Bericht).
Der Jahresbericht kann (auch als CD-Rom) bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, 49090 Osnabrück, An der Bornau 2, Telefon 0541/9633-0, Fax 0541/9633-190, kostenlos bestellt oder im Internet unter www.dbu.de heruntergeladen werden.
Sträucher, Hecken und vielgestaltige Ackerränder sichern Überleben von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten
DBU fördert Naturschutz-Verbundprojekt mit 2,1 Millionen Euro - Intensiv genutzte Äcker sollen wieder Heimat für geschützte Arten werden
Osnabrück. Hochproduktive Ackerflächen und Artenvielfalt schienen bisher unvereinbar. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU, Osnabrück) will mithilfe einer Förderung von 2,1 Millionen Euro gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Landwirtschaft den Naturschutz in intensiv genutzte Agrarflächen integrieren. Das Verbundprojekt mit einem Dachprojekt (Fördersumme 154.450 Euro) und vier Unterprojekten gehört zum Förderbereich Naturschutz, den das Kuratorium der DBU im vergangenen Jahr in die Förderleitlinien der Stiftung aufgenommen hat. "Die herkömmliche Landwirtschaft in den Bördegebieten Deutschlands mit ihren großflächigen Monokulturen bietet Vögeln wie dem Rotmilan, einem inzwischen seltenen und daher geschützten Greifvogel, kaum noch Nahrungsmöglichkeiten, weil wichtige Beutetiere wie der Feldhamster deutlich im Bestand zurückgegangen sind", erläuterte Fritz Brickwedde, DBU-Generalsekretär, heute in Osnabrück.
Deutschland komme beim Schutz des Rotmilans eine besondere Bedeutung zu: "Von weltweit nur noch 20.000 Brutpaaren leben hier 12.000. Es bedarf daher gemeinsamer Anstrengungen von Naturschutz und Landwirtschaft, um in diesen intensiv genutzten Gebieten Lebensräume für selten gewordene Tier- und Pflanzenarten zu schaffen", so Brickwedde. Bereits vor dem Kuratoriumsbeschluss habe die Umweltstiftung Naturschutz-Projekte in Höhe von 55,8 Millionen Euro gefördert. Die offizielle Aufnahme des neuen Förderbereichs in Satzung und Förderleitlinien solle dieses Engagement stärken. Ein Verbundprojekt wie das vorgestellte besäße dabei Modellcharakter für die fachübergreifende Zusammenarbeit von Schützern und Nutzern, die in der Vergangenheit ihre zum Teil konkurrierenden Ziele nicht hätten vereinbaren können.
So wolle der Landschaftspflegeverband "Grüne Umwelt" aus Altenweddingen (Sachsen-Anhalt) gemeinsam mit 12 landwirtschaftlichen Betrieben und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Vogelschutzgebiet Hakel, das als wichtiges Brutgebiet des Rotmilans zum "Important Bird Area" (IBA) wurde, unter anderem die Ackerrandstrukturen durch die Anlage mehrreihiger Hecken von 20 Kilometern Länge natürlicher gestalten (Fördersumme 747.700 Euro).
Ähnliche Ziele verfolge man in den Bördelandschaften Westfalens und des Landkreises Wolfenbüttel. Im Landkreis Soest bemühten sich die Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz, die Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe sowie die Biologische Station in Bad Sassendorf mithilfe einer DBU-Förderung von 415.000 Euro um die Sicherung der Brut- und Rastgebiete von Wiesenweihe, Wachtelkönig und anderen gefährdeten Arten. "Hier sollen in Zusammenarbeit mit den Landwirten inmitten von intensiv genutzten und in der Artenvielfalt zunehmend verarmten Landschaft verschiedene Formen natürlich bewachsener Ackerstreifen auf etwa 60 Kilometern Länge geschaffen werden", sagte Brickwedde. Dabei sollen diese speziell auf die zu schützenden Tier- und Pflanzenarten abgestimmt werden.
Auch im Landkreis Wolfenbüttel wollten der Landschaftspflegeverband Wolfenbüttel und die Georg-August-Universität Göttingen den Naturschutz in der Landwirtschaft vorantreiben: "Durch die Ansaat von artenreichen Ackerrandstreifen auf einer Breite von mehreren Metern können sich dezimierte Artenbestände wie die des Feldhamsters, des Feldhasen und des Rebhuhns, aber auch seltene Pflanzen regenerieren", sagte Brickwedde. In Hanglagen würde auf diese Weise auch der Abtrag von fruchtbaren Böden vermindert. (Fördersumme 418.500 Euro)
Der Deutsche Bauernverband (Bonn) habe sich in einem weiteren Projekt innerhalb des Verbundes gemeinsam mit dem Rheinischen Landwirtschafts-Verband und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn der Bördelandschaften in der Kölner Bucht angenommen (Fördersumme 363.100 Euro). "Dieses Gebiet ist sehr dicht besiedelt, sehr waldarm und der Ackerbau ist mit 52 Prozent die dominierende Landnutzungsform", erläuterte Brickwedde. Trotz zahlreicher Versuche sei es hier nicht gelungen, die Interessen von Landwirtschaft und Naturschutz zu vereinbaren. Im persönlichen Gespräch mit den Bauern wolle man diese zur Bildung von Biotopverbünden bewegen, die für die Landwirte durchaus auch finanzielle Vorteile bergen würden. Es sei wichtig, hier optimale Aufklärung zu leisten, um die Bedeutung dieser Flächen für Tiere und Pflanzen bewusst zu machen.
"Das Verbundprojekt bringt auf besondere Weise Vertreter von Naturschutz und Landwirtschaft zusammen, deren Ziele bisher gerade in der intensiv genutzten Agrarlandschaft als nicht vereinbar galten", erläuterte Brickwedde. Doch um vom Aussterben bedrohte Arten zu erhalten, seien solche Kooperationen unerlässlich. Werde in manchem Bereich der Bauer seine Interessen vor denen des Artenschutzes zurückstellen müssen, so dürfe seine Konkurrenzfähigkeit auf dem Markt durch diese Maßnahmen nicht gefährdet werden. Das Zustandekommen des Projektverbundes beweise, dass die Notwendigkeit neuer Wege in der Landwirtschaft und im Naturschutz erkannt sei. "Nun müssen die Projektverantwortlichen zeigen, dass die Umsetzung der Maßnahmen für beide Seiten akzeptable Ergebnisse hervorbringen," fasste Brickwedde zusammen.
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