Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
"Für Frieden, Sicherheit und gerechte Entwicklung Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen im Blick behalten"
Magdeburg (ots)
DBU verlieh heute größten Umweltpreis Europas an Prof. Dr. Töpfer und Pflanzenschutz-Pionier Dr. Lüth - Bundespräsident Rau Festredner
Der mit 500.000 Euro höchstdotierte Umweltpreis Europas ist zum zehntenmal vergeben. Bundespräsident Johannes Rau überreichte heute in Magdeburg dem Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Prof. Dr. Klaus Töpfer (64, Nairobi), und dem Gründer und Geschäftsführer der Prophyta GmbH, Dr. Peter Lüth (46, Wismar), den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Dabei betonte Rau, dass die Zerstörung und rücksichtslose Ausbeutung der Natur schon in vielen Teilen der Welt Ursachen für bewaffnete Auseinandersetzungen und menschliches Leid gewesen seien. Rau: "Darum muss jeder, der für Frieden, Sicherheit und eine gerechte Entwicklung auf der Welt eintritt, auch den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen im Blick behalten." Mit dem Preis würdigt die DBU die Leistungen, die Töpfer als ranghöchster Deutscher in der UNO im internationalen Umweltschutz erbracht hat. Lüth wird für die Entwicklung und Herstellung biologischer Pflanzenschutzmittel ausgezeichnet.
Der Bundespräsident forderte in seiner Ansprache ein stärkeres Zusammenbringen der unterschiedlichen Interessen von reichen und ärmeren, rohstoffreichen und -armen Ländern, von Nord und Süd. Knapper werdende natürliche Ressourcen könnten aus wirtschaftlichen Interessen an Rohstoffen politische und militärische Spannungen entstehen lassen. Er denke da an die Konkurrenz um Wasser. Wichtig sei es deshalb, die unerschöpflichen Energiequellen viel stärker als bisher zu nutzen. Sicher sei, dass die Art und Weise, wie die hochindustrialisierten Staaten heute wirtschafteten, klimaverändernde Wirkungen habe. Wenn diese Wirtschaftsweise und dieser Energieverbrauch überall auf der Welt kopiert würden, sei unsere Welt nicht mehr zu retten. Möglichst schnell müssten verbindliche internationale Abkommen umgesetzt werden, müsse das Kyoto-Protokoll möglichst bald endlich in Kraft treten.
Natürlich gebe es unterschiedliche Interessen von Staaten, die werde es auch immer geben. Gerade deshalb müsse aber ein Interessenausgleich stattfinden durch internationale Organisationen, die ein Forum dafür böten. An der Spitze des Umweltprogramms der Vereinten Nationen stehe mit Töpfer seit 1998 ein Deutscher, der diese Kriterien und seine Aufgabe mit großem persönlichen Einsatz erfülle. Töpfer habe schon viele Impulse für den Ausgleich von Ökonomie und Ökologie gegeben.
Diesen Faden nahm in seiner Laudatio auf die Preisträger auch Prof. (em.) Dr. Michael F. Jischa, Technische Universität Clausthal und Mitglied der Jury des Deutschen Umweltpreises, auf. Er skizzierte den Konflikt zwischen den Industrieländern einerseits, für die Umweltschutz oberste Priorität habe. Sie sähen die Bevölkerungsexplosion in der Dritten Welt als Hauptursache für die Umweltkrise an. Die Entwicklungsländer andererseits hielten die Verschwendung und den ungebremsten Konsum in den Industrieländern für die Hauptursache der Umweltkrise. Sie forderten erst Entwicklung, dann Umweltschutz. Gelänge es den Entwicklungsländern, das Wohlstandsmodell der Industrieländer erfolgreich zu kopieren, "wäre das der ökologische Kollaps des Planeten Erde". Die einfache Erkenntnis laute, dass die Dritte Welt nicht mehr so werden könne, wie die Erste jetzt sei, die Erste aber zwangsläufig nicht mehr so bleiben könne, wie sie noch sei.
Dass es angesichts derart gravierender Unterschiede überhaupt zu einem Abschlussdokument der Umweltkonferenz von Rio 1992 gekommen sei, sei maßgeblich auf Töpfer, den "Helden von Rio", zurückzuführen. Gleichwohl müsse angesichts der gegenwärtigen Weltwirtschaftsordnung, die Wohlstand und Armut, Überfluss und Mangel, Verschwendung und Knappheit produziert habe, noch immense Überzeugungsarbeit geleistet werden. Jischa: "Eine Welt, in der die 20 Prozent Reichen immer reicher, immer älter und relativ immer weniger, die 80 Prozent Armen dagegen immer ärmer, immer jünger und immer mehr werden, kann politisch nicht stabil sein." Diese Aufgabe gigantischen Ausmaßes sei nur gemeinsam zu lösen von Vereinten Nationen, Weltbank, Welthandelsorganisation und anderen. Die Jury des Deutschen Umweltpreises vertraue hier auf neue Impulse von Töpfer.
Nachdem Jischa auch die Leistungen Töpfers als Bundesumweltminister für die Einführung des Kreislaufgedankens in das Wirtschaften gewürdigt hatte, widmete er sich dem "Wissenschaftler, Visionär und Realisten" Lüth. Vor dem Hintergrund der Fragwürdigkeit chemischen Pflanzenschutzes und seiner schädlichen Auswirkungen auf Natur und Mensch habe Lüth biologische Methoden entwickelt, die umweltschonend, anwenderfreundlich und preiswert seien. Dabei sei der Weg, marktfähige Bioprodukte aus dem Labor zu entwickeln, langwierig, steinig und mühsam gewesen - und bezeichnender Weise seien ihn nicht Großchemie und staatliche Forschungseinrichtungen gegangen.
Der an der Universität Rostock diplomierte und promovierte Agraringenieur Lüth habe 1992 zusammen mit Mitarbeitern des ehemaligen Instituts für Öl- und Futterpflanzenzüchtung in Malchow auf der Insel Poel das Unternehmen Prophyta gegründet, das heute 17 Mitarbeiter habe und 1997 die erste Zulassung eines biologischen Pflanzenschutzmittels in Deutschland erreicht habe. Mit seiner Produkt- und Prozessinnovation eröffne Lüth Möglichkeiten, weitere biologische Produkte nach derselben Methode herzustellen. Jischa: "Wir hoffen und glauben, dass Ihre Auszeichnung ein Signal bedeutet, eine Ausstrahlung ausübt und Umdenkprozesse einleitet, damit umweltschonende biologische Verfahren im Pflanzenschutz verstärkt eingesetzt werden."
Auch Bundesumweltminister Jürgen Trittin lobte die Leistungen der Träger des Deutschen Umweltpreises 2002. Töpfer sei zum "Synonym für den Schutz der globalen Umwelt" geworden. Er sei parteiisch für Umwelt und Entwicklung und genieße weltweit Vertrauen als Umweltschützer. Lüth sei es erstmals gelungen, umweltverträgliche, anwenderfreundliche und preiswerte biologische Pflanzenschutzmittel gegen pilzliche Krankheitserreger an Kulturpflanzen zu entwickeln und erfolgreich zu vermarkten. Wenn man wisse, dass weltweit eine Million Menschen Schäden vor allem durch Chemikalien erlitten und Pestizide Böden und Trinkwasser zerstörten, dann hoffe er sehr, dass der Erfolg von Herrn Lüth auch andere Forscher ermutige, seinen Ansatz zu verfolgen, so Trittin.
Bundesbankpräsident i.R. Professor Dr. Hans Tietmeyer, Vorsitzender des DBU-Stiftungskura-toriums, hatte eingangs des Festaktes - zu dem er auch 60 Fluthelfer aus Magdeburg begrüßt hatte - vor rund 1.200 Gästen im Hotel Maritim angesichts der zehnten Verleihung des Deutschen Umweltpreises daran erinnert, dass 1993 bei der Premiere im Schauspielhaus in Berlin nicht abzuschätzen gewesen sei, wie sich das "Experiment Umweltpreis" entwickeln werde. Inzwischen seien 24 Persönlichkeiten ausgezeichnet worden, die DBU sei mit den Festakten in neun Bundesländern zu Gast gewesen. Tietmeyer: "Innovative und vorbildliche Unternehmerpersönlichkeiten, hervorragende Wissenschaftler, großartiges Bürgerengagement und herausragende Lebensleistungen kennzeichnen unsere Preisträger."
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Prof. Dr. Wolfgang Böhmer brachte seine Freude zum Ausdruck, dass die Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2002 in seinem Bundesland stattfinde. Er unterstrich, dass dies ein Stück Anerkennung für Sachsen-Anhalt sei. Dürfe doch der ökologische und ökonomische Wandel, der sich in den ostdeutschen Ländern allgemein, in seinem Bundesland insbesondere vollzogen habe, in diesem Tempo unvergleichbar sein. Der DBU attestierte Böhmer, sich "zu einem wichtigen Initiator und Sponsor innovativer Projekte" entwickelt zu haben mit bisher fast 300 Projekten und einer Gesamtförderung von rund 64,5 Millionen Euro in seinem Bundesland. Die bisher mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichneten Leistungen demonstrierten anschaulich, "dass Umweltschutz und technischer Fortschritt keine Gegensätze sein müssen".
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