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Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Aus der Haut ins Medikament: Biotechnologie sucht Alternativen

Frankfurt (ots)

Antibiotika lassen sich aus der menschlichen
Haut gewinnen, Druckmaschinen können mit weniger Lösemitteln
gereinigt und Autoteile nur mit einer hauchdünnen Lackschicht
effektiv gegen Rost geschützt werden. Das beweisen Projekte, die die
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) auf der Achema 2006 vom 15. bis
19. Mai vorstellt. Die diesjährige Fachmesse untermauert, dass
produkt- und produktionsintegrierter Umweltschutz gefragt sind. Rund
4.000 Aussteller aus Chemie, Umweltschutz und Biotechnologie werden
in Frankfurt ihre Innovationen vorstellen. Vertreten sind auf dem
Gemeinschaftsstand der DBU in Halle 1.2 G4-H4 die Unternehmen Pfinder
Chemie (Böblingen), Bernd Schwegmann (Grafschaft-Gelsdorf), Polywest
Kunststofftechnik Saueressig (Ahaus), DASGIP (Jülich), Planton
(Kiel), AC Biotec (Jülich) und die Universität Dortmund mit dem
Lehrstuhl Biotechnik. Weitere DBU-Infos werden am 17. Mai im Rahmen
der "Industrial Biotechnology Partnering Conference" auf der Messe
vorgestellt.
Infektionskrankheiten gehören weltweit zu den häufigsten
Todesursachen. Immer wieder werden Krankheitserreger abwehrfähig
gegenüber herkömmlichen Antibiotika. An einer wirksamen Alternative
bei der Bekämpfung gefährlicher Keime forscht die Planton GmbH. Mit
finanzieller Unterstützung der DBU arbeitet das Kieler
Biotechnologie-Unternehmen an der Entwicklung und Produktion so
genannter humaner antimikrobieller Peptide (HAMP). Diese langkettigen
Eiweißmoleküle stammen aus der menschlichen Haut. "Die
bakterienbekämpfenden Substanzen zeichnen sich dadurch aus, dass
Erreger praktisch keine Widerstandsfähigkeit gegen sie bilden
können", weiß Planton-Geschäftsführer PD Dr. Michael Kleine. Da die
Eiweiße nicht in der menschlichen Haut massenhaft produziert werden
können, musste Planton alternative Produktionsmöglichkeiten suchen.
Dabei ist es erstmals gelungen, HAMP in gentechnisch veränderten
Kartoffelpflanzen biologisch aktiv, hochrein und in großer Menge in
Gewächshäusern herzustellen - und das bei umweltschonendem
Energieeinsatz. Im nächsten Schritt will das Unternehmen die Eiweiße
nicht mehr in den Kartoffeln, sondern in pflanzlichen Zellkulturen im
Labor anbauen.
Wenn es um Bioprozesse auch in der Arzneientwicklung geht, hat das
Unternehmen DASGIP die Nase vorn: Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für
Bioverfahrenstechnik an der Technischen Universität München und
weiteren Partnern haben die Jülicher ein neues Labor-System
entwickelt: Erstmals können gleichzeitig 48 Versuche in einer
Miniaturanlage gefahren werden. Wenn beispielsweise Hefe für ein
cholesterinsenkendes Medikament einen Baustein produzieren soll, dann
können in der Anlage gleichzeitig 48 Proben auf ihre Eignung geprüft
werden - und das automatisiert, schnell, kostengünstig und
ressourcensparend. Das System habe dadurch den Vorteil, dass es
Produktionsbedingungen simulieren könne. "Das Verfahren ist ein
echter Quantensprung in der biotechnologischen Prozessentwicklung",
weiß Vorstandsmitglied Dr. Matthias Arnold.
Gesundheit und Umweltschutz sind auch für andere Branchen wichtig.
In der Druckindustrie werden beispielsweise immer noch große Mengen
klimabelastende Lösemittel verwendet. Um Druckmaschinen umwelt- und
gesundheitsschonender zu säubern, hat die Firma Schwegmann
(Grafschaft-Gelsdorf) in Kooperation mit dem Forschungszentrum Jülich
herkömmliche Mittel durch Mikroemulsions-Reiniger ersetzt. Diese
Öl-Wasser-Gemische können leichter und mit deutlich weniger
Lösemittel ölige Druckfarben aufnehmen. Ihr Wasseranteil bewirkt
zudem, dass sich der an den Walzen haftende Papierstaub besser
anlöst. Ein Problem am Verfahren: Bislang benötigten Produzenten für
die Herstellung von Mikroemulsionen große Mengen an Tensiden. Dieser
Zusatz in Reinigungsmitteln setzt die Oberflächenspannung des Wasser
herab, ist aber wiederum umweltbelastend. Schwegmann hat es mit
finanzieller Unterstützung der DBU jetzt geschafft, den Tensidanteil
von bis zu 30 Prozent auf acht Prozent zu verringern. Das spart
Kosten und mindert Umwelt- und Gesundheitsbelastungen. "Die Zusätze
sind gut biologisch abbaubar und bestehen nicht wie bisher üblich aus
Erdöl, sondern weitgehend aus nachwachsenden Rohstoffen", so
Projektleiter Dr. Jörg Adams. Praxistests der Firma würden zeigen,
dass die neuen Reiniger den herkömmlichen gleichwertig sind. Sie
überzeugen durch ihre sehr gute Reinigungswirkung und
Materialverträglichkeit.
Nicht ablösen, sondern umweltverträglich auftragen will die
Pfinder KG ihren neuen Korrosionsschutzlack für Autoteile wie
Achsträger oder Federn. Das Unternehmen aus Böblingen hat eine
Beschichtungsmöglichkeit auf Basis eines wässrigen, weitgehend
lösemittelfreien Kunstharzes entwickelt, das einige Vorteile
gegenüber herkömmlichen Verfahren mit sich bringt: Da der
umweltschonende Rostschutz sehr gut auf dem Metall haftet, muss nur
eine ganz dünne Schicht auf die Autoteile aufgetragen werden.
Schwermetallhaltige Voranstriche entfallen: Das spart Material und
führt zu einer Kostenersparnis von bis zu 60 Prozent.
Fotos zur kostenfreien Veröffentlichung unter www.dbu.de

Pressekontakt:

Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Katja Cherouny
Anneliese Grabara
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
www.dbu.de
vor Ort:
Ulf Jacob: 0170/ 1837413

Original-Content von: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), übermittelt durch news aktuell

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