ORION entwickelt erste ISO Norm für Sextoys mit
Flensburg (ots)
Die Internationale Organisation für Normung (ISO) hat kürzlich die Entwicklung einer Sicherheitsnorm für die Qualität von Sexspielzeugen veröffentlicht, um mehr Sicherheit bei der Benutzung von Sextoys zu gewährleisten.
Sextoys kommen mit den intimsten Stellen des Körpers in Kontakt, dennoch gab es bisher keine offiziellen Richtlinien für ihre Qualitätssicherheit. ORION hat sich aufgrund dessen immer sehr stark an den EU-Normen für Kinderspielzeuge orientiert. Um jetzt aber auch einheitliche Richtlinien speziell für Lovetoys zu gewährleisten, haben sich Branchenexpert:innen und Normungsspezialist:innen aus verschiedenen Ländern miteinander verknüpft. Das Ergebnis ist die internationale Norm "ISO 3533:2021". Leiter der deutschen Delegation war Stefan Schröder, Head of Quality and Conformity bei ORION, der in einem Interview Einzelheiten zur neuen ISO Norm für Sextoys erläutert.
Wie lautet die genaue Bezeichnung der Norm für Sexspielzeuge?
Es ist eine internationale Norm, die "ISO 3533:2021". ISO ist die Abkürzung für International Organization for Standardization. Es gibt noch die nationale Norm "DIN" (Deutsches Institut für Normung) und europäische Normen "EN". Eine Norm, die diese Begriffe enthält, ist weltweit anerkannt.
Was beinhaltet die Norm "ISO 3533:2021"?
Die Norm enthält Vorgaben zur Sicherheit von Sexspielzeugen, die in direktem Kontakt mit den Genitalien und / oder dem Anus stehen. Diese Vorgaben beziehen sich auf die Mechanik, Elektrik und Vibration, Materialien, allgemeine Sicherheit und Benutzerinformationen. So gibt es zum Beispiel bestimmte Vorgaben zur Gestaltung - Analspielzeuge sollen z.B. einen Stopper oder Rückholmechanismus haben. Natürlich spielen auch chemische Aspekte eine Rolle. Hersteller sind verpflichtet, sich mit der Zusammensetzung des Produktes, insbesondere mit der Biokompatibilität, auseinanderzusetzen. Es gibt aber auch Anforderungen an die Verpackungen und Gebrauchsanleitungen.
Wer hat die Norm initiiert? Und warum?
Die Norm wurde 2019 durch das schwedische Normungsgremium SIS (Swedish Institute for Standards) initiiert und durch den Entwicklungsprozess geführt. Ärzte aus einem Krankenhaus in Stockholm hatten sich dort über die mangelnde Sicherheit von Sexspielzeugen beschwert, die sie vermehrt aus Patientinnen und Patienten herausoperieren mussten.
Wer war maßgeblich an der Entwicklung der Norm beteiligt?
Das ISO Normungsgremium hat sich aus den Abgesandten der jeweiligen Länder zusammengesetzt. Maßgeblich waren dies europäische Länder. Es waren Delegierte aus Schweden, Großbritannien, Frankreich, Holland, der Schweiz, Deutschland und Japan aktiv vertreten.
Wie lange dauerte der Entwicklungsprozess?
Üblicherweise dauert so eine Entwicklung mindestens drei Jahre, eher mehr. Bei unserem Entwicklungsprozess kam die Corona-Pandemie dazwischen und hat dafür gesorgt, dass wir eines der ersten reinen online Komitees wurden. Durch die gute Zusammenarbeit haben wir es dann geschafft, die Norm innerhalb von 24 Monaten durch die komplette Entwicklungsphase zu bringen.
Welche Auswirkungen wird die Veröffentlichung der Norm auf die Erotik-Branche haben?
Zunächst handelt es sich um einen Standard, der freiwillig angewendet werden kann. Er gibt den Herstellern deutliche Hinweise, wie ein Produkt "sicher" gestaltet werden kann. Im Laufe der Zeit kann sich daraus dann der "Stand der Technik" entwickeln, sodass auch Behörden die Anforderungen aus dem Standard als Grundlage nehmen, um die Sicherheit eines Produktes zu bewerten.
Woran hat sich ORION in Bezug auf die Qualitätssicherheit vor der Veröffentlichung dieser Norm orientiert?
Bereits vor 15 Jahren haben wir uns bei ORION mit der Problematik auseinandergesetzt, dass es für unsere Produkte kaum einen Rahmen gab, der die Sicherheitsanforderungen vorgab. Wir haben dann in Zusammenarbeit mit sehr renommierten Laboren einen eigenen "ORION Standard" entwickelt, an dem sich schließlich auch viele internationale Sextoyproduzenten in der Herstellung von Lovetoys orientiert haben. Dafür haben wir uns chemische und physikalische Aspekte der EU-Spielzeugrichtlinie und der dazugehörigen Norm EN71 angesehen und diese auf unsere Artikel adaptiert. So wurden die ersten Belastungstests für Liebeskugeln oder auch phthalatfreies PVC maßgeblich durch ORION als Standards festgelegt. Diese Standards wurden weitestgehend in die neue Norm übernommen.
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