Ford Fiesta WRC wird beim spanischen Rallye-WM-Lauf auf Schotter und Asphalt gefordert (FOTO)
Köln (ots)
- Rallye-Volksfest in Katalonien als einzige WM-Runde mit wechselndem Fahrbahnbelag: Nach der Schotter-Etappe am Freitag wird auf Asphaltfahrwerk umgerüstet - Ford Fiesta WRC in beiden WM-Wertungen an der Spitze - M-Sport World Rally Team besitzt theoretische Chance auf vorzeitigen Titelgewinn - Fiesta R2-Pilot Julius Tannert und Beifahrer Jürgen Heigl wollen den dritten Platz in der Junior-Rallye-WM verteidigen und sich für höhere Aufgaben empfehlen
Die Rallye Spanien, elfter von 13 Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft, stellt die 72 Teilnehmer vor eine der anspruchsvollsten Aufgaben der Saison: Als einziger diesjähriger Lauf weist die RallyRACC Catalunya - Rally de España einen Mix aus festem und losem Straßenbelag auf. Nach einer Tagesetappe, die mehrheitlich auf Schotterwegen ausgetragen wird, folgen anderthalb Tage auf Asphalt. Und der wiederum erinnert mit seiner ebenen Oberfläche schon an die Asphaltqualität einer permanenten Rennstrecke.
Zum Auftakt warten am Freitag sechs Schotter-Wertungsprüfungen in den Bergen westlich von Salou auf die Teilnehmer. Die Prüfungen gelten durchgehend als schnell und technisch anspruchsvoll. Den Höhepunkt der ersten Etappe bildet die beeindruckende Wertungsprüfung (WP) "Terra Alta", die 40 Kilometer lang über einen Wechsel von Schotter und Asphaltpassagen führt.
Am Ende der ersten Etappe stehen dann die Mechaniker der Teams im Fokus. Sie müssen in kürzester Zeit die Rallye-Fahrzeuge von Schotter- auf Asphaltspezifikation umbauen. Die gesamte Radaufhängung wird ebenso gewechselt wie die Bremsen, Getriebe, hinteres Differenzial, Lenkgetriebe, Querträger und weitere Komponenten. Während diese Arbeiten bei Serienautos in der Werkstatt locker zwölf Stunden dauern würden, erledigt die Crew des Ford Einsatzteams M-Sport den Umbau in nur 75 Minuten.
In dieser Konfiguration greifen die WRC-Piloten 13 pure Asphalt-WP an. Nachdem die Streckenführung am Freitag gegenüber dem Vorjahr weitgehend unverändert blieb, geht es Samstag und Sonntag über zahlreichen neue Routen. Die 19 WP summieren sich zu einer gezeiteten Distanz von 312,02 Kilometern.
Die in der Teamwertung führende Mannschaft von M-Sport hat am kommenden Wochenende sogar ersten Matchball zum Gewinn des WM-Titels - wobei es sich allerdings eher um eine mathematische Möglichkeit handelt, die kaum eintreffen dürfte. Für Teamchef Malcolm Wilson steht daher weniger der Titelgewinn im Vordergrund als eine konzentrierte Leistung seiner Piloten. "Wir haben bisher eine fantastische Saison erlebt und gehen jetzt in die entscheidende Phase. An der Spitze könnte es kaum enger zugehen und von den letzten drei Rallyes des Jahres kommt der Rallye Spanien besondere Bedeutung zu", betont der Brite. "Wegen ihrem einzigartigen Mix aus Schotter und Asphalt müssen unsere Teams im Cockpit ihre Vielseitigkeit beweisen. Unser Fiesta WRC hat es bisher bei jeder Rallye aufs Podest geschafft - das zeigt, wie konkurrenzfähig er auf jeder Art von Fahrbahnoberfläche ist. Unser WM-Leader Sébastien Ogier weiß, wie man hier gewinnt, Ott Tänak und Elfyn Evans sind beide entschlossen, ihre Spanien-Bilanz aufzubessern. Ein gutes Ergebnis hier hat große Auswirkungen auf den WM-Ausgang und genau das wollen wir auch erzielen. Wir wissen, dass es mit diesen starken Gegner alles andere als einfach wird, aber ich vertraue darauf, dass jeder im Team sein Bestes gibt."
Sébastien Ogier / Julien Ingrassia (Ford Fiesta WRC, Startnummer 1); WM-Rang: 1 Rallye-Spanien-Starts: 9. Bestes Ergebnis: Platz 1 (2013, 2014 und 2016) Sébastien Ogier und Julien Ingrassia haben den spanischen Klassiker bereits drei Mal gewonnen und möchten ihre WM-Ambitionen mit einem weiteren Topresultat untermauern. Das Duo führt die Fahrer- und Beifahrer-WM mit 17 Zählern Vorsprung an.
"Wir fühlen uns nach der mehrwöchigen Pause gut erholt und freuen uns, dass es wieder ernst wird", erklärt Sébastien Ogier, der mit Familie und Freunden ausspannte und ein Treffen seines Fanclubs in Lyon besuchte. "Die Catalunya ist immer eine fantastische Rallye. Der Wechsel des Untergrunds macht sie einzigartig und die Fans gehen begeistert mit. Ich habe viele schöne Erinnerungen an diesen Event und möchte jetzt ein paar weitere hinzufügen. Dass wir als Erste auf die Strecke gehen, ist insofern schön, weil es bedeutet, dass wir wieder die WM anführen. Aber wenn es trocken bleibt, wird diese Ehre zur Last und wir müssen hart kämpfen, um den Zeitverlust auf den Schotterprüfungen in Grenzen zu halten. Auf dem schnellen, ebenen Asphaltstrecken, für die dieser Lauf berühmt ist, wollen wir dann angreifen. Wir haben einen Tag auf so einem Rundstrecken-artigen Asphalt getestet, wobei sich das Auto richtig gut anfühlte. Für einen Eintagestest fuhren wir sehr viel, ich denke also, dass wir gut vorbereitet sind. Die Lage in der Gesamtwertung bleibt eng. Wir führen zwar mit 17 Punkten Vorsprung, aber es sind noch 90 Zähler zu vergeben. Deshalb sind wir alle fest entschlossen, gemeinsam unser volles Potenzial auszuschöpfen."
Ott Tänak / Martin Järveoja (Ford Fiesta WRC, Startnummer 2); WM-Rang: 3 Rallye-Spanien-Starts: 4. Bestes Ergebnis: Platz 6 (2016) Als Sieger der Deutschland-Rallye reisen Ott Tänak und Martin Järveoja mit breiter Brust nach Katalonien. Das Duo hat seinen Qualitäten sowohl auf Schotter als auch auf Asphalt bereits hinreichend bewiesen. Deshalb sehen die Esten dem kommenden WM-Lauf gelassen entgegen, möchten ihr bestes Spanien-Ergebnis einfahren und damit die WM-Führung ihres Teams festigen. Tänak blieb seinem Ford Fiesta WRC auch während der Sommerpause treu und nahm am britischen Rallyday teil. Mit dem ersten öffentlichen Auftritt eines World Rally Car der neuen Generation in Großbritannien riss er Tausende Fans zu Jubelstürmen hin.
"Ich kann es nicht erwarten, wieder am Steuer zu sitzen", gibt der noch 29-Jährige zu Protokoll. "Es war schön, ein bisschen Zeit mit der Familie zu verbringen, aber ich muss gestehen, dass ich den Thrill des Wettbewerbs vermisst habe. Dass wir auf Schotter und Asphalt schnell sind, haben wir diese Saison bereits gezeigt, deshalb gehe ich die Aufgabe in Spanien sehr zuversichtlich an. Am selben Wochenende von einem Untergrund auf den nächsten zu wechseln, fühlt sich anfangs etwas merkwürdig an, aber meist finden wir schnell unser Tempo. Die schnellen, technischen Schotterstrecken gefallen mir sehr. Und was den Asphalt angeht, so hat mir unser Test vorige Woche wieder mal deutlich gemacht, wie aufregend die Straßen hier sind - stellenweise sind sie so eben und glatt wie eine Rennstrecke. Unser Ziel lautet, für die Team- und Fahrerwertung möglichst gut zu punkten."
Elfyn Evans / Daniel Barritt (Ford Fiesta WRC, Startnummer 3); WM-Rang: 6 Rallye-Polen-Starts: 4. Bestes Ergebnis: Platz 14 (2014) Elfyn Evans konnte sich bei der Spanien-Rallye bislang noch nicht wie gewünscht in Szene setzen - umso entschlossener geht der Waliser die Herausforderung am kommenden Wochenende an. In der Fahrerwertung fehlen ihm nur zwei WM-Punkte auf die Top-Fünf - mit einem Topergebnis könnte er als dritter M-Sport-Pilot in diese Spitzengruppe aufrücken. Dabei wird er von seinem erfahrenden Beifahrer Dan Barritt unterstützt, der in Spanien seinen 100. WM-Start feiert. In der Sommerpause unterhielt Evans die Fans an der Seite seines Teamkollegen Ott Tänak beim Rallyday und erlebte das Red Bull Hardline - eines der härtesten Mountainbike-Downhill-Rennen der Welt - live vor Ort.
"Als einziger WM-Lauf mit diesem Belagmix ist die Spanien-Rallye wirklich einzigartig. Bisher hatte ich hier nie viel Glück, aber das wollen wir dieses Jahr ändern. Die Schotterpassagen sind technisch zum Teil schwierig, auf der Terra-Alta-WP wechseln sie sich auch noch mit Asphaltstückern ab. Dort bewegt sich das Auto sehr viel. Beim Fahren musst du immer die Gesamtlänge der WP im Hinterkopf behalten. Überhaupt denke ich bei dieser Rallye sehr strategisch, weil nach dem Schottertag noch große Distanzen auf Asphalt folgen. Auch das Wetter kann eine Rolle spielen. Weil es in der WM so eng zugeht, möchten wir unbedingt gut punkten."
Fiesta R2-Pilot Julius Tannert peilt Gesamtrang drei in der Junior-WM an Für Julius Tannert und Beifahrer Jürgen Heigl im Ford Fiesta R2 geht's bei der Rallye Spanien um viel. Das deutsche Duo will den dritten Platz in der Junior-Weltmeisterschaft verteidigen. Im gleichen Atemzug möchte der 27-Jährige um einen Platz im leistungsstärken R5 für die nächste Saison kämpfen. Dazu muss er in der Addition der WM-Läufe in Deutschland und Spanien die meisten Punkte holen. Nach dem Sieg bei der Rallye Deutschland stehen die Chancen dafür nicht schlecht.
"Ich kann den Start in Spanien kaum erwarten", fiebert der Förderpilot der ADAC Stiftung Sport dem Finale entgegen. "Hinter uns liegt eine gute Saison und wir möchten diese mit dem dritten Platz krönen. Das wird eine harte Nuss. Meine Gegner kennen diese Rallye sehr gut, aber wir versuchen bei unserer Premiere dennoch konkurrenzfähig zu sein. Die verschiedenen Fahrbahnuntergründe sind eine besondere Herausforderung und der Aufschrieb spielt bei den kurvenreichen Strecken eine große Rolle."
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