Ford blickt auf großartige Historie in der Topliga des Rallye-Sports zurück (FOTO)
GB (ots)
- Saison 2017: M-Sport erringt mit dem Fiesta den vierten Markentitel für Ford, Sébastien Ogier/Julien Ingrassia sind die dritten Fahrerweltmeister am Steuer eines Ford - Vom legendären Escort RS über den ikonischen RS200 und den Sierra RS Cosworth bis hin zu den modernen World Rally Cars: Ford hat den Rallye-Sport geprägt - Performance-Marke Ford RS entstand als Abkürzung für "Rallye-Sport"
Drei WM-Titel und der Sieg in den walisischen Wäldern: Die WM-Rallye Großbritannien hätte für das britische Team M-Sport am Sonntag kaum erfolgreicher enden können. Während Elfyn Evans gemeinsam mit seinem Beifahrer Daniell Barritt vor eigenem Publikum seinen ersten Gesamtsieg auf WM-Ebene erzielte, steuerten Ott Tänak/Martin Järveoja am Steuer ihres Ford Fiesta WRC die letzten Punkte zum Gewinn der Marken-Weltmeisterschaft bei. Sébastien Ogier und Julien Ingrassia schließlich genügte ein dritter Rang, um erstmals die Fahrer- und Beifahrertitel für die Rallye-Spezialisten aus Dovenby Hall in der britischen Grafschaft Cumbria zu erringen.
"Das war sehr emotional und ich muss gestehen, dass ich während der letzten Wertungsprüfung ein paar Tränen vergossen habe - zuerst, als Ott für uns den Markentitel klargemacht hat, dann bei der Zieldurchfahrt der neuen und alten Weltmeister Sébastien und Julien und schließlich, als Elfyn unser Heimspiel gewonnen hat", gesteht Teamchef Malcolm Wilson. "Wir haben ein Team voller großartiger Menschen, die mit harter Arbeit etwas Einzigartiges geschafft haben. Wir konnten bisher jeden Saisonlauf mit einer Podiumsplatzierung beenden und sind das einzige Team, bei dem alle drei Fahrer in diesem Jahr einen Sieg eingefahren haben. Der Fiesta hat bewiesen, dass er schnell und robust genug ist - der Verdienst unermüdlicher Arbeit jedes einzelnen Team-Mitglieds."
"Fast wäre ich bei der Siegerehrung auch noch in Tränen ausgebrochen", lacht Elfyn Evans. Der 28-Jährige setzte auf neun der 21 Wertungsprüfungen (WP) die Bestzeit und ist der erste Brite seit Richard Burns im Jahr 2000, der den heimischen WM-Lauf gewinnen kann. "Schon nach dem ,Shakedown' - dem offiziellen Test vor Beginn der Rallye - wussten wir, dass uns die Bedingungen in die Karten spielen würden. Dennoch ist es gerade bei dieser Veranstaltung schwierig, sauber ohne einen Reifenschaden, Dreher oder andere Fehler über die Runden zu kommen. Du musst stets die richtige Balance finden, und das ist uns vermutlich an diesem Wochenende am besten gelungen."
"Gefühle kannst du nicht kontrollieren und ich muss gestehen, dass dieser Titelgewinn so starke Emotionen in mir auslöst wie kein anderes Ereignis in meiner sportlichen Karriere", strahlt Sébastien Ogier. Der 33-jährige Franzose hat sich am Steuer des Fiesta WRC zum fünften Mal in Folge als Fahrerweltmeister in die Geschichte dieses Sports eingetragen. "Vor zwölf Monaten haben wir uns entschieden, eine neue Herausforderung anzunehmen und in das Team von Malcolm zu wechseln - das war durchaus ein Risiko. Heute wissen wir, dass wir die Aufgabe gemeistert und die richtige Wahl getroffen haben. Ich bin sehr glücklich für das Team. Nie zuvor konnten sie den Fahrerweltmeister stellen, sie haben sich diesen Erfolg absolut verdient. Ein großes Dankeschön an alle."
"An diesem Wochenende konnten wir nicht ganz die Rolle spielen, die wir uns erhofft haben", räumt der 30 Jahre alte Ott Tänak ein. "Aber wir haben mit unserem sechsten Platz die Punkte beigesteuert, die dem Team zum Gewinn der Markenweltmeisterschaft noch fehlten - das ist sehr speziell. Malcolm und alle übrigen Mitarbeiter haben in diesem Jahr einen unglaublich guten Job abgeliefert, wir dürfen uns über großartige Erfolge freuen."
Ford und Motorsport: Das gehört zusammen wie das Rad zum Auto. Auch wenn das Unternehmen in vielen verschiedenen Renndisziplinen auf tolle Erfolge und eine glanzvolle Historie zurückblicken darf: Es ist vor allem der Rallye-Sport, in dem die Marke mit dem Blauen Oval längst als Legende gilt und in den vergangenen 80 Jahren eine beeindruckende Geschichte geschrieben hat.
Die Ursprünge von Ford im Rallye-Sport reichen zurück bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts, als Achtzylinder-Modelle die bereits damals international beachtete Rallye Monte Carlo gleich zweimal für sich entschieden. Richtig los ging es in den 50ern, als der Ford Zephyr mit Sechszylindermotor regelmäßig die Siegerlisten berühmter Veranstaltungen anzuführte. Hierzu zählte beispielsweise der Triumph von Maurice Gatsonides bei der "Monte" 1953, wenig später gewann dieses Modell auch die gnadenlose "East African Safari" (1955 und 1958) oder die RAC-Rallye Großbritannien (1959).
Als Ablösung für den Zephyr trat in den 60ern der ebenso moderne wie robuste Ford Cortina ins Rampenlicht und stellte seine besonderen Qualitäten 1964 gleich mit einem Sieg bei der "Safari" unter Beweis. 1966 wurden auch die knüppelharte "Akropolis"-Rallye in Griechenland und die RAC die Beute dieses Modells, das - mit einem 1,6 Liter großen und 106 PS starken Lotus-Vierzylinder ausgestattet - als eine der ersten Sportlimousinen überhaupt gilt. Fast hätte ein Lotus Cortina sogar den Langstrecken-Marathon London-Sydney gewonnen. Erst kurz vor dem Ziel der 7000-Meilen-Tortur wurde Roger Clark durch ein technisches Problem aus dem Rennen geworfen.
Debüt einer wahren Rallye-Legende: Der Ford Escort betritt die Schotter-Bühne
Und dann folgte die Premiere jenes Ford, der das Gesicht des Rallye-Sports in den nächsten Jahrzehnten prägen sollte wie kein zweites Automobil vor ihm: der Escort. Jener modern konzipierte Hecktriebler, der für lange Zeit das Maß der Dinge war, weit mehr als 1.000 Rallyes gewann und bis heute bei regionalen und nationalen Veranstaltungen auf der ganzen Welt immer wieder zum Favoritenkreis auf den Gesamtsieg zählt. Generationen von Rallye-Piloten schärften ihr Talent am Steuer dieser unverwüstlichen Legende, deren erste Modellgeneration aufgrund ihrer charakteristischen Frontpartie liebevoll auch "Hundeknochen" genannt wird.
Kurz nach seinem Marktdebüt 1968 feierte der Escort auch auf der Rallye-Piste seine Premiere, und zwar mit Vehemenz: Innerhalb von nur acht Wochen schrieb sich das neue, mit einem Doppelnockenwellen-Motor (Twin-Cam) ausgerüstete Modell Siege bei der "Circuit of Ireland", der holländischen Tulip-Rallye, der Alpin-Rallye in Österreich, bei der "Akropolis" und der Rallye Schottland gut. Vor dem Ende der Saison kam mit dem Gewinn der "1000 Seen" in Finnland, herausgefahren vom jungen Hannu Mikkola, ein weiterer Klassiker hinzu. Ergebnis: Ford heimste erstmals den Titel des Marken-Europameisters ein.
Ein Erfolg, den die Marke im Folgejahr wiederholen konnte und der einherging mit dem kometenhaften Aufstieg von Mikkola. Der Finne sicherte sich 1970 auch die über 16.000 Meilen (!) führende Weltcup-Rallye London-Mexico - vor einer ganzen Armada weiterer Escort auf den Plätzen drei, fünf, sechs und acht.
"BDA" - ein Kürzel, das wahre Rallye-Fans ins Schwärmen bringt
Doch die Konkurrenz ruhte nicht. Mit der Alpine A110, der Lancia Fulvia 1.6 HF, dem BMW 2002 ti, dem Opel Kadett C Coupé und immer stärkeren Porsche hatten neue Gegner die Bühne betreten. Ford reagierte und schickte ab 1970 den Escort RS1600 ins Rennen, einen 1,6-Liter-Vierzylinder mit fortschrittlichem Vierventil-Zylinderkopf von Cosworth, der in Fachkreisen erstmals auch "BDA" (für "Belt Drive A Series") genannt wurde - er gilt bis heute als einer der Urväter für die Performance-Marke Ford RS, denn das "RS" stand für nichts anderes als "Rallye-Sport".
Auch mit diesem Boliden ließen die Erfolge nicht lange auf sich warten, und neben Hannu Mikkola mussten sich die Rallye-Fans an einen weiteren rasant schnellen "Flying Finn" gewöhnen - Timo Mäkinen. Gewann Mikkola 1972 die "Safari", ließ Mäkinen mit dem Sieg bei der Rallye Hongkong aufhorchen, während das britische Urgestein Roger Clark die "RAC" in den britischen Wäldern für sich entschied. Mikkola blieb 1973 in Neuseeland ungeschlagen, Mäkinen in Finnland und England, wo er auch 1974 und 1975 das Ziel als Erster erreichte. Mäkinens letzter Sieg bei der RAC war zugleich auch der erste Erfolg eines Ford Escort der zweiten Generation auf Rallye-WM-Ebene, der sich - neben der grundlegend überarbeiteten Karosserie natürlich - vor allem durch einen stärkeren, nun 1,8 Liter großen Motor auszeichnete. Auch er sollte eine ganze Ära im Rallye-Sport prägen.
Neben Mikkola rückte ab 1977 mit Björn Waldegård für einmal kein Finne, sondern ein nicht minder talentierter Schwede in das Werksteam von Ford auf. Und auch dieses Vollgas-Tier stellte sein Licht nicht lange unter den Scheffel, sondern gewann gleich die "Safari"-Rallye, in Griechenland und - natürlich - bei der RAC. Ein Jahr später eroberte Waldegård auch die winterliche Schnee-Rallye in seiner Heimat.
Triumph im Jahr 1979: Björn Waldegård sichert sich im Escort den Fahrer-Titel
Doch dies war noch nichts gegen das Feuerwerk, das Ford in der Saison 1979 abbrennen sollte. Inzwischen hießen die Gegner Lancia Stratos, Saab 99 Turbo, Fiat Abarth 131 oder auch Opel Ascona. Eine Chance hatten sie nicht: Mikkola gewann die Schotter-Läufe in Portugal, Neuseeland und England, Waldegård blieb in Griechenland sowie Kanada ungeschlagen und sicherte sich vor seinem Teamkollegen die erstmals ausgeschriebene Fahrer-Weltmeisterschaft. Auch Ford durfte jubeln und feierte den Konstrukteurs-Titel - zweifellos der bis dahin größte Meilenstein in der Rallye-Historie der Marke.
Während Ford in den folgenden Jahren in der Rallye-WM werksseitig etwas kürzer trat, übernahm gleich der nächste fliegende Finne am Steuer eines Escort das Kommando: Ari Vatanen. Querer als der Blondschopf hetzte kaum ein Zweiter seinen Hecktriebler durch das Unterholz, doch die ungestüme Fahrweise des Schlaks forderte immer wieder auch Opfer in Form kläglich zugerichteter Karossen. So sprangen 1980 für Vatanen und Beifahrer David Richards nur ein Sieg bei der Rallye Griechenland sowie zwei zweite Plätze in Finnland und San Remo heraus. Ein Jahr später lief es für den schnellen Privatier dafür umso besser: Obwohl der Allradantrieb dazu ansetzte, die Weichen für die Zukunft neu zu stellen, behielt der Mann aus Tuupovaara auf der Akropolis, in Brasilien und - für einen Finnen so etwas wie der endgültige Ritterschlag - auch bei der "1000 Seen" die Nase vorn. Ein zweiter Rang bei der RAC-Rallye in England reichte Ari Vatanen, um sich die Titelkrone aufzusetzen.
Die verrücktesten Jahre in der Rallye-Weltmeisterschaft - die Gruppe B
Während der Escort auf nationaler Ebene auch weiterhin von Sieg zu Sieg fuhr, erlebte die Rallye-Weltmeisterschaft in den 80er Jahre einen dramatischen Paradigmenwechsel: Das neue Gruppe B-Reglement löste eine wahre Leistungseskalation aus, denn die nunmehr angesagten Turbo-Allradler mussten nur noch auf einer vergleichsweise geringen Stückzahl von Serienfahrzeugen basieren. Ford kehrte 1986 offiziell in die Königsklasse zurück und präsentierte den atemraubenden RS200 - eine zweisitzige Mittelmotor-Flunder, die viele Fans bis heute für das schönste Rallye-Auto aller Zeiten halten. Doch dem spektakulären Allradler war nur eine kurze Zeit beschieden: Nach tragischen Unfällen in der Saison 1987 schaffte die Sporthoheit FISA die Gruppe B kurzerhand ab und ersetzte sie durch die wesentlich seriennähere Gruppe A. Dennoch gelang es dem RS200, 19 internationale Rallyes sowie in den Händen von Mark Lovell die britische und mit Robert Droogmans die belgische Meisterschaft zu gewinnen.
Neustart in eine zivilere Zukunft: Die Gruppe A-Boliden von Ford
Ford reagierte auf die neuen Rahmenbedingungen und schickte den Sierra RS Cosworth an den Start - ausgerüstet mit Heckantrieb, dem zwei Liter großen Turbomotor des RS200, Fließheck-Karosserie und einem ausgeprägten Heckflügel. Auch dieses Modell führte sich standesgemäß in den Rallye-Sport ein: Die zu diesem Zeitpunkt noch vergleichsweise unbekannten Nachwuchstalente Didier Auriol und Carlos Sainz eroberten mit dem Aufsehen erregenden Zweitürer die französische und spanische Meisterschaft, während Altmeister Jimmy McRae in Großbritannien ungeschlagen blieb und Mark Lovell das irische Asphalt-Championat dominierte. Auf WM-Ebene bescherte Auriol dem zweiradgetriebenen Ford im Mai 1988 den einzigen Laufsieg - ein Erfolg, der dem Stufenheck-Pendant mit Allradantrieb gänzlich versagt bleiben sollte.
Siege stellten sich erst ab 1993 mit dem Nachfolger wieder ein - und der brachte einen prominenten Namen in die Rallye-WM zurück: der Escort RS Cosworth. Während sich François Delecour bei der Rallye Monte Carlo noch knapp geschlagen geben musste, revanchierte sich der emotionale Franzose für diese Niederlage in Portugal, bei der "Tour de Corse" und in Spanien. Miki Biasion steuerte in Griechenland den vierten und sein italienischer Landsmann Gianfranco Cunico in Italien den fünften Saisonerfolg bei. Den Markentitel verpasste Ford dennoch knapp.
1994 holte Delecour den heiß ersehnten "Monte"-Sieg mit dem Escort RS Cosworth endlich nach, bevor sich im August eine bestens bekannte Fahrer-/Auto-Paarung in die Ehrenliste der 1000-Seen-Rallye in Finnland eintrug: Mäkinen auf Ford Escort. Allerdings handelte es sich dabei nicht um Altmeister Timo, sondern um einen neuen Stern am Rallye-Himmel: Tommi Mäkinen. Er sollte diesen Sport in den folgenden Jahren klar dominieren.
Während der Escort RS Cosworth auf nationaler Ebene sowie in der Rallye-Europameisterschaft mit 25 Laufsiegen das bestimmende Auto blieb, wurden Erfolge auf WM-Ebene rar. 1996 fuhr Carlos Sainz in Indonesien mit diesem Gruppe A-Gerät letztmalig auf die oberste Stufe des Podests. Erneut hatte sich das technische Reglement geändert, fortan stellten "World Rally Cars" (WRC) die Spitze der Bewegung dar - eine Kategorie, die bis heute Gültigkeit besitzt, seit 2011 jedoch mit nur noch 1,6 Liter großen Turbomotoren an den Start geht.
Ford Focus RS WRC - die höchstentwickelten Rallye-Geräte von Ford aller Zeiten
Ford reagierte und führte 1997 den Escort WRC ein - mit Erfolg. Carlos Sainz siegte am Steuer des neu entwickelten Turbo-Allradlers in Griechenland und Indonesien, sein Team beendete die Saison auf Rang zwei der Konstrukteurs-Wertung. Ein Jahr später kehrte dieses Modell der Topklasse des Rallyesports endgültig den Rücken und machte den Weg frei für seinen Nachfolger: den Ford Focus RS WRC.
Auch der neue Bolide führte sich standesgemäß ein: Gleich im dritten Saisonlauf fuhr Rallye-Legende Colin McRae mit dem Ford Focus auf Platz eins - und dies ausgerechnet bei der besonders materialmordenden "Safari". Weitere Siege in Portugal (1999), Spanien (2000 und 2004), Griechenland (2000, 2001, 2002 und 2003), auf Zypern (2000 und 2001), Argentinien (2001 und 2002), Finnland (2003), Mexico (2004) und auf Korsika (2004) folgten.
2006 ließ der Hersteller die zweite Generation des Ford Focus RS WRC folgen und setzte auf eine neue finnische Fahrerpaarung: Neben Altmeister Marcus Grönholm erhielt das Nachwuchstalent Mikko Hirvonen seine Chance im Werksteam und ergriff sie mit beiden Händen. Am Ende der Saison standen insgesamt acht Siege für das neue Auto zu Buche. Mehr noch: Nach 1979 durfte sich Ford auch über die zweite Konstrukteurs-Weltmeisterschaft freuen - ein Jahr früher als eigentlich geplant. Ein grandioser Erfolg, den Grönholm und Hirvonen mit acht weiteren ersten Plätzen 2007 glatt wiederholen konnten.
2008 stellte sich Mikko Hirvonen einer neuen Herausforderung und übernahm nach dem Rücktritt von Marcus Grönholm die Rolle des Nummer-1-Fahrers. Das zweite Werksauto steuert mit seinem jungen Landsmann Jari-Matti Latvala ein weiteres finnisches Naturtalent, das sich gleich bestens einführte: Der Youngster gewann die Rallye Schweden, während sein Teamkollege in Jordanien, Türkei und Japan ungeschlagen blieb.
Auch 2009 legte der rund 300 PS starke Turbo-Allradler aus den "(h)eiligen Hallen" von M-Sport - dem in Dovenby Hall, Grafschaft Cumbria beheimateten offiziellen Einsatzteam von Ford - die Messlatte für die Konkurrenz hoch. Gelang dem WM-Kontrahenten Citroën zu Beginn der Saison das Kunststück, die ersten fünf WM-Läufe en suite zu gewinnen, so schlugen Hirvonen und Latvala bei den folgenden fünf Veranstaltungen mit Siegen direkt zurück. Auch 2010 setzte das Werksteam noch einmal auf den bewährten Ford Focus RS WRC, der - Rekord! - seit 2006 bei exakt 132 WM-Rallyes hintereinander ununterbrochen WM-Punkte einfahren konnte.
Seit 2011 heißt die Speerspitze von Ford im Rallye-Sport Fiesta WRC
Im Hintergrund jedoch reifte bereits der Nachfolger heran: der neue Ford Fiesta S2000, dessen Wettkampf-Debüt äußerst erfolgreich verlief. Mikko Hirvonen gewann mit dem neuen Boliden im Januar 2010 die zur IRC-Serie zählende Rallye Monte Carlo. Der S2000 bot denn auch die Basis für den neuen Herausforderer, den Fiesta RS WRC. Dessen Premiere gelang im Februar 2011 ebenfalls nach Maß: Er gewann in den Händen von Mikko Hirvonen den Saisonauftakt in Schweden. Siege in Australien (Hirvonen) und beim Saisonfinale in Großbritannien durch Jari-Matti Latvala - der sich das Podium mit seinen Makenkollegen Mads Östberg und Henning Solberg teilte - folgten. In der Herstellerwertung musste sich Ford mit 376 zu 403 Punkten knapp der Konkurrenz geschlagen geben, während Hirvonen seinen ersten WM-Titel durch einen bitteren Ausfall in den walisischen Wäldern nur um Haaresbreite verpasste.
Das Glück blieb Ford auch in der folgenden Saison nicht gewogen. Speziell Latvala und Beifahrer Miikka Anttila konnten die Schnelligkeit des Fiesta RS WRC immer wieder unter Beweis stellen, wie viele Wertungsprüfungs-Bestzeiten bewiesen. Nicht nur bei der Rallye Monte Carlo, die in diesem Jahr ihr Comeback auf Topebene gab, sondern auch bei vielen anderen WM-Läufen führten die beiden Finnen das Gesamtklassement an - bis Ausfälle oder Fahrfehler die Hoffnungen auf den Sieg zunichte machten. Einzig in Schweden konnte der 27-Jährige die Konkurrenzfähigkeit seines Turbo-Allradlers auch in ein zählbares Ergebnis ummünzen und den Sieg erringen. Für Erfolg Nummer 2 sorgte der 24-jährige Mads Östberg im privaten Fiesta RS WRC des Teams Adapta, der in Portugal den ersten Weltmeisterschaftslauf seiner Karriere gewann. Latvala ließ einen weiteren Sieg auf RAC-Schotter folgen, während Mikko Hirvonen die Italien-Rallye auf Sardinien für den Fiesta RS WRC einfuhr. Dem schloss sich eine längere Durststrecke an, die erst 2017 mit dem Umstieg auf das neue und wesentlich freizügigere Technikreglement eine Ende finden sollte.
2017: Das Jahr des von M-Sport neu entwickelten Fiesta WRC
Denn die von gut 330 auf rund 380 PS erstarkten, nochmals breiteren und von ausladenden Flügeln aerodynamisch bevorteilten World Rally Cars sorgten für nochmals mehr Spektakel auf den Rallye-Pisten - allen voran der neue Fiesta WRC von M-Sport. Mit ihm ließ der inzwischen für Malcolm Wilson fahrende Vierfach-Weltmeister Sébastien Ogier sein Talent nach nur kurzer Eingewöhnungszeit bereits bei der Rallye Monte Carlo aufblitzen. Dass der neue Turbo-Allradler auf praktisch allen Untergründen konkurrenzfähig ist, bewies der Franzose dann auf den Schotterprüfungen der Rallye Portugal mit dem nächsten Sieg. Danach war sein Teamkollege Ott Tänak an der Reihe: Der Este trug sich bei der Sizilien-Rallye Italien erstmals bei einem WM-Lauf in die Ehrenliste ein und schloss rund um den Bostalsee den gleich den nächsten Erfolg an - er gewann mit der Rallye Deutschland einen Asphaltlauf.
Bei der Wales-Rallye Großbritannien, dem vorletzten Saisonlauf, machten M-Sport und Sébastien Ogier dann den Sack zu: Während Elfyn Evans/Daniel Barritt bei ihrem Heimspiel am Steuer des Ford Fiesta WRC ihren ersten WM-Lauf gewannen, genügte für Ogier und Beifahrer Julien Ingrassia ein dritter Rang zum Gewinn des Fahrertitel. Platz sechs für Ott Tänak/Martin Järveoja hatte wenige Minuten zuvor die notwendigen Punkte beigesteuert, um die Marken-Weltmeisterschaft in trockene Tücher zu bringen.
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