Ford-Trucker hellwach mit "Schlaftagebuch"
"Wach am Steuer-Training": Modellprojekt mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und den Berufsgenossenschaften wegweisend für Spediteure
Köln (ots)
Die kurze Pause für den "20-Minuten-Schlaf"zwischendurch hilft Lkw-Fahrern auf langen Nachtfahrten fit und unfallfrei ans Ziel zu kommen. Mit einem persönlichen "Schlaftagebuch" können Trucker darüber hinaus lernen, Zeichen von Müdigkeit zu erkennen und zu entscheiden, wann Schlafpausen auf einem Rastplatz eingelegt werden sollten. Das sind nur zwei von vielen Erkenntnissen aus einem groß angelegten Modellprojekt, das von einer Forschergruppe des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Zusammenarbeit mit dem Hauptverband der Berufsgenossenschaften, einzelnen Berufsgenossenschaften und dem Deutschen Verkehrsicherheitsrat (DVR) mit 58 Fernfahrern der Ford-Transportflotte in Köln zwischen Januar 2004 und Dezember 2005 durchgeführt wurde.
"Wir haben die Ford-Fernfahrer ausgewählt, weil das Unternehmen ohnehin bereits für seine hohen Sicherheitsstandards bekannt ist", lobt Verkehrspsychologin Jana Rönicke vom DLR die Zusammenarbeit mit den Ford-Truckern, die freiwillig als Testpersonen über ein halbes Jahr mit dem sechsköpfigen Wissenschaftlerteam des DLR zusammenarbeiteten.
Das Modellprojekt lief in drei Stufen ab: Zu Beginn stand die Untersuchung von Lebensweisen, Einsatzplänen und Schlafgewohnheiten. In der zweiten Phase gab es ein Training mit Gruppengesprächen, individueller Telefonberatung und gemeinsamen Diskussionen, in denen die Trucker auch voneinander lernten und ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Risiko des Schlafs am Steuer austauschten. Im dritten Schritt schließlich - sechs Monate nach dem Training - wurde dessen Wirkweise nochmals kritisch auf Erfolge hin überprüft.
"In Schlaftagebüchern haben die Trucker ihren Alltag im Beruf wie in der Freizeit aufgezeichnet und dadurch für sich selbst wertvolle Erkenntnisse gewonnen", berichtet Psychologin Jana Rönicke. Darin vermerkten sie beispielsweise die tägliche Schlafzeit und die Phasen, in denen sie sich abgeschlagen und müde fühlten.
Aus den Untersuchungen bei den Ford-Truckern entstand inzwischen ein Computermodell, das nicht alleine den Fernfahrern sondern auch ihren Disponenten und den verantwortlichen Fuhrparkmanagern hilft. Michael Schmid, Leiter der Ford-Transportflotte: "Damit lassen sich die Einsätze unserer Fahrer im Hinblick auf die Gefahren durch den Sekundenschlaf am Steuer optimieren." Jeder der Ford-Trucker, die an dem Modellprojekt teilnahmen, legt im Jahr zwischen 80.000 und 100.000 Kilometer zurück, meistens bei den Materialtransporten mit 40-Tonnen-Sattelzügen auf Routen zwischen den Ford-Werken in Köln, Saarlouis, Genk in Belgien und dem Hafen im niederländischen Vlissingen/Seeland. Ingesamt hat die Kölner "Ford Transport Operations" 270 Beschäftigte in den drei Bereichen Transportlogistik, Lkw-Werkstatt und Eisenbahntransporte. Mit einer Gesamtflotte von 90 Trucks werden jährlich 13 Millionen Kilometer zurückgelegt.
Die Trucker bekamen während des Trainings wertvolle Tipps, mit deren Hilfe sich beispielsweise ihre Nachtruhe um durchschnittlich etwa 25 Minuten verlängern lässt. Auch könne nach Erkenntnissen der DLR-Forscher die Schlafqualität verbessert werden, in dem man die Schlafregeln beachtet. Grübeleien beim Einschlafen ließen sich beispielsweise verhindern, indem man kurzerhand nochmals aufstehe und seine Gedanken aufzeichne. Jana Rönickes Rat für Nachtfahrten: "Unterwegs ist die kurze Pause für den Schlaf von maximal 20 Minuten Dauer außerhalb der vorgeschriebenen Lenkzeit-Ruhepausen wichtig. Danach ein paar Schritte gehen, sich bewegen und eventuell noch einen Kaffee trinken - das macht wieder fit." Trügerisch sei es hingegen, mit lauter Musik aus dem Autoradio und offenem Fenster bei Nachtfahrten gegen die aufkommende Müdigkeit anzukämpfen. Psychologin Rönicke: "Davon raten wir generell ab."
Aus dem Modellprojekt mit den Ford-Fernfahrern wollen die DLR-Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit den Berufsgenossenschaften nun Lehrgänge für Omnibus-fahrer und Schichtarbeiter entwickeln. Nach Ansicht des Forscherteams lassen sich mit den präventiven Maßnahmen nicht nur Menschenleben bewahren, sondern es kann auch volkswirtschaftlicher Schaden durch die folgenschweren Lkw-Unfälle vermieden werden. Jährlich werden Kosten von 30 Milliarden Euro durch Straßen-verkehrsunfälle erzeugt. Und jeder fünfte Verkehrsunfall - so Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) in Bergisch Gladbach - geht auf Übermüdung zurück.
Alleine im Regierungsbezirk Köln waren nach Beobachtungen der Autobahnpolizei in den ersten neun Monaten des Jahres 2005 von 8.248 Verkehrsunfällen auf den Bundesfernstrassen 83 auf Übermüdung zurückzuführen. Von den 887 Unfällen mit Verletzten waren es im gleichen Zeitraum 30. Bei den 2.132 Unfällen, die von Januar bis Ende September 2005 von Lkw verursacht wurden, hatten 19 Übermüdung als Unfallursache. Bei den 177 Lkw-Unfällen mit Verletzten gingen sieben Unglücke auf Übermüdung zurück.
Hinweis an die Reaktionen: Pressefotos zu dem Thema sind für Sie abrufbereit über die Ford-Presseabteilung, Klaus Golze, Tel. 0221/90-17505.
Ansprechpartner bei redaktionellen Rückfragen: Bernd F. Meier, Telefon: 0221/-90-17520; E-Mail: bmeier1@ford.com
Original-Content von: Ford-Werke GmbH, übermittelt durch news aktuell