ABDA Bundesvgg. Dt. Apothekerverbände
Versandapotheke
Milchmädchenrechnung des WIdO
Eschborn (ots)
Als geradezu unglaubliche Verzerrung der Realitäten bezeichnete Hermann-Stefan Keller, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes e.V., die jetzt bekannt gewordene "Modellrechnung" des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO), wonach ein Arzneimitteldirektbezug bei der Internetapotheke DocMorris Einsparungen in Höhe von 2 Milliarden DM bringen könne. "Hier werden Heckenschnittmethoden angewendet, die mit der tatsächlichen Situation der Patienten nichts mehr zu tun haben. Das ist unglaubwürdig und realitätsfremd", meinte Keller.
Zum Hintergrund: Die Versandapotheke DocMorris hat nicht nur nahezu ausschliesslich hochpreisige Arzneimittel im Sortiment. Sie beschränkt sich auch weitgehend auf die Produkte, die im Ausland preiswerter angeboten werden als in Deutschland. Die öffentliche Apotheke ist dagegen verpflichtet, jedes vom Arzt verordnete Arzneimittel innerhalb kürzester Zeit zu beliefern. Der Unterschied zeige sich schon in der Anlage der Untersuchung. Das WIdO gab an, die "mehr als 1000 angebotenen Arzneimittel" bei DocMorris untersucht zu haben. Im Schnitt hält eine öffentliche Apotheke dagegen zwischen 8000 und 12000 unterschiedliche Arzneimittelpackungen auf Lager. Die Arzneimittel des DocMorris-Sortiments, die in der Regel einen Verkaufspreis von mehr als 100 DM haben, machen in der öffentlichen Apotheke zwar nur 9,6 Prozent der Packungen, aber 46,3 Prozent des Umsatzes aus. Die Arzneimittel bis zu einem Verkaufspreis von 26 DM, die im DocMorris-Sortiment fast überhaupt nicht zu finden sind, machen in der Apotheke dagegen 55,7 Prozent der abgegebenen Packungen aber nur 15 Prozent des Umsatzes aus. Hier findet also eine im Handel übliche Quersubventionierung der preiswerteren Produkte statt. Käme es zu der vom WIdO blauäugig vorgeschlagenen Verschiebung des Vertriebsweges, würde man den Apotheken also 90 Prozent ihrer Arbeit belassen, ihnen aber mehr als 46 Prozent des Umsatzes nehmen.
"Bei gleichen Rahmenbedingungen wie beispielsweise den gleichen günstigen Einkaufspreisen wie im Ausland würde es den deutschen Apotheken keine Probleme bereiten, zu ähnlichen Konditionen wie DocMorris zu liefern", meinte Keller. Im Klartext hiesse das aber auch: keine Nacht- und Notdienste mehr, keine Individualrezepturen, die Beschränkung auf Arzneimittel, die einen größtmöglichen Gewinn bieten und ein Warenlager, das wie bei DocMorris nur noch eine Belieferung innerhalb 48 Stunden garantiert. "Wenn die Krankenkassen diesen Systembruch wollen, müssen sie auch erklären, was mit den Patienten in der Akutversorgung und in der Nacht beziehungsweise an Sonn- und Feiertagen wird."
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