Kölnische Rundschau: zu Kopfnoten
Köln (ots)
Planlos
WERNER GROSCH
Wenn die Schulministerin mit der Reduzierung der Kopfnoten den Eindruck planlosen Wurschtelns verwischen wollte, ist ihr das gründlich misslungen. Was ist davon zu halten, wenn innerhalb von wenigen Tagen die bislang sechs Noten wie auf dem Basar verhandelt werden, der Koalitionsausschuss der Landesregierung sich auf vier einigt, die CDU-Fraktion dann aber doch nur zwei will und am Ende drei rauskommen?
Wenig ist davon zu halten. Das Ganze erinnert an die Mehrwertsteuer, die die eine Partei der großen Koalition in Berlin um zwei Prozentpunkte erhöhen wollte, die andere gar nicht, und der Kompromiss waren dann drei Prozentpunkte Erhöhung.
Künftig soll es eine Note für "Zuverlässigkeit" geben. Ein weicherer Begriff ließ sich vermutlich nicht finden. Es bleibt dabei: Die Kriterien für die charakterliche Beurteilung sind unklar, der Willkür Tür und Tor geöffnet.
Niemand kann ernsthaft etwas dagegen einwenden, dass die soziale Kompetenz der Schülerinnen und Schüler eine wichtige Rolle bei der Einschätzung ihrer beruflichen Chancen spielen soll. Das lässt sich aber auch in Bemerkungstexten machen, die eine abgewogene und wesentliche aussagekräftigere Beurteilung ermöglichen.
Diese und viele andere Einwände sind von der großen Mehrheit der Erziehungswissenschaftler bereits vor Einführung der Kopfnoten erhoben und von der Politik kaum beachtet worden. Eine wissenschaftliche Begleitung im Sinne einer Erprobungsphase findet auch nicht statt. Das Geschacher um die Zahl der Noten, das nun in Düsseldorf stattgefunden hat, beweist erneut, wie schlecht das System vorbereitet wurde. Und weil das so ist, können sich Arbeitgeber und Eltern, die doch vor allem von den Kopfnoten profitieren sollten, kaum auf sie verlassen. Bislang entwickelt jede Schule ihre Kriterien selbst. Bei einer Bewertung von ohnehin schwer greifbaren Qualitäten sind die Noten deshalb kaum zu gebrauchen. Was bisher Symbolpolitik war, sollte nun endlich fundiert werden.
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