Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zum Metall
Köln (ots)
Respekt
MARKUS GRABITZ, Berlin, zur Metalltarifeinigung
So holperig war die Wegstre cke, auf die sich die wich tigste deutsche Industriebran che vorbereiten muss, lange nicht mehr: Nach einem schö nen Aufschwung mit massivem Jobaufbau und satten Gewin nen, die zum Teil in die Rückla gen gesteckt wurden, ist die Stimmung in der Metall- und Elektrobranche im Sommer jäh abgestürzt. Der Auftragsein gang ist im Keller. Rezessions ängste grassieren nicht nur in den Chefetagen, sie beschäfti gen auch die Mitarbeiter in der Produktion.
Angesichts dieser großen Unsi cherheit sind die IG Metall und Gesamtmetall enger zusam men gerückt. Sie waren gut be raten, die Auseinandersetzung nicht eskalieren zu lassen. Ein Streik hätte nicht in das Umfeld gepasst. Ausgesprochenes Pech hatte die IG Metall, weil sie sich schon im Sommer auf ihre Forderung von acht Pro zent festgelegt hat. Da waren die Herbststürme der Finanz krise noch nicht absehbar. Re spekt für die IG Metall, dass sie letztlich die Augen vor der schwierigen Lage nicht ver schlossen hat.
Die Mobilisierung der Metaller für einen Streik wäre nicht ein mal das große Problem gewe sen. Das Problem war: In Zei ten, da die ganz Großen der Branche ihre Mitarbeiter wegen Auftragsmangel in den Zwangsurlaub schicken müs sen, wäre ein Streik kontrapro duktiv gewesen. Mancher Ar beitgeber hätte sich hinter rücks gefreut, weil die ohnehin fällige Kurzarbeit aus der Streikkasse der IG-Metall be zahlt worden wäre.
Die Arbeitgeber haben durch den schnellen Abschluss Planungssicherheit. Sie sollten sich nicht darauf ausruhen, dass sie das zu einem ver gleichsweise moderaten Preis bekommen haben. Vielmehr gilt es nicht auszublenden, dass die Zeiten irgendwann wieder besser werden. Spätes tens in zwei, vielleicht auch drei Jahren kommt dann mit Macht ein altes Problem zurück: zu nehmender Fachkräftemangel. Im Hinblick darauf sind sie gut beraten, möglichst viele von den über 300 000 neuen Ar beitskräften, die sie im Boom an Bord genommen haben, über die Krise hinaus zu halten.
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