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Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zu Obama

Köln (ots)

Der Hoffnungsträger
JOST SPRINGENSGUTH zu den Erwartungen an Obama
Mit geradezu religiöser Er
griffenheit haben die Ame
rikaner ihren großen Hoff
nungsträger in das Amt des
mächtigsten Politikers zeleb
riert. Da muss schon einmal
die besorgte Frage zugelassen
werden, ob das ein Mann über
haupt leisten kann, was von
ihm erwartet wird.
Charisma gehört gerade in der
medial eng vernetzten Welt zu
den Erfolgsfaktoren der Politik.
Fehlen darf aber nicht das Fun
dament starker politischer
Kompetenz, Durchsetzungs-
und Überzeugungskraft. Hier
wird sich der Präsident noch
zeigen müssen. Er reagiert be
scheiden auf den Stolz seiner
Anhänger, und er geht die Din
ge klug an. Viel spricht dafür,
dass er die in ihn gesetzten Er
wartungen erfüllt.
Barack Obama erscheint zu
nächst einmal nach innen ge
wandt, obwohl der gesamte
Prozess der amerikanischen
Präsidentschaftswahl von den
Anfängen der Kandidaturen an
die ganze Welt in den Bann ge
zogen hat. Die Finanz- und
Wirtschaftskrise ging von den
USA aus. Nun soll von dort aus
die Wende eingeleitet werden.
Zu den Stationen auf dem Weg
ins Weiße Haus gehört Obamas
unvergessener Auftritt in Ber
lin, wo das Wort von der Koope
ration zwischen Gleichen als
Beschreibung der Rolle zwi
schen den USA und Europa sei
ne anspruchsvolle außen- und
sicherheitspolitische Erwar
tung signalisierte. Obama will
nicht alleine den Weltpolizisten
spielen, sondern die anderen
westlichen Demokratien stär
ker in die Pflicht nehmen. Das
ist klar zu erkennen.
Dass beispielsweise Situatio
nen wie auf dem Balkan
entstehen, wo in den entschei
denden Phasen mitten in Euro
pa die Amerikaner das Heft in
die Hand genommen haben,
weil die EU sich nicht hand
lungsfähig zeigte, wird für ihn
undenkbar sein. Die Bundes
kanzlerin reagiert schon vor
dem ersten Treffen präventiv,
indem sie immer wieder be
tont, wie stark das deutsche
Engagement in Afghanistan be
reits ist. Ihr klares Signal: mehr
geht nicht. Wie sich das auf das
Verhältnis Deutschlands und
Europas zu den USA auswirken
wird, weiß diesseits des Atlan
tiks wohl niemand.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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