Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zu Arcandor
Köln (ots)
Bitter BRIGITTE SCHOLTES, Frankfurt, zu Arcandor
Die Insolvenz von Arcandor ist bitter für die Beschäftigten - aber sie ist trotz allem die richtige Lösung. Denn der Handels- und Touristikkonzern hatte in der jetzigen Form keine Zukunft mehr. Das hat auch die Bundesregierung eingesehen: Wenn die Eigentümer schon nicht mehr bereit sind, dem Unternehmen weitere Hilfen bereitzustellen, warum sollten das die Steuerzahler tun?
Nun dürfte Arcandor zerschlagen werden, nun werden wahrscheinlich viele der 43000 Arbeitsplätze verloren gehen aus den Sparten, für die der Konzern Insolvenz angemeldet hat. Und doch dürfte dies die nachhaltigere Lösung sein. Denn für große Teile des Konzerns dürften sich beim Insolvenzverwalter bald potente Interessenten melden. Zudem will die Bundesregierung den Beschäftigten helfen - in welcher Form auch immer.
Je länger sich die Verhandlungen über Arcandor hingezogen hatten, desto schlechter waren aber auch die Aussichten für eine Rettung geworden. Offensichtlich hat die Bundesregierung aus dem Fall Opel gelernt: Da hatte man in aller Eile eine Lösung herbeigeführt, die sich im Nachhinein betrachtet als noch nicht sonderlich tragfähig erwiesen hat. Außerdem haben die Bürger nicht zuletzt bei der Europawahl deutlich gemacht, dass sie ein schnelles Ver^schleu^dern von Steuergeldern mehrheitlich offenbar nicht gutheißen. Die Vergangenheit hat schließlich häufig genug gezeigt, dass Staatshilfe für viele marode Unternehmen deren Sterben nur verlängert hat.
Deshalb tut die Politik gut daran, sich jetzt auf die Unternehmen zu konzentrieren, die unverschuldet unter den Folgen der Finanzkrise zu leiden haben. Das sind vor allem die vielen kleinen und mittelständischen Firmen, die zur Finanzierung auf Kredite der Banken angewiesen sind - und die werden derzeit immer noch nur zögerlich vergeben. In diesen Unternehmen sind 90 Prozent der Arbeitnehmer beschäftigt. Sie aber sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft - auch wenn derzeit die großen Konzerne die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die kleinen und mittleren Unternehmen stärken - das sollte jetzt angegangen werden. Davon profitieren letztlich weitaus mehr Menschen.
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