Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zu Porsche
Köln (ots)
Subtiler Kampf
HENDRIK VARNHOLT zu Porsche und VW
Schlichte Eitelkeit hat die Piëchs, Porsches und ihren Angestellten Wendelin Wiedeking über Monate angetrieben. Im Streben um die Macht über Deutschlands Autoindustrie mochte keiner von ihnen weichen. Ferdinand Piëch ging es um seinen Traum von der "Auto Union", dem Zehn-Marken-Konzern unter der Kontrolle des VW-Aufsichtsrats, dessen Vorsitzender er ist. Wolfgang Porsche wollte die Rolle des David, der den Goliath Volkswagen schluckt, nicht abgeben. Und Wiedeking ging es um den Chefsessel eines Autoimperiums.
Dass ein solches entstehen muss, stand nie in Frage. Allerspätestens in der Krise ist deutlich geworden: Porsche ist zu klein, um allein profitabel zu bleiben. Wer nur 100000 Fahrzeuge im Jahr baut, braucht einen Partner, am besten einen, der wie Volkswagen 62-mal so viele Autos baut. Wenn nun der Weg für einen "integrierten Konzern" aus VW und Porsche frei ist, ist das gut für die Autoindustrie, die fraglos Deutschlands Schlüsselindustrie ist.
In ihrem Kampf um die offenbar endlos zu steigernde Macht standen die Familien Piëch und Porsche sowie nicht zuletzt Porsches Chef Wiedeking einer Lösung im Weg, die die Mitarbeiter ihrer Unternehmen, die deutsche Wirtschaft und die übrigen Anteilseigner herbeigesehnt haben. Offiziell gab sich der innere Zirkel der Auto-Elite stets zurückgezogen. Tatsächlich kämpfte er höchst öffentlich. Nicht zu Unrecht warf man sich einen Medienkrieg vor. Sieger des subtilen Kampfs ist nun also Ferdinand Piëch, wie es scheint.
Das ist folgerichtig, waren es doch Piëchs Gegenspieler Wendelin Wiedeking und Wolfgang Porsche, die den aberwitzigen Plan einer Volkswagen-Übernahme schmiedeten. In einer Zeit, in der es für Finanztransaktionen keine Grenzen zu geben schien, machten sie Geschäfte, die Porsche auf dem Papier enorme Gewinne und Wiedeking ganz real ein riesiges Gehalt einbrachten. Die Krise hat sie auf den Boden geholt - sofern man es so nennen kann, wenn Wiedeking mit einer Abfindung von 100 Millionen Euro verabschiedet wird.
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