Kölnische Rundschau: zur Konjunktur
Köln (ots)
Es ist ein zartes Pflänzchen Hoffnung, das da aufkeimt. Die amerikanische Wirtschaft, immer noch wichtigster Pulsgeber für die Weltkonjunktur, nähert sich nach Monaten der tiefen Rezession langsam wieder der Wachstumszone. Das ist zweifellos ein Grund zum Aufatmen. Ein Grund, Freudentänze aufzuführen, ist diese Nachricht aber längst nicht. Denn anders als in früheren Rezessionen spricht diesmal vieles dafür, dass vor uns eine lange Phase allenfalls schleppenden Wachstums steht. Das gilt für die USA ebenso wie für Europa. Nein, es geht nicht um Schwarzmalerei, sondern um Realismus. Das heißt: Die Auftragsbücher in der Industrie füllen sich diesseits und jenseits des Atlantiks zwar wieder langsam - aber oftmals nur, weil die Läger in vielen Branchen leer sind. Viele Banken melden wieder ordentliche Gewinne - häufig deshalb, weil sie Beteiligungen verkauft haben oder neue Bilanzregeln Verluste abfedern. Das ist der Status quo. Auch der Blick in die Zukunft ist ernüchternd: Denn florierendem Wachstum in den USA muss zunächst ein schmerzhafter, aber unbedingt nötiger Struktur- und Mentalitätswandel vorausgehen. Die Amerikaner haben in der Vergangenheit zu viel konsumiert und importiert. Sie müssen künftig ihre Exportwirtschaft stärken und mehr sparen, sich mindestens aber nicht bis über beide Ohren verschulden. Hinzu kommt: Das Schuldenproblem verlagert sich in den USA mehr noch als in Europa vom privaten auf den öffentlichen Sektor. Den Konjunkturprogrammen der Regierung Obama folgt bald die Rechnung. Und die wird im Gewand wachstumsdämpfender Steuererhöhungen daher kommen. All das hat auch Konsequenzen für Europa, wo Regierungen ebenfalls mit Mitteln wie der Abwrackprämie oder befristeten Steuersenkungen zwar manche Sonderkonjunktur, aber kein nachhaltiges Wachstum initiiert haben. Daraus folgt: Wir sollten uns über jede gute Konjunkturnachricht, die Hoffnung für den Arbeitsmarkt macht, freuen. Wir sollten dabei aber auf dem Boden bleiben.
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Jost Springensguth
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