Kölnische Rundschau: Kommentar zum Anschlag in Afghanistan
Köln (ots)
Zynisch
Sandro Schmidt
zum Anschlag in Afghanistan
Die Entscheidung ist richtig, die Begründung jedoch zynisch: Nur weil die deutsche Botschaft in Kabul durch den verheerenden Bombenanschlag im Wasir-Akbar-Chan-Viertel nicht mehr voll arbeitsfähig ist, wird der für gestern geplante Abschiebeflug von in Deutschland abgelehnten Asylbewerber in die Hauptstadt Afghanistans verschoben.
Falsch hingegen ist, dass die Bundesregierung die Sicherheitslage im Land nicht neu bewerten will. Diese als "volatil", also sich ständig ändernd, zu bezeichnen und sie zugleich als immer noch sicher genug für Abschiebungen einzuschätzen, zeugt schon von politischer Dreistigkeit.
Denn gerade der gestrige Tag hat erneut gezeigt, dass man im Falle Afghanistans nun wirklich nicht von einem sicheren Herkunftsstaat sprechen kann. Wo bitte schön soll es sicher sein, wenn selbst im höchst gesicherten Botschaftsviertel Kabuls ein solcher Terrorakt gelingt? Nur Teile des Landes werden überhaupt von der Regierung kontrolliert. Und auch dort kann von Sicherheit nur bedingt gesprochen werden.
Wer für die abscheuliche Tat in Kabul verantwortlich ist, ist noch unklar. Die Taliban haben sich distanziert. Die Handschrift des Terrorakts verweist am ehesten auf den "Islamischen Staat". Der afghanische Präsident Ghani spricht von einem feigen Anschlag im heiligen Fastenmonat Ramadan, der gegen unschuldige Zivilsten in ihrem Alltagsleben gerichtet war - und verschweigt dabei, dass durch die Wahl des Ortes vor allem seine von Islamisten verhasste Regierung und die ihn unterstützenden ausländischen Staaten getroffen und als ohnmächtig vorgeführt werden sollten. Die Botschaft: Wer für Ghani oder die "Besatzer" arbeitet, kann sich selbst im Zentrum der Macht nicht mehr sicher fühlen. Eine Botschaft, die die Menschen in dem seit Jahrzehnten durch Bürgerkrieg zerrissenen Land noch weiter verunsichern wird.
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