Kölnische Rundschau: zum Fall von Al-Rakka
Köln (ots)
Symbolischer Sieg
Sandro Schmidt zum Fall von Al-Rakka
Die Hauptstadt (des Terrorismus) ist gefallen, der Krieg damit beendet? Schön wär's. Die Einnahme des syrischen Al-Rakka durch überwiegend kurdische Truppen ist zwar ein Meilenstein im Kampf gegen den IS. Weil damit die Zentrale der einstmals fast staatlichen Strukturen des Terrornetzes endgültig außer Gefecht gesetzt ist. Weil es der ohnehin zuletzt deutlich zurückgegangenen Anziehungskraft des einst durch galoppierende Erfolge attraktiven IS einen weiteren herben Schlag versetzt. Weil mit Al-Rakka ein Symbol für den dschihadistischen Islam gefallen ist. Der Kampf aber gegen die menschenverachtende Organisation geht weiter. Erstens, weil sich Führer und strategischen Köpfe längst in die ostsyrische Wüste in Sicherheit gebracht haben. Zweitens, weil sich der "Islamische Staat" bereits in anderen Regionen wie in Afghanistan oder auf den Philippinen neue Strukturen aufbaut und von dort aus zu operieren gedenkt. Und Drittens, weil die Ideologie des radikal-sunnitischen Islam, die angeblich für den einzig richtigen Weg zu Gott und gegen westliche Ungläubige sowie korrumpierte islamische Eliten kämpft, solange für einige Muslime attraktiv bleibt, solange sich ganze Bevölkerungsgruppen in Syrien, Irak und anderswo zurecht unterdrückt, abgehängt und marginalisiert fühlen müssen. Hier helfen nur komplizierte, langfristig angelegte politische Konzepte, die aber leider nicht in Sicht sind. Sollten zum Beispiel vorrückende schiitische Milizen im Irak unbarmherzig gegen die sunnitische Bevölkerung vorgehen, ist dies das nächste "Konjunkturprogramm" für den IS.
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