Kommentar Kölnische Rundschau zu USA/Iran
Köln (ots)
Chance genutzt
Sandro Schmidt
zum US-Konflikt mit dem Iran
Verbal radikal, aber im Handeln erstaunlich gemäßigt hat der Iran auf die Tötung eines der wichtigsten Akteure seines Regimes, General Ghassem Soleimani, reagiert. Die offenbar bewusst nahezu folgenlos gesetzten, jedoch aus Gründen der Selbstachtung von heimischer Erde aus gestarteten Raketenangriffe auf den Luftwaffenstützpunkt Ain al-Assad westlich von Bagdad sowie auf einen Stützpunkt in Erbil in der Kurdenregion im Nordirak sollten einerseits das Rachebedürfnis der eigenen Landsleute befriedigen, zugleich jedoch die brandgefährliche Situation nicht weiter verschärfen. US-Präsident Donald Trump nahm den Ball auf und verzichtete ebenso darauf, den Konflikt weiter zu eskalieren. Er betonte Amerikas Stärke, drohte und verkündigte aber angesichts des geringen Schadens durch den iranischen Angriff lediglich einige weitere Sanktionen. An einem Krieg, wie ihn einige Beobachter befürchtet hatten, haben beide Länder ohnehin kein ernsthaftes Interesse. Der Iran weiß sehr genau, dass er in einer großen militärischen Auseinandersetzungen gegen die Überlegenheit der US-Streitkräfte keine Chance haben wird. Sein Vorteil liegt in einer asymmetrischen Kriegsführung, also begrenzten Nadelstichen gegen US-Interessen - oft in Stellvertreterkriegen durch befreundete Milizen wie etwa die Hisbollah oder die Huthis im Jemen ausgeführt. Solche terrorismus-ähnlichen, dezentralen Aktionen lassen sich selbst von der immer noch stärksten Militärmacht der Welt nicht in den Griff bekommen. Der US-Präsident wiederum steht kurz vor einem dramatischen Wahlkampf und will zwar Härte und Stärke zeigen. Andererseits hatte er seinen Anhängern im Zuge seiner "America first"-Doktrin versprochen, US-Militäreinsätze im Ausland nicht auszuweiten und möglichst zu beenden. An dieser Zusage wird er gemessen. Zudem zeigen die letzten großen Kriege der USA in Afghanistan seit 2001 und gegen Saddam Husseins Irak 2003 mit den bis heute anhaltenden verheerenden Folgen, dass selbst ein militärisch erzwungener Sturz diktatorischer Regime meist in Pyrrhussiegen endet. Von den unabsehbar teuren politischen, moralischen und finanziellen Kosten ganz zu schweigen. Deshalb gebietet es selbst für einen eruptiv handelnden Präsidenten wie Donald Trump die Vernunft, sich nicht auf ein solches Szenario einzulassen. Und diesmal hat er seine Chance genutzt.
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