Was wir für den Frieden tun müssen
Kommentar von Raimund Neuß zur Weinachtsbotschaft in Kriegszeiten
Köln (ots)
Frieden auf Erden - den weihnachtlichen Ruf der Engel verortet das Lukasevangelium ungefähr 70 Kilometer entfernt von jener Region, in der als Folge des sadistischen Hamas-Massenmords vom 7. Oktober der Gaza-Krieg stattfindet. Diese Nähe mag erklären, warum dieser Krieg im Raum der Kirchen so viel mehr Aufmerksamkeit findet als der im Sudan oder die Morde des syrischen Regimes, denen übrigens viele Palästinenser zum Opfer fielen.
Zu Weihnachten haben Kirchenführer im Heiligen Land mit theologischen Argumenten zur Einstellung der Kämpfe aufgerufen. Aber auch wenn Christen vom Krieg mit betroffen sind: Können sie gestützt auf ihre Lehre Juden sagen, was diese zu tun haben? Und dies keine drei Monate, nachdem die Hamas den schlimmsten Massenmord an Juden seit dem Holocaust verübt hat?
Eher sollten wir den Engelsruf als Einladung nehmen: an Menschen guten Willens, wie es in der lateinischen Bibel so schön - und frei - übersetzt wird. Wir können ihr nachkommen, indem wir uns um den Erhalt mühsam geschaffener Voraussetzungen für Frieden mühen. Der Gaza-Krieg lehrt, was passiert, wenn diese niedergetrampelt werden. Israelische und palästinensische Politiker haben die 1993 in Oslo geschaffenen Ansätze einer gemeinsamen Ordnung zerstört. Das konnten sie auch deshalb tun, weil sich die Ordnungsmacht USA unter Barack Obama und Donald Trump einen feuchten Kehricht für den einst von ihr initiierten Oslo-Prozess interessiert hat. Und zur Vorgeschichte des russisch-ukrainischen Krieges gehören zwei Jahrzehnte, in denen EU-Staaten - allen voran Deutschland - Geschäfte mit Wladimir Putin machten und zusahen, wie er eine Wand des europäischen Hauses nach der anderen niederriss.
Eine regelbasierte Ordnung erhält sich nicht von selbst, sondern muss durchgesetzt werden. Wie weit sind wir Europäer ohne Hilfe der USA dazu in der Lage? Was machen wir, wenn die US-Präsidentschaftswahlen zur Paralysierung der westlichen Führungsmacht führen? Darüber nachzudenken ist nicht angenehm. Aber wenn wir die Einladung zum Frieden ernst nehmen, müssen wir es tun.
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