Heilbronner Stimme: Extremismusforscher Klaus Schroeder kritisiert mangelnde Distanzierung von Gewalt durch linke Politiker/"Straßenschlachten erinnern an Krawalle der frühen 70er Jahre"
Heilbronn (ots)
Der Linksextremismusforscher Klaus Schroeder von der FU in Berlin hat die mangelnde Distanzierung von den G20-Krawallen durch einige Politiker von Linken und Grünen scharf kritisiert. "Der Versuch, die Polizei und die Hamburger Politik als verantwortlich für die Randale zu machen, ist einfach nur schäbig", sagte Schroeder in einem Interview mit der "Heilbronner Stimme" (Dienstag). "Die gemäßigte und die radikale Linke haben jenseits der Gewaltbereitschaft viele Gemeinsamkeiten mit der militanten Linken. Sie gehen mit ihnen Aktionsbündnisse ein und demonstrieren gemeinsam. Wenn zum Beispiel die Bundestagsvizepräsidentin von den Grünen, Claudia Roth, in Hannover an einer Demonstration teilnimmt, auf der es aus den Lautsprechern dröhnt: "Deutschland, du mieses Stück Scheiße", dann ist es nicht überraschend, wenn sich die militante Szene bei friedlichen Demonstranten Schutz sucht."
Weiter sagte Schroeder: "Die linken Gewalttäter glaubten, sie könnten bei den Demonstrationen wie die Fische im Wasser schwimmen. Die friedlichen Demonstranten haben sie - wie auch anderenorts zuvor - nicht von ihren Demonstrationen ausgeschlossen. Die Gewaltbereiten fühlen sich insofern nicht zu Unrecht als Teil einer linken Bewegung."
Obwohl der Linksextremismusexperte im Vorfeld vor einer zunehmenden Militanz und einer starken Vernetzung der linksextremen Szene gewarnt hatte, zeigte er sich vom Ausmaß der Krawalle überrascht. "Die Gewaltintensität habe ich aber nicht für möglich gehalten. Was sich hier drei Nächte lang ereignet hat, erinnert an Straßenschlachten aus den frühen 1970er Jahren, zum Beispiel in Frankfurt." Schroeder warnte davor, den Linksextremismus zu verharmlosen. "Die Fixierung auf die Bekämpfung des Islamismus und Rechtsextremismus hat dazu geführt, dass Linksextremismus relativiert, verharmlost oder sogar ignoriert wurde."
Pressekontakt:
Heilbronner Stimme
Chefredaktion
Telefon: +49 (07131) 615-794
politik@stimme.de
Original-Content von: Heilbronner Stimme, übermittelt durch news aktuell