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Heilbronner Stimme: Kündigung von 9 Jetpiloten bei der Bundeswehr - FDP kritisiert Mangel an Flugstunden

Heilbronn (ots)

9 Jetpiloten haben 2018 Dienst quittiert - FDP-Politiker Faber: Luftwaffe kaputtgespart - Einsatzbereitschaft auf 30 Prozent beziffert -Wehrexperte fordert als Konsequenz auf Antwort der Regierung Fristsetzung für Wartungsfirmen

Das Verteidigungsministerium steht wegen des Weggangs von Jetpiloten in der Kritik. Neun Offiziere der Luftwaffe haben 2018 gekündigt, in den vier Jahren davor hatten insgesamt fünf Piloten den Dienst quittiert. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP hervor, berichtet die "Heilbronner Stimme" (Donnerstag). FDP-Wehrexperte Marcus Faber sagte der Zeitung: "Die Piloten gehen zur Luftwaffe, weil sie fliegen wollen. Aber meist stehen die Maschinen am Boden, weil sie nicht einsatzbereit sind." Faber sagte weiter: "Unter dem Stichwort Friedensdividende hat man die Bundeswehr und insbesondere die Luftwaffe in den letzten Jahren kaputtgespart. Bei der Luftwaffe ist dies besonders auffällig, weil der investive Anteil an den Kosten sehr hoch ist. Wenn man mit Nato-Partnern redet, mit Balten, Niederländern oder Tschechen, dann wird eine recht klare Erwartungshaltung an eine starke Nation wie es Deutschland ist formuliert. Die Erwartungen erfüllen wir derzeit nicht."

Faber betonte zu den Motiven der Piloten: "Die Frustration nimmt zu, wenn die Jets nicht starten können, weil es mit der Wartung nicht vorankommt oder weil Ersatzteile fehlen.

Die Offiziere müssten wegen des Mangels von Flugstunden sogar um den Verlust ihrer Fluglizenz bangen. Faber sagte der "Heilbronner Stimme": "Bei Hubschrauberpiloten haben wir es in jüngerer Vergangenheit schon erlebt, dass sie ihre Lizenzen verloren haben, weil sie die Mindestanzahl von Flugstunden nicht erreicht hatten. Hier läuft etwas gehörig falsch. Der Vergleich mit unseren Partnern, beispielsweise Frankreich oder Großbritannien, macht betroffen, dort sind viel mehr Flugstunden möglich. Ein weiteres Problem ist, dass unsere Piloten heute lange im Unklaren bleiben, wie bzw. ob es mit ihnen nach dem aktiven Flugdienst - der regulär mit 41 Jahren endet - bei der Bundeswehr beruflich weitergeht."

Als Konsequenz auf die Antwort der Bundesregierung fordert der FDP-Verteidigungsexperte, den Wartungsfirmen Fristen zu setzen: "Das Material steht nicht zur Verfügung, weil man notwendige Mittel zur Instandhaltung nicht zur Verfügung stellt. Im Bundesverteidigungsministerium wurden Verträge mit Firmen geschlossen, die nicht unbedingt zur schnellen Abarbeitung der Instandsetzungsaufträge führen, sondern zu längeren Standzeiten. Wir sollten der Industrie ein Enddatum für eine Reparatur nennen, damit die Luftwaffe Planungssicherheit für Einsätze hat. Mit solchen Fristsetzungen haben Nato-Partner gute Erfahrungen gemacht, ohne dass sie die Sicherheit der Piloten gefährden. In Großbritannien beispielsweise sind die Eurofighter-Piloten jeden Monat doppelt so lange in der Luft wie unsere Piloten."

Faber: "Derzeit haben wir in einigen Bereichen der Luftwaffe eine Einsatzbereitschaft von etwa nur 30 Prozent. Das muss deutlich mehr werden, weil sich das Bündnis auf uns verlassen können muss. Stattdessen sind die Flugzeiten rückläufig, und auch die Zahl der einsatzfähigen Maschinen geht zurück. Mit dem Abbau der Tornadoflotte wird sich das Problem verschärfen. Bisher ist nämlich noch nicht entschieden, durch welchen Jet der Tornado ersetzt werden wird. Wenn man sich dann einmal entschieden hat, wird es noch Jahre dauern, bis alle neuen Flugzeuge da sind. Die nächste große Lücke kommt hier auf uns zu."

Die geplanten Neueinstellungen reichten nicht, so Faber: "Jeder in der Bundeswehr kennt das Problem. Aber das Ministerium handelt nicht. Nun reagiert man, in dem man das Symptom pflegt, anstatt es zu beheben. Weil es zu wenig Flugstunden mangels einsatzbereiter Flugzeuge gibt, werden weniger neue Piloten ausgebildet. Falls es wirklich einmal neue Flugzeuge gibt, werden wir ein verschärftes Personaldefizit haben. Hinzu kommt dass unsere Piloten als hoch ausbildete Fachkräfte auf dem freien Markt natürlich sehr begehrt sind. Die private Wirtschaft zahlt attraktiv, und die Piloten dürfen dort auch endlich fliegen und sichern ihre Fluglizenz. Es gibt immer noch ein Kommunikationsdefizit, was die Dramatik des Problems betrifft, zwischen Luftwaffe und Ministerium. Im Ministerium ist das Thema noch nicht wirklich angekommen, obwohl wir schon lange darüber sprechen. Ministerin Ursula von der Leyen spricht zwar von einer Trendwende bei Material und Personal, aber die Wahrheit ist, dass sich bislang kaum etwas bei der Wartung und damit der Einsatzbereitschaft geändert hat."

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