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Amnesty International

Guatemala ein Jahr nach dem Bericht der Historischen Wahrheitskommission
Massenmörder auf freiem Fuß

Bonn (ots)

- Sperrfrist: Freitag, 25. Februar 2000, 00:01 Uhr MEZ -
amnesty international: Empfehlungen der Wahrheitskommission werden
bisher weitgehend ignoriert / Verantwortliche für
Menschenrechtsverletzungen müssen zur Rechenschaft gezogen werden
In Guatemala können Menschenrechtsverletzer, die für den Tod
Tausender Menschen verantwortlich sind, weiterhin mit Straffreiheit
rechnen. Das kritisierte die Menschenrechtsorganisation amnesty
international (ai) heute anlässlich des ersten Jahrestages der
Veröffentlichung des Berichts der Historischen Wahrheitskommission
(CEH). Die meisten Empfehlungen der Kommission seien bislang noch
nicht umgesetzt worden.
Am 25. Februar 1999 hatte die Kommission ihren Bericht über
Menschenrechtsverletzungen während des 36 Jahre dauernden
Bürgerkrieges veröffentlicht. amnesty international hatte die
Veröffentlichung damals als einen Schritt begrüßt, den Opfern der
Gewalttaten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, und an die
guatemaltekische Regierung appelliert, die Vorschläge der Kommission
unverzüglich umzusetzen. Ein Jahr später steht dies noch immer aus.
Die guatemaltekischen Streitkräfte haben während des "schmutzigen
Krieges" zahlreiche Massaker an der indianischen Landbevölkerung
verübt, die CEH spricht sogar von einem "Völkermord". Die
maßgeblichen Entscheidungsträger befinden sich jedoch weiterhin auf
freiem Fuß und bekleiden zum Teil hohe Staatsämter. In den wenigen
Fällen, die vor Gericht kamen, wurden die Prozesse verschleppt sowie
Opfer und Zeugen eingeschüchtert. Die Anzahl der bis heute erreichten
Verurteilungen lässt sich an einer Hand abzählen.
Auch weitere Forderungen der Kommission, wie die nach der Öffnung
von Massengräbern, der Ermittlung des Verbleibs "Verschwundener" und
der Untersuchung der Rolle der Sicherheitskräfte, wurden bislang
ignoriert. Maßnahmen zur Entschädigung der Opfer sind nicht ergriffen
worden, ebenso gibt es bis heute keine Rehabilitierungsprogramme für
Opfer von Misshandlungen.
amnesty international wiederholt deshalb die Forderung, die
Verantwortlichen für die Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen. "Dies
ist eine unerlässliche Voraussetzung, um Versöhnung und einen
dauerhaften Frieden zu erreichen", sagte Eckard Wrba,
Guatemala-Experte der deutschen ai-Sektion.
Wenn Sie Nachfragen haben, wenden Sie sich bitte an:
amnesty international         + 49 - (0)228 - 98373-36 / - 0
- Pressestelle -              + 49 - (0)228 - 630036
53108 Bonn                    E-Mail:  press-de@amnesty.de
                              Internet: www.amnesty.de

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