Oklahoma vollstreckt die meisten Todesurteile
Bonn (ots)
Zahl der Hinrichtungen im Verhältnis zur Einwohnerzahl überproportional hoch / Fehlurteile keine Seltenheit / Einer von 40 zum Tode Verurteilten erweist sich später als unschuldig
Hochgerechnet auf die Zahl der Einwohner vollstreckt der US-Bundesstaat Oklahoma die meisten Todesurteile in den USA und übertrifft damit sogar China und den Iran. Zu diesem Ergebnis kommt amnesty international in dem heute veröffentlichten Bericht "Old habits die hard: The death penalty in Oklahoma".
Während in Texas die hohe Gesamtzahl an Hinrichtungen die weltweite Aufmerksamkeit auf sich lenkt, werden im kleineren Nachbarstaat nicht nur laufend Todesurteile verhängt, sondern diese auch überdurchschnittlich oft vollstreckt. In diesem Jahr nimmt Oklahoma mit bisher 10 Hinrichtungen den Spitzenplatz in den USA ein. Am 1. Mai will der Staat mit Marilyn Plantz bereits die zweite Frau in diesem Jahr hinrichten. Auch in Bezug auf die Verurteilung geistig behinderter Menschen und Minderjähriger ist Oklahoma "einzigartig": 1999 wurde zum ersten Mal seit 40 Jahren ein Verurteilter hingerichtet, der zum Zeitpunkt der Tat erst 16 Jahre alt war.
Nach Florida und Illinois ist Oklahoma der US-Bundesstaat, in dem am dritthäufigsten Fehlurteile aufgedeckt werden konnten. Zwar gibt es in Florida dreimal so viele Fälle von unschuldig zum Tode Verurteilten wie in Oklahoma, dennoch haben Untersuchungen ergeben, dass in beiden Staaten die Fehlerquote gleich hoch ist: Einer von 40 Todeskandidaten ist unschuldig. Der Gouverneur von Illinois hat deshalb im Januar 2000 als Konsequenz aus der hohen Fehlerrate in diesem US-Bundesstaat entschieden, die Todesstrafe auszusetzen.
Auch der Gouverneur von Oklahoma, Frank Keating, hat reagiert: Anfang dieses Monats wandelte er die Todesstrafe von Phillip Smith in eine Haftstrafe um, weil Zweifel an dessen Schuld aufgekommen sind. Smith hatte 16 Jahre in der Todeszelle gesessen. Es war das erste Mal seit 35 Jahren, dass in Oklahoma eine Todesstrafe in Haft umgewandelt wurde. amnesty international betont, dass dieser Fall exemplarisch für viele Fälle steht, in denen sich ein Todesurteil ausschließlich auf unzuverlässige oder falsche Zeugenaussagen stützt. "Solche Fälle nähren den Zweifel an der Fairness und Zuverlässigkeit von Todesurteilen. Der Gesetzgeber von Oklahoma sollte auf die ernsten Zweifel reagieren und diese überholte Form der Bestrafung abschaffen," erklärt dazu Karen Bagge, USA-Expertin der deutschen Sektion von amnesty international.
Die Menschenrechtsorganisation plädiert in ihrem Bericht "Old habits die hard" dafür, die "Sinnhaftigkeit" der Todesstrafe zu überdenken und vor allem für faire Gerichtsverfahren zu sorgen: Einige der Anwälte
der zum Tode Verurteilten in Oklahoma setzten sich so gut wie gar nicht für die Verteidigung ihrer Klienten ein. Im Fall von James Fisher sprach sein Anwalt sogar nur 9 Worte zur Verteidigung seines Klienten.
"Während der Großteil der Welt sich darum bemüht, die Standards der Rechtsprechung zu verbessern, ist Oklahoma in der Vergangenheit stecken geblieben. Es wird Zeit, dass Oklahoma den Anschluss an die moderne Welt findet und anerkennt, dass die Todesstrafe willkürlich und grausam ist. Sie hat einen verrohenden Einfluss auf alle, die damit zu tun haben und vor allem können Fehler mit fatalen Folgen nicht ausgeschlossen werden," betont USA-Expertin Karen Bagge.
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