Deutschland: Amnesty-Menschenrechtspreis 2022 geht an Äthiopischen Menschenrechtsrat EHRCO
Berlin (ots)
Deutschland: Amnesty-Menschenrechtspreis 2022 geht an Äthiopischen Menschenrechtsrat EHRCO
Der Äthiopische Menschenrechtsrat (Ethiopian Human Rights Council, EHRCO) bekommt den Menschenrechtspreis 2022 der deutschen Sektion von Amnesty International. Die Auszeichnung wird für den selbstlosen und mit persönlichen Gefahren verbundenen Einsatz für die Menschenrechte in Äthiopien verliehen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
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- Wichtige Terminhinweise siehe unten
Seit über 30 Jahren ist der unabhängige Äthiopische Menschenrechtsrat (EHRCO) die Stimme der Menschenrechte in Äthiopien. Die Mitarbeiter_innen untersuchen Menschenrechtsverletzungen, ermöglichen Rechtsberatung für Betroffene und engagieren sich in der Menschenrechtsbildung. Ihr Einsatz ist oft mit Repressalien und persönlichen Gefahren verbunden. Der Ausbruch des bewaffneten Konflikts 2020 im Norden des Landes, vor allem in der Region Tigray, macht die Menschenrechtsarbeit des EHRCO unverzichtbar.
"Der EHRCO ist die Stimme der Ungehörten in Äthiopien", sagt Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland. "Seit 30 Jahren kämpft der EHRCO für Betroffene von Menschenrechtsverletzungen: Dafür wurden seine Unterstützer_innen beleidigt, inhaftiert, gefoltert und sogar getötet. Dennoch hat sich der EHRCO zu keinem Zeitpunkt einschüchtern lassen. Diesen Mut und Einsatz würdigt Amnesty International mit dem elften Amnesty-Menschenrechtspreis."
"Der Erhalt des Preises und die Zusammenarbeit mit internationalen Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International sind für uns von großer Bedeutung. Menschenrechte sind universell und bedürfen der Zusammenarbeit und Solidarität, um Menschenrechte und Demokratie zu verbessern", sagt Dan Yirga Haile, geschäftsführender Direktor vom EHRCO.
"Wir wissen jetzt: Wenn uns etwas zustößt, werden andere ihre Stimme erheben und sich solidarisch für uns einsetzen. In Äthiopien unterdrücken Regierung und Politiker viele Stimmen des Volkes auf verschiedene Weise. Diese Stimmen erhalten nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Der Menschenrechtspreis von Amnesty International trägt dazu bei, diesen Stimmen Gehör zu verschaffen, indem er den unermüdlichen Einsatz vom EHRCO für die Menschenrechte seit nunmehr dreißig Jahren würdigt."
Seit Beginn des bewaffneten Konflikts im November 2020 im Norden Äthiopiens beobachtet Amnesty International, dass alle Konfliktparteien für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind, einschließlich außergerichtlichen Hinrichtungen und sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Diese stellen nach Bewertung von Amnesty International Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht, Kriegsverbrechen und in einigen Fällen möglicherweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar. Millionen Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben, mehreren Millionen Menschen in Tigray und angrenzenden Regionen wird die humanitäre Hilfe verweigert. Auseinandersetzungen zwischen den bewaffneten Gruppen forderten nach Amnesty-Informationen mindestens 1.500 Menschenleben. Die Polizei nimmt seit Anfang 2021 willkürlich Menschen fest, die aus Tigray kommen oder zum Konflikt tätig sind.
Zum vierten Jahrestag der Präsidentschaft von Abiy Ahmed Ali am 2. April 2022 fordert Amnesty International die Regierung Äthiopiens auf, unabhängigen Menschenrechtsorganisationen wie dem EHRCO Zugang zur Konfliktregion Tigray zu ermöglichen, Journalist_innen und Menschenrechtsaktivist_innen zu schützen sowie ihre Meinungs- und Pressefreiheit zu garantieren, willkürliche Verhaftungen von Journalist_innen und Menschenrechtsaktivist_innen zu beenden und alle Personen freizulassen, die aus politischen oder ethnischen Gründen inhaftiert sind.
An Deutschland gerichtet sagt Markus N. Beeko: "Die Bundesregierung muss ihr Bekenntnis zu einer neuen, menschenrechtsgeleiteten Außenpolitik kohärent und konkret umzusetzen. Tragendes Element der Zusammenarbeit mit Äthiopien muss die Unterstützung der Zivilgesellschaft durch die Bundesregierung sein. In diesem wichtigen afrikanischen Kooperationsland wurde der zivilgesellschaftliche Raum erneut massiv eingeschränkt - die Bundesregierung kann und muss hier die Zivilgesellschaft unterstützen und Menschenrechtsverteidigende schützen helfen."
Hintergrund Menschenrechtspreis
Mit dem Menschenrechtspreis zeichnet die deutsche Amnesty-Sektion alle zwei Jahre Persönlichkeiten und Organisationen aus, die sich unter schwierigen Bedingungen für Menschenrechte einsetzen. Ziel des Preises ist es, das Engagement dieser Menschen zu würdigen, sie zu unterstützen und zu schützen sowie ihre Arbeit in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, die traditionell die "Stiftung Menschenrechte - Förderstiftung Amnesty International" stiftet. 2022 wird der Amnesty-Menschenrechtspreis zum elften Mal verliehen. Bisherige Preisträger waren unter anderem: Seenotrettungscrew Iuventa10 (2020); Nadeem-Zentrum für die Rehabilitierung von Opfern von Gewalt und Folter, Kairo (2018); Alice Nkom, Kamerun (2014); Swetlana Gannuschkina, Russland (2003).
Terminhinweise
Die Pressekonferenz mit dem Preisträger Dan Yirga Haile findet statt am 24. Mai 2022. Ein Terminhinweis erfolgt in der Woche zuvor.
Die Preisverleihung mit internationalen Gästen findet statt am 30. Mai 2022 im Maxim-Gorki-Theater in Berlin. Sie können die Veranstaltung per Live-Stream verfolgen oder sich akkreditieren.
Dan Yirga Haile, geschäftsführender Direktor des EHRCO, wird den Preis persönlich entgegennehmen. Er ist für Interviews in Berlin vom 23. - 30. Mai 2022 verfügbar.
Für Interviewanfragen, auch mit dem Preisträger, wenden Sie sich bitte an die Pressestelle.
AMNESTY INTERNATIONAL ist eine von Regierungen, politischen Parteien, Ideologien, Wirtschaftsinteressen und Religionen unabhängige Menschenrechtsorganisation. Amnesty setzt sich seit 1961 mit Aktionen, Appellbriefen und Dokumentationen für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen auf der ganzen Welt ein. Die Organisation hat weltweit mehr als sieben Millionen Unterstützer. 1977 erhielt Amnesty den Friedensnobelpreis.
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