Komitee gegen den Vogelmord e. V.
Italien eröffnet die Jagdsaison auf Zugvögel
Bonn / Rom (ots)
Italienische und deutsche Naturschützer starten großes Vogelschutzcamp
Millionen Zugvögeln droht in Italien beim Flug in den Süden erneut ein vorzeitiges Ende durch Fang oder Abschuß. Wie am Freitag das Komitee gegen den Vogelmord in Bonn mitteilte, darf von kommenden Sonntag an jeder der 800.000 italienischen Jäger 30 Singvögel pro Tag erlegen. "Bei 55 Jagdtagen macht dies theoretisch weit über eine Milliarde Vögel", erklärt hierzu der Vogelschützer Alexander Heyd. "Das ist mehr, als es in Europa überhaupt noch gibt."
Den Naturfreunden sei es aber kurz vor Jagderöffnung gelungen, in einigen Regionen Italiens entscheidende Verbesserungen der Jagdverordnungen vor Gericht durchzusetzen. So hatte nach Angaben des Komitees gegen den Vogelmord die oberitalienische Lombardei Drosseln und Tauben während der Brutzeit zum Abschuß freigegeben, obwohl die europäischen Naturschutzrichtlinien dies strikt untersagen. Das Verwaltungsgericht in Mailand habe nun die Jagdzeitenverordnung der Lombardei verworfen und die Regierung gezwungen, das Regelwerk an die EU-Richtlinien anzupassen. "Die neuen Jagdzeiten sind zwar auch nicht in unserem Sinne, aber wenigstens können die Vögel jetzt ihre Jungen ungestört aufziehen", so Heyd.
Der illegale Fang von Singvögeln bereite den Vogelschützern dagegen weiterhin Sorgen. In den Bergen Norditaliens - zwischen Garda- und Iseosee - beginnen in diesen Tagen Tausende Vogelfänger mit dem Aufbau verbotener Vogelfallen und Netze. Auf die traditionelle Polenta mit Singvögeln am Spieß wolle man in den abgelegenen Bergregionen auch heute noch nicht verzichten. "In den Südalpen werden bis Ende November rund eine halbe Million Vogelfallen und Tausende Fangnetze aufgestellt", mutmaßt Heyd. Das Komitee gegen den Vogelmord werde daher gemeinsam mit seinen italienischen Partnerverbänden ab Ende September mit rund 100 ehrenamtliche Helfern ein groß angelegtes Vogelschutzcamp in den Bergen westlich des Gardasees veranstalten. Nach Angaben der Naturfreunde hätten sie bei dem letzten derartigen Camp im Herbst 2001 mehr als 20.000 Vogelfallen und Fangnetze abgebaut. Die Arbeit sei nicht ganz ungefährlich, denn die Vogelfänger würden nicht gerne zusehen, wie ihre Fallen und Netze eingesammelt werden. Doch seit Carabinieri und Forstpolizei die Aktionen begleiten, sei auch die Zahl gewalttätiger Übergriffe etwas zurückgegangen. Dennoch seien die Naturschützer auch letztes Jahr noch mehrfach mit Knüppeln angegriffen und in einem Bergdorf sogar beschossen worden.
Die Aktionen sollen bis zum 10. November andauern.
V.i.S.d.P., nähere Information, Vermittlung von Bildmaterial: Komitee gegen den Vogelmord e.V., Alexander Heyd, Tel.: 0228/665521 oder 0172/6486754
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