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Schlechte Noten für deutsche Infrastruktur, Wohnungsmangel größtes Infrastrukturproblem

Hamburg (ots)

Nur jeder dritte Bundesbürger (33%) ist mit der Infrastruktur in Deutschland zufrieden, fast ebenso viele (31%) äußern sich unzufrieden. Damit schneidet Deutschland im internationalen Vergleich eher schlecht ab, so das Ergebnis einer aktuellen Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos, die in Zusammenarbeit mit der Global Infrastructure Investor Association (GIIA) in 31 Ländern durchgeführt wurde. Sechs von zehn Befragten (60%) glauben außerdem, dass in Deutschland nicht genug unternommen wird, um die Infrastrukturbedürfnisse des Landes zu erfüllen. Besonders schlecht wird das Wohnraumangebot, die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und die Qualität des Eisenbahnverkehrs bewertet. Bei der Digitalisierung ist Deutschland im weltweiten Vergleich sogar das Schlusslicht.

Größte Probleme: Wohnraum, E-Ladestationen und Schienenverkehr

Fehlender Wohnraum ist aus Sicht der deutschen Bevölkerung das derzeit größte Infrastrukturproblem im eigenen Land. Nur jeder sechste Bundesbürger (17%) bewertet die Verfügbarkeit von neuen Wohnungen und Häusern in Deutschland als ziemlich oder gar sehr gut. Lediglich in Irland (16%) wird das Wohnraumangebot noch etwas schlechter bewertet, in anderen europäischen Ländern wie Schweden (50%), Frankreich (48%) oder Großbritannien (37%) zeigen sich die Menschen weitaus zufriedener.

Ähnlich kritisch wird die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge gesehen. Lediglich 22 Prozent der Deutschen befinden diese für gut, im Nachbarland Niederlande ist dies bei jedem Zweiten (50%) der Fall. Für Frust sorgt auch der Bahnverkehr. Nur 31 Prozent bewerten die Qualität der Eisenbahninfrastruktur (z. B. Schienen und Bahnhöfe) in Deutschland als gut, verglichen mit 69 Prozent in den Niederlanden, 56 Prozent in Spanien und 52 Prozent in Frankreich.

Deutschland Schlusslicht bei Digitalisierung

Trauriges Schlusslicht ist Deutschland in der Wahrnehmung der Bürger im Bereich Digitalisierung. Nicht einmal jeder dritte Deutsche (32%) hält die digitale Infrastruktur im eigenen Land für gut. Zum Vergleich: Weltweit sagen 58 Prozent der Befragten, dass ihr Land über ausreichend schnelles und leistungsstarkes Breitbandinternet und Glasfasernetzwerke verfügt, in Singapur (81%) und den Niederlanden (75%) ist der Anteil der Zufriedenen sogar noch deutlich höher. Auch in anderen EU-Ländern wie Schweden (71%), Spanien (65%) oder Frankreich (64%) wird die digitale Infrastruktur überwiegend positiv bewertet.

Etwas besser wird in Deutschland das überregionale Straßennetz wahrgenommen, immerhin 58 Prozent sind mit den Autobahnen und Fernverkehrsstraßen im eigenen Land zufrieden. Global gesehen (Durchschnitt 57%) stellt aber auch dieser Wert nur Mittelmaß dar. Dass es auch anders geht, zeigt einmal mehr die Niederlande, wo 84 Prozent mit der Verkehrsinfrastruktur zufrieden sind.

Investitionen in Wohnungen, Bahn und Digitales gefordert

Danach gefragt, in welche Infrastrukturbereiche in Deutschland vorrangig investiert werden sollte, wird am häufigsten die Verfügbarkeit neuer Wohnungen und Häuser (49%), die Eisenbahn (40%) und die digitale Infrastruktur (36%) genannt. Mit etwas Abstand dahinter folgen die Infrastruktur zur Solarenergieerzeugung (33%), Fahrradwege (31%) und Windenergie (30%).

Obwohl die Ladeinfrastruktur für E-Autos in Deutschland schlecht abschneidet, wird der Bau von E-Ladestationen trotzdem vergleichsweise selten priorisiert (23%). Investitionen in die zuletzt wieder vermehrt diskutierte Energieerzeugung mittels Atomkraft wird nur von 19 Prozent der Befragten gefordert.

Gute Infrastruktur Voraussetzung für Wirtschaftswachstum

Eine knappe Mehrheit (51%) der Deutschen ist davon überzeugt, dass Investitionen in die Infrastruktur neue Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft ankurbeln werden. 46 Prozent glauben außerdem, dass Infrastrukturinvestitionen erheblich zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen können.

60 Prozent der Befragten sind jedoch der Meinung, dass dringend benötigte Infrastrukturprojekte in Deutschland nicht schnell genug umgesetzt werden. Trotzdem hält es jeder Zweite (52%) für wichtig, dass die Meinung der örtlichen Bevölkerung zu geplanten Infrastrukturprojekten eingeholt wird, auch wenn dies zu Verzögerungen führt. Verglichen mit anderen Nationen liegt dieser Wert aber erstaunlich niedrig. Im globalen Länderdurchschnitt sagen 65 Prozent, dass die Standpunkte der ansässigen Bevölkerung stets berücksichtigt werden sollten.

"Deutschland krankt an fehlenden Investitionen"

Für Dr. Robert Grimm, Leiter der Politik- und Sozialforschung bei Ipsos in Deutschland, ist der gegenwärtige Frust der Bevölkerung auch auf jahrelange Versäumnisse des Staates zurückzuführen: "Egal ob bei der Bahn, der Digitalisierung oder erneuerbaren Energien - Deutschland krankt an fehlenden Investitionen. Das nagt an der Wettbewerbsfähigkeit des Landes und am Selbstwertgefühl der Bürgerinnen und Bürger. Wer lebt schon gerne in einem Land, in dem das, was eigentlich funktionieren müsste, unverlässlich ist? Eine solide Infrastruktur ist wichtig für die erfolgreiche Umsetzung der Vorhaben der Ampelkoalition. Wirtschaftswachstum, Innovation, Klimaneutralität und soziale Gerechtigkeit lassen sich nur durch umfangreiche Investitionen in die Infrastruktur umsetzen. Schnelle Abhilfe wird es aber wohl nicht geben. Was Vorgängerregierungen mitverschuldet haben, lässt sich in vier Jahren nicht einfach aufholen. Eine ordentliche Grundsteinlegung sollten die Bürger von der Ampel jedoch erwarten dürfen."

Methode

Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos-Studie "Global Infrastructure Index 2023", die in Zusammenarbeit mit der Global Infrastructure Investor Association durchgeführt wurde. Bei der Online-Umfrage wurden zwischen dem 26. Mai und dem 09. Juni 2023 insgesamt 22.816 Personen aus 31 Ländern interviewt.

In Australien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Neuseeland, Spanien und den USA umfasste die Stichprobe jeweils mehr als 1.000 Personen. In Argentinien, Belgien, Chile, Indonesien, Irland, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Niederlande, Peru, Polen, Rumänien, Schweden, Singapur, Südafrika, Südkorea, Thailand, der Türkei und Ungarn wurden etwa 500 Personen befragt.

Der "Globale Länderdurchschnitt" spiegelt das durchschnittliche Ergebnis für alle 31 Nationen wider, in denen die Umfrage durchgeführt wurde. Er wurde nicht an die Bevölkerungsgröße der einzelnen Länder angepasst.

In einigen der untersuchten Länder ist die Internetdurchdringung ausreichend hoch, um die Stichproben als repräsentativ für die allgemeine erwachsene Bevölkerung unter 75 Jahren zu betrachten. Andere Länder weisen eine geringere Internetdurchdringung auf. Die Stichprobe dieser Länder ist städtischer, gebildeter und/oder wohlhabender als die Allgemeinbevölkerung und sollte so betrachtet werden, dass sie die Ansichten der stärker "vernetzten" Bevölkerungsgruppe widerspiegelt.

Die Daten werden so gewichtet, dass die Stichprobenzusammensetzung jedes Landes das demografische Profil der erwachsenen Bevölkerung gemäß den neuesten Volkszählungsdaten am besten widerspiegelt.

Die Genauigkeit der Online-Umfragen von Ipsos wird anhand eines Glaubwürdigkeitsintervalls berechnet, wobei eine Umfrage mit 1.000 Teilnehmern auf +/- 3,5 Prozentpunkte und mit 500 Teilnehmern auf +/- 4,8 Prozentpunkte genau ist.

Wenn die Ergebnisse sich nicht auf 100 aufsummieren, liegt das an Rundungen durch die computer-basierte Zählung, erlaubte Mehrfachnennungen oder dem Ausschluss von "weiß nicht/keine Angabe" Nennungen.

Pressekontakt:

Dr. Robert Grimm
Leiter Ipsos Politik- und Sozialforschung
robert.grimm@ipsos.com
+49 160 2520275

Original-Content von: Ipsos, übermittelt durch news aktuell

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