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Studie zum Pride Month: LGBTQIA+-Rechte weltweit unter Druck, in Deutschland hohe Akzeptanz und neue Brüche

Hamburg (ots)

Am 1. Juni beginnt der alljährliche Pride Month. Aus diesem Anlass hat das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos eine internationale Umfrage durchgeführt, bei der die Einstellungen gegenüber queeren Menschen untersucht wurden. In Deutschland zeigen sich - anders als in den meisten anderen Ländern - leichte Fortschritte, aber auch neue Brüche. Eine klare Mehrheit der Deutschen spricht sich gegen die Diskriminierung der LGBTQIA+-Community und für gleiche Rechte aus. Vor allem bei jungen Männern nehmen queerfeindliche Ansichten aber auch in Deutschland eher zu.

Drei von vier Deutschen für Antidiskriminierung und gleiche Rechte

73 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass lesbische, schwule oder bisexuelle Menschen vor Diskriminierung geschützt werden sollten. Bei trans Personen stimmen sieben von zehn Befragten (70 %) der Aussage zu. Etwa ebenso viele (71 %) befürworten, dass gleichgeschlechtliche Paare legal heiraten dürfen - drei Prozentpunkte mehr im Vergleich zum Jahr 2021. Nur 8 Prozent sprechen sich gegen jede Form der rechtlichen Anerkennung aus. Ähnlich sieht es beim Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare aus: Drei Viertel (73 %) der Deutschen finden, dass Homosexuelle bei der Adoption von Kindern die gleichen Rechte haben sollten wie heterosexuelle Paare - vier Prozentpunkte mehr als noch vor drei Jahren. Ein Fünftel (20 %) lehnt dies ab.

Neben Frankreich und Polen gehört Deutschland damit zu den wenigen Ländern, in denen sich die Akzeptanz queerer Lebensweisen in den letzten drei Jahren in mehreren Bereichen leicht positiv entwickelt hat. Sobald es um konkrete Maßnahmen geht, reagieren viele Bundesbürger allerdings nach wie vor verhalten. Nur knapp die Hälfte der Deutschen (47 %, -3 im Vgl. zu 2021) unterstützt Gesetze, die die Diskriminierung von LGBTQIA+-Personen verbieten. Und lediglich 29 Prozent haben sich schon mal aktiv gegen eine Person ausgesprochen, die Vorurteile gegenüber queeren Menschen hatte.

Weltweit starker Gegenwind für queere Menschen

In einer Vielzahl der untersuchten Länder ist die Stimmung gegenüber der LGBTQIA+-Community in den letzten Jahren ins Negative umgeschlagen. Nur noch jeder zweite Befragte weltweit (50 %) unterstützt LGBTQIA+-Personen, die offen mit ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität umgehen - 5 Prozentpunkte weniger als 2021. Am größten ist die Akzeptanz für offen gelebte Queerness derzeit in Spanien und Thailand (je 68 %), am niedrigsten in Südkorea (26 %) und der Türkei (21 %). In Deutschland wird der offene Umgang mit der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität von 47 Prozent der Befragten unterstützt (+1 seit 2021), 13 Prozent sprechen sich dagegen aus.

Ähnlich sieht es bei der Frage nach Antidiskriminierungsgesetzen zum Schutz von queeren Menschen aus: Global gesehen werden solche Gesetze nur noch von 53 Prozent (-4) der Befragten befürwortet. In den Niederlanden (-11), Japan (-10) und den USA (-9) sind die Verluste weltweit am größten.

Akzeptanz von LGBTQIA+-freundlichen Marken sinkt

Auch das öffentliche Engagement von Marken für die LGBTQIA+-Community wird in vielen Ländern immer kritischer gesehen. Lediglich 44 Prozent der Befragten weltweit befürworten es, wenn Unternehmen und Marken aktiv die Gleichberechtigung von LGBTQIA+-Personen unterstützen - jeder Fünfte (20 %) lehnt dies entschieden ab. 2021 lag der Anteil der Unterstützer noch bei 49 Prozent. In Deutschland ist die Akzeptanz dagegen leicht gestiegen: 43 Prozent der Bundesbürger befürworten LGBTQIA+-freundliche Marken (+1), nur 15 Prozent lehnen sie ab.

Selbst offen lesbische, schwule oder bisexuelle Athletinnen und Athleten in Sportmannschaften werden derzeit nicht einmal mehr von jedem zweiten Befragten (2024: 49 %, 2021: 54 %) weltweit unterstützt. In 20 von 23 befragten Ländern ist die Unterstützung für queere Sportlerinnen und Sportler seit 2021 zurückgegangen, am stärksten in Argentinien (-14), Mexiko (-13), den Niederlanden (-11), Kanada (-11) und den USA (-11). Lediglich in Polen hat sich der Wert in den letzten drei Jahren verbessert (+5), Deutschland (47 %) gehört zu den wenigen Ländern, in denen sich die öffentliche Meinung in dieser Frage nicht verändert hat.

Wertvorstellungen von jungen Frauen und Männern driften auseinander

Neben großen geografischen Unterschieden fallen auch Differenzen im Antwortverhalten zwischen Frauen und Männern bzw. jungen und älteren Befragten auf. Weltweit sinkt die Akzeptanz für die LGBTQIA+-Community vor allem bei jüngeren Männern. Insbesondere bei der Generation Z (1996-2012) streben die Wertvorstellungen zwischen den Geschlechtern zunehmend auseinander. Während bei jungen Frauen die Toleranz und Offenheit gegenüber queeren Menschen stetig zunimmt, werden LGBTQIA+-Rechte von den männlichen Gen Zlern deutlich seltener befürwortet - auch im direkten Generationenvergleich mit männlichen Millennials (1980-1995).

Ein Beispiel: Weltweit unterstützen mehr als die Hälfte (54 %) der weiblichen Befragten der Gen Z, wenn queere Personen in der Öffentlichkeit Zuneigung zeigen. Bei den männlichen Gen Zlern gibt dies nur etwa jeder Dritte an (36 %) - ein Abstand von 18 Prozentpunkten. In Deutschland sind die Unterschiede zum Teil noch gravierender: Hierzulande unterstützen zwei von drei jungen Frauen (65 %) der Gen Z queere Zuneigung in der Öffentlichkeit. Bei den jungen Männern in Deutschland liegt der Wert lediglich bei 30 Prozent.

Buntes Deutschland: Zwölf Prozent identifizieren sich als LGBTQIA+

Und das, obwohl sich immer mehr Menschen selbst als queer beschreiben. In Deutschland liegt der Anteil von LGBTQIA+ an der Gesamtbevölkerung bei 12 Prozent. 5 Prozent fühlen sich zum selben Geschlecht hingezogen, weitere vier Prozent sind laut eigener Aussage bisexuell. Jeweils ein Prozent der Bevölkerung definiert sich selbst als pan- oder omnisexuell bzw. als asexuell. Ebenfalls ein Prozent der Deutschen gibt an, sich nicht als männlich oder weiblich, sondern als transgender, nicht-binär oder genderfluid zu identifizieren.

Der größte LGBTQIA+-Anteil findet sich in den Niederlanden (17 %), Thailand (15 %) und Brasilien (14 %). In Japan, Peru, Südafrika, Südkorea und Ungarn (je 5 %) ordnen sich die wenigsten Menschen der queeren Community zu.

Methode

Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos Global Advisor-Studie "LGBT+ Pride 2024". Bei der Online-Umfrage wurden zwischen dem 23. Februar und dem 08. März 2024 insgesamt 18.515 Personen aus 26 Ländern über das Ipsos Online Panel-System interviewt. In Kanada, Irland, Südafrika, der Türkei und den USA waren die Befragten zwischen 18 und 74 Jahren alt, in Thailand zwischen 20 und 74 Jahren, in Singapur zwischen 21 und 74 Jahren und in allen anderen Ländern zwischen 16 und 74 Jahren.

In Australien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Japan, Mexiko, Singapur, Spanien, Südkorea, Thailand und den USA umfasste die Stichprobe etwa 1.000 Personen. In Argentinien, Belgien, Chile, Irland, Kolumbien, den Niederlanden, Peru, Polen, Schweden, Südafrika, der Türkei und Ungarn wurden jeweils etwa 500 Personen befragt.

In 16 von 26 untersuchten Länder ist die Internetdurchdringung ausreichend hoch, um die Stichproben als repräsentativ für die breitere Bevölkerung in den abgedeckten Altersgruppen zu betrachten: Argentinien, Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Niederlande, Polen, Schweden, Spanien, Südkorea, Ungarn und USA. Die verbleibenden 10 Länder weisen eine geringere Internetdurchdringung auf. Die Stichprobe dieser Länder ist städtischer, gebildeter und/oder wohlhabender als die Allgemeinbevölkerung und sollten so betrachtet werden, dass sie die Ansichten der stärker "vernetzten" Bevölkerungsgruppe widerspiegelt.

Die Daten werden so gewichtet, dass die Stichprobenzusammensetzung jedes Marktes das demografische Profil der erwachsenen Bevölkerung gemäß den neuesten Volkszählungsdaten am besten widerspiegelt.

Der "Globale Länderdurchschnitt" spiegelt das durchschnittliche Ergebnis für alle 26 Nationen wider, in denen die Umfrage durchgeführt wurde. Er wurde nicht an die Bevölkerungsgröße der einzelnen Länder angepasst.

Wenn die Ergebnisse sich nicht auf 100 aufsummieren, liegt das an Rundungen durch die computer-basierte Zählung, erlaubte Mehrfachnennungen oder dem Ausschluss von "weiß nicht/keine Angabe" Nennungen.

Pressekontakt:

Ipsos Pressestelle
rouven.freudenthal@ipsos.com
+49 151 7420 2330

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