Bayerisches Fernsehen
Dienstag, 18. Juli 2000, 22.35 Uhr
KOMPASS Auslandsreportage
Von Siegern, Verlierern und Verrätern - Der Südlibanon nach der Befreiung
München (ots)
Als die israelischen Besatzungstruppen sich Ende Mai innerhalb von zwei Tagen aus dem Süden des Libanon zurückzogen, ging der letzte - unerklärte - Krieg zwischen Israel und arabischen Nachbarn zu Ende. Zweiundzwanzig Jahre hatte die Besatzungszeit gedauert, die Israel vor Anschlägen palästinensischer Guerrilleros und ab Mitte der achtziger Jahre vor der Miliz der schiitischen Hizbollah schützen sollte. Letzlich aber steckte der Südlibanon in einem Teufelskreis: Solange die Besatzung dauerte, griffen die gut ausgebildeten Kämpfer der Hisbollah Ziele in Nord-Israel an. Und solange diese angriffen, hielt Israel die sogenannte Sicherheitszone besetzt.
ARD-Korrespondent Jörg Armbruster hatte eine Woche vor dem Abzug der Israelis die Sicherheitszone besucht und die erbitterten Kämpfe zwischen Hisbollah, israelischer Armee und der mit ihr verbündeten "Südlibanesischen Armee" SLA teilweise hautnah miterlebt. Nun zählt diese SLA zu den größten Verlierern. Für die meisten Libanesen sind es Verräter, Söldner Israels. Die rund 3000 SLA-Milizionäre wieder verstehen sich als die wahren Patrioten, die den Libanon gegen radikale Palästinenser und Schiiten verteidigt haben. Andere wieder haben aus dieser Zeit Profite geschlagen und stehen jetzt ebenfalls vor dem Nichts. Wie immer die israelisch-palästinensischen Verhandlungen im fernen Camp David enden sollten: Die Zahl der Verlierer aus dem jahrzehntelangen Nahost-Konflikt geht in die Millionen, und auch kein Neuanfang wird ihre Lage kurzfristig entscheidend verbessern.
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