Bayerisches Fernsehen
Sonntag,30. Juli 2000, 22.30 Uhr
Zum Tode von Claude Sautet
München (ots)
Ein Herz im Winter (Un Coeur en Hiver) Regie: Claude Sautet
Kurzinformation: Die Kinoszene hat einen ihrer Meister verloren: der französische Regisseur Claude Sautet starb am Samstag, den 22. Juli, im Alter von 76 Jahren in seiner Heimatstadt Paris. Mit "Die Dinge des Lebens" hatte er vor 30 Jahren seinen internationalen Durchbruch gefeiert, er war für den Weltruhm von Romy Schneider verantwortlich, er schrieb und inszenierte die subtilsten Liebes- und Beziehungsgeschichten des europäischen Kinos: "ein Mann des savoir vivre, der die Menschen liebte und für ihr alltägliches Versagen im Umgang miteinander nicht blind war" (AZ).
Aus Anlass seines Todes wurde das Programm geändert. In Memoriam Claude Sautet zeigt das Bayerische Fernsehen seinen mehrfach ausgezeichneten Film "Ein Herz im Winter" aus dem Jahr 1992 - "einer der seltenen, begnadeten Augenblicke, wo alles perfekt übereinstimmt, eine zauberhafte Verbindung eines Drehbuchs ohne Brüche (Co-Autor Claude Sautet), dreier inspirierter Schauspieler und eines Regisseurs der klassischen Schönheit" (Claude-Maria Tremois).
Kurzinhalt: Der Geigenbauer Stephane betreibt mit seinem Freund Maxime eine angesehene Firma. Der introvertierte Stephane baut und repariert die Instrumente, der weltoffene Maxime kümmert sich um die Kunden. Als Maxime sich ernsthaft in die junge hochtalentierte Violonistin Camille verliebt, beginnt auch Stephane, sich für die faszinierende junge Frau zu interessieren und löst ein Chaos der Gefühle aus.
Mit "Ein Herz im Winter" gewann Claude Sautet - Jahrgang 1924 - 1992 in Venedig den "Sibernen Löwen" und 1993 den "Cesar" für die beste Regie: "Ganz in der Manier der strengen Ordnung eines Musikstücks lässt Sautet erbarmungslos Satz auf Satz folgen" (epd FILM). Er schuf "einen außergewöhnlichen Film, ein Meisterwerk wie eine gute Geige" (Premiere). Es ist "ein schöner Film, harmonisch und glatt wie ein geschliffener Edelstein" (Telerama). "Ein äußerst streng komponiertes, elegantes und sensibel erzähltes Gefühlsdrama um die "ungelebte Leidenschaft" eines verschlossenen Einzelgängers ... ein ungemein dichtes Kinoerlebnis, geprägt von leiser Melancholie" (Lexikon des Internationalen Films). Die musikalische Hauptrolle spielen Werke des französische Maurice Ravel, dessen "Trio für Klavier, Viololine und Violoncello" Struktur und Aufbau des Films bestimmt. Mit Emmanuelle Beat und Daniel Auteuil hatte Sautet die herausragenden französischen Darsteller der letzten Dekade zur Verfügung, kongenial ergänzt von Andre Dussollier, der 1993 für seinen "Maxime" den "Cesar" als bester Nebendarsteller erhielt.
"Paare, Cliquen, Partnerschaften: Michel Piccoli und Romy Schneider (Die Dinge des Lebens / Das Mädchen und der Kommisar), Yves Montand und Romy Schneider (Cesar und Rosalie), Michel Serrault und Emmanuelle Beart (Nelly & Monsieur Arnaud), Yves Montand, Michel Piccoli und Serge Reggiani (Vincent, Francois, Paul und die anderen): Claude Sautet ist es zu verdanken, dass das französische Kino eine Präsenz hat - er hat sich damit bei einer Aufgabe bewährt, die die Leute der Nouvelle Vague nach dem Tod von Truffaut, dem Weltekel von Godard nicht mehr schafften... "(SZ-Nachruf). "Mit pointierten Dialogen und feiner Melancholie verdichtete Claude Sautet scheinbar banale Erfahrungen seiner eleganten Protagonisten zum kleinen Welttheater. Immer wieder ging es um die Unmöglichkeit der Liebe, verschüttete Sehnsüchte, das Scheitern im Alltag des gehobenen Bürgertums" (AZ-Nachruf). Sautet, am 23.02.1924 als Sohn eines Geschäftsmannes in Montrouge, einem Vorort von Paris, zur Welt gekommen, arbeitete nach dem Studium an der französischen Filmhochschule I.D.H.E.C. zunächst als Musikkritiker, später als Assistent verschiedener Regisseure, u.a. für Georges Franju, an dessen Drehbuch zu "Augen ohne Gesicht" (1960) mitschrieb. Es folgten weitere Drehbücher für renommierte Regisseure wie Jean-Paul Rappeneau, Philippe de Broca oder Louis Malle. Nach seinem unbeachtet gebliebenen Regiedebüt mit dem Märchenfilm "Die tolle Residenz" (1955) sollten vier Jahre vergehen, bis Lino Ventura Sautet überreden konnte, den Gangsterfilm "Der Partner wird gehetzt" (1959) mit ihm in der Hauptrolle zu inszenieren. Damit war der Bann gebrochen, auch wenn die Regiekarriere zunächst zögerlich verlief. 1970 war das Jahr der großen Triumphe. Sautet und Romy Schneider fanden sich , drehten zusammen die Welterfolge "Die Dinge des Lebens" und "Das Mädchen und der Kommissar", und die Kinoszene hatte zwei neue Stars. 10 Jahre später kam für das Dream Team Seutet/Schneider der Gewinn des Auslands-Oscars für "Eine einfache Geschichte". Der "späte" Sautet zeigte sich mit der melancholischen Komödie "Einige Tage mit mir" (1988), "Ein Herz im Winter" und der Geschichte einer 'amour fou' "Nelly & Monsieur Arnaud" (1995) auf der Höhe seiner Meisterschaft. Am Samstag, den 22. Juli erlag "der französische Regisseur des Landes" (Francois Truffaut) einem Krebsleiden.
Darsteller: Stephane Daniel Auteuil Camille Emmanuelle Beart Maxime Andre Dussollier Helene Elisabeth Bourgine
Kontakt:
Bayerischer Rundfunk
Pressestelle
Tel. 089 / 5900 2176
Fotos: Bildarchiv:
Tel.: 089/5900/3070
Fax: 089/5900/3284
oder BR-APIS-ONLINE10040
oder LEONARDO-ISDN08959004597
(Bitte Bilder bei LEONARDO unter der Nummer: 089/5900/2738 bei Herrn
Georg Kirmaier bestellen)
Original-Content von: BR Bayerischer Rundfunk, übermittelt durch news aktuell