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Schreiber: "Ich sollte Naumann-Buch ermöglichen"
500 handsignierte Bücher gekauft - Generalinspekteur erinnert sich nicht
München/ Toronto (ots)
Der Rüstungslobbyist Karlheinz Schreiber hat im Jahr 1994 500 handsignierte Bücher des damaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr Klaus Naumann auf Drängen von dessen Buchmanager gekauft. Dieser bat Schreiber vor der Publikation schriftlich, eine Buchspende an die Mitglieder der Atlantik-Brücke zu "finanzieren". Schreiber hoffte auf die Unterstützung Naumanns für das Rüstungsprojekt "Bearhead".
In einem Brief hatte der Stuttgarter Verleger Dr. Heinrich Seewald Schreiber zwei Monate vor Erscheinen des Naumann-Buches "Die Bundeswehr in einer Welt im Umbruch" um Unterstützung gebeten: "Können Sie mir bald einmal mitteilen, ob Sie für dieses unsere Zukunft wichtiges Buch etwas tun können? Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie zum Beispiel eine Anzahl von Exemplaren zur Weitergabe an die Mitglieder unserer Atlantik-Brücke finanzieren könnten." Nach "Report aus München" vorliegenden Schriftverkehr hatte Schreiber 500 von Naumann handsignierte Bücher bestellt. Verlagsrechnungen belegen die Lieferung von zumindest 455 signierten Exemplaren zum "Sonderpreis" von knapp DM 11.500. Naumann will sich an die Zahl der Bücher nicht erinnern. Von Schreibers Bestellung habe er erst nach dem Kauf erfahren. Außerdem: "Herr Schreiber hat ein Buch gekauft, das auf dem Markt war."
Das Buch des Generalinspekteurs erschien im März 1994. Doch schon am 7. Februar richtete Naumanns Buchmanager Seewald an Schreiber ein Dankesschreiben: "Es war eine große Freude, Sie in München bei der Atlantik-Brücke wiederzusehen, und ich danke Ihnen herzlich für Ihre großzügige Bestellung von 500 Exemplaren des Naumann-Buches, davon ca. 350 für die Mitglieder der Atlantik-Brücke. Sie haben ja erlebt, wie sehr Klaus Naumann, Walter Leisler Kiep und Beate Lindenmann sich darüber freuen. Ich habe vorgeschlagen, daß alle von Ihnen bestellten Bücher vom Autor, der das ja gerne macht, wie er uns in München sagte, signiert werden." Naumann sagte gegenüber Report, er habe Schreiber nur als "Geschäftsmann" gekannt, von der Art der Geschäfte Schreibers hätte er "keine Ahnung" gehabt. Nach seiner Erinnerung habe er Schreiber zweimal bei der Atlantik-Brücke getroffen. Schreiber sagte dagegen im Interview mit "Report aus München", er habe Naumann zusätzlich bei der Vorstellung seines Buches Ende April 1994 getroffen. Bei jedem Zusammentreffen habe er mit Naumann über das Bearhead-Projekt der Firma Thyssen gesprochen, den Plan für den Bau einer Fabrik für gepanzerte Wagen in Canada. Schreiber sagte gegenüber "Report aus München", er habe auf Unterstützung Naumanns für das Bearhead-Projekt gehofft und deshalb "überhaupt keine Chance" gehabt, den Wunsch einer Bücherspende für die Atlantik-Brücke abzulehnen. Bereits im Jahr 1993 habe ihn der 1999 verstorbene Dr. Seewald mündlich gebeten, das Buchprojekt zu unterstützen, "um das Buch zu ermöglichen für Herrn Naumann". Seewald hatte dem Siedler-Verlag Berlin das Buchprojekt nach Angaben des Unternehmens im Jahr 1993 angeboten. Im Dezember 1993 habe Klaus Naumann dann den Vertrag beim Siedler-Verlag unterschrieben.
Veröffentlichung nur mit vollständiger Quellenangabe: "Report aus München"
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