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Zum Tod von O.W. Fischer: Das Bayer. Fernsehen ändert sein Programm und zeigt einen seiner schönsten Filme u. eine Dokumentation 4.2.04, 21.45 Uhr: "Helden" 23.50 Uhr: "Ich möchte noch erwachsen werden"

München (ots)

O.W. Fischer, der Star des deutschen
Nachkriegskinos ist tot. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der am 1.
April 1915 in österreichischen Kosterneuburg geborene Schauspieler
bereits am Donnerstag, dem 29. Januar, in einem Krankenhaus in Lugano
gestorben. In memoriam O.W. Fischer hat das Bayerische Fernsehen sein
Programm geändert und präsentiert einen seiner schönsten Filme:
"Helden", 1958 von Franz Peter Wirth unnachahmlich witzig, romantisch
und ironisch nach dem satirischen Bühnenstück "Arms and the man"
(1898) von George Bernard Shaw in Szene gesetzt. Die Rolle des
nuschelnden Praliné-Soldaten Bluntschli "bietet O.W. Fischer
vergnüglich- sarkastische Dialoge, die er mit lässiger Nonchalance zu
einer Meisterleistung hochstilisiert" (Dorin Popa). Im Anschluss
folgt das Porträt "Ich möchte noch erwachsen werden" aus dem Jahr
1989. Es zeigt den "Schauspieler, Philosophen und Schriftsteller
O.W.Fischer im Gespräch mit Hella Schwerla.
Mittwoch, 4. Februar 2004, 21.45 Uhr: "Helden"	
Spielfilm, BRD 1958
Mit O.W. Fischer, Liselotte Pulver, Ellen Schwiers, Jan Hendricks,
Ljuba Welitsch, Kurt Kasznar u.a.
Regie: Franz Peter Wirth
Man schreibt das Jahr 1885: Zwischen Bulgarien und Serbien
herrscht Krieg. Auf serbischer Seite kämpft der Schweizer
Berufssoldat Hauptmann Bluntschli. Seine Artilleriestellung am Hügel
von Slivitzna wird von einer Handvoll feindlicher Reiter unter
Leitung des hitzköpfigen Leutnants Sergius Saranoff angegriffen -
militärisch eigentlich ein selbstmörderischer Unsinn. Doch
Bluntschlis Kanone verweigert den Dienst. Weil aber durch dieses
verhinderte Scharmützel endgültig der Krieg zugunsten der Bulgaren
entschieden wird, wird Sergius als "Held von Slivitzna" gefeiert.
Bluntschli zieht die Flucht einem Heldentod vor. Ausgerechnet im
Schlafzimmer der Braut seines Widersachers sucht er Unterschlupf. Als
die schöne, blutjunge Raina Petkoff den Eindringling entdeckt,
vergisst sie in ihrem ersten Schreck, Alarm zu schlagen. Auch später
bringt sie es nicht übers Herz, ihn zu verraten. Sie verbirgt ihn
weiterhin, wenn sie ihn auch als Feigling beschimpft und seinem
Bericht über die wahren Hintergründe der "Schlacht" keinen Glauben
schenkt. Die Gastfreundschaft geht schließlich so weit, dass Mutter
und Tochter den ungebetenen Fremden mit Pralinés und Schokolade
füttern. Im Morgengrauen aber verschwindet Bluntschli so leise wie er
gekommen ist, um die Damen nicht in Verlegenheit zu bringen. Mit
lautem Jubel wird Held Sergius im Haus der Petkoffs empfangen. Rainas
Zofe Louka aber, die schon lange ein Auge auf den schmucken Sergius
geworfen und das nächtliche Treiben um Bluntschli mitbekommen hat,
schürt mit großer Raffinesse das Misstrauen des Helden seiner Braut
gegenüber. Rainas seltsam zurückhaltendes Wesen tut ein übriges, ihn
zu verwirren und Louka in die Arme zu treiben. Da taucht Hauptmann
Bluntschli zum Entsetzen der Damen Petkoff wieder auf. Er will die
Uniformjacke zurückbringen, die ihm seinerzeit zur Tarnung
ausgehändigt wurde. Zutiefst in seiner Ehre gekränkt, fordert ihn der
"Held von Slivitzna" zum Duell.
Zum Film: Das von Franz Peter Wirth inszenierte "unterhaltsame,
ironische Kammerspiel" (Lexikon des Internationalen Films) wurde für
O.W. zum beispiellosen Triumph. "Einundvierzig Vorhänge kriegt O.W.
Fischer bei der Filmpremiere am 17. Dezember im Hamburger
Ufa-Theater. Vor dem Kino liefern sich autogrammjagende Teenager mit
der Polizei eine Straßenschlacht, die die Anwesenden - O.W. Fischer,
Liselotte Pulver, Ellen Schwiers und Jan Hendricks - zwingt, in einer
Garage Zuflucht zu suchen" (Dorin Popa). Die Auszeichnungen ließen
nicht auf sich warten. "Helden" bekommt den "Deutschen Filmpreis"
1959 als "bester deutscher Spielfilm", O.W. Fischer als "bester
Hauptdarsteller" das "Filmband in Gold", der "Preis der Deutschen
Filmkritik" und der vierte von insgesamt sieben "Bambis" für Fischer
folgen.1987 erhält er den achten - einen Ehren-"Bambi".
Mittwoch, 4. Februar 2004, 23.50 Uhr: "Ich möchte noch erwachsen
werden
O.W. Fischer: Schauspieler, Philosoph und Schriftsteller im Gespräch
mit Hella Schwerla"
Dokumentation, Deutschland 1989
Regie: Rainer Bertram
In den späten 70er Jahren hatte sich O.W. Fischer in sein
idyllisches Heim hoch über dem Luganer See zurückgezogen, lebte dort
mit Ehefrau und den geliebten Katzen unbehelligt von der Welt. 1986
brach er zum erstenmal sein Schweigen, präsentierte den anderen O.W.
Fischer: den Esoteriker, Philosophen und Schriftgelehrten, der sich
mit der Wirklichkeit in wieder ganz eigener Art auseinandersetzt. Auf
diesen alten "neuen" Fischer trifft Hella Schwerla in ihrem Gespräch.
Der Gastgeber präsentiert sich in Hochform, setzt bewusst aber mit
selbstironischem Augenzwinkern auf seinen Charme. Die für ihn
typische Technik des Ausweichens beherrscht er immer noch perfekt. Er
spricht offen über die dunkelste Seite seiner Karriere - über sein
Scheitern in Hollywood, denn dieses Scheitern hat ihn weiter
gebracht. Seinen Starruhm aber spielt er herunter, über seine
Partnerinnen - von Maria Schell über Ruth Leuwerik bis zu Liselotte
Pulver - lässt er sich wenig entlocken. Über die Frauen oder die
Emanzipation spricht er mit der feinen Ironie eines Weisen. Er
kokettiert mit seinem Alter und präsentiert sich als Jüngling, "der
noch erwachsen werden möchte". Die Charakterisierungs-"Schubladen",
in die er Zeit seines Lebens gesteckt wurde - der Eitle, der
Schwierige, der Don Juan - lehnt er ab, um sie gleichzeitig
hintergründig zu bestätigen. Über seine mutige Haltung im Dritten
Reich - er hatte sich geweigert, sich von einer jüdischen Kollegin zu
distanzieren - will er nicht sprechen. Er reagiert geradezu unwirsch
und formuliert als seinen kategorischen Imperativ: Man darf sich
nicht fürchten! Er fürchtet sich auch nicht vor neuen
Herausforderungen. Zwei seiner schauspielerischen Träume: Er möchte
gern als Ludwig I. die Liebesgeschichte mit Lola Montez neu
interpretieren, und er möchte den Sokrates spielen - für den
Philosophen Fischer der Inbegriff des Weisen, den die Welt immer
wieder hinrichtet aber nie zum Schweigen bringen kann.
ots-Originaltext: BR Bayerischer Rundfunk
Digitale Pressemappe: 
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