Erstes Deutsches Fernsehen/ARD
Holger Pfahls: "Meine Festnahme war
ein Betriebsunfall"
Anwalt äußert sich erstmals öffentlich
gegenüber dem ARD-Magazin Report München zum Fall Pfahls
München (ots)
Der vor fünf Jahren untergetauchte frühere Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Holger Pfahls, hatte seit Dezember vergangenen Jahres die Absicht, sich den deutschen Behörden zu stellen. Pfahls wollte sich im Juli der Staatsanwaltschaft stellen. Das erklärte Volker Hoffmann, der Anwalt des ehemaligen CSU-Politikers, gegenüber "Report München" (Sendung: Montag, 9. August, 21.00 Uhr, im Ersten). Nach einem Besuch bei Pfahls im Pariser Stadtgefängnis "La Santé" war Hoffmann gegenüber dem ARD Magazin "Report München" erstmals zu einem Interview bereit. Pfahls wurde am 13. Juli in der französischen Hauptstadt festgenom- men. Er wird von der Augsburger Staatsanwaltschaft verdächtigt, eine der Schlüsselfiguren beim umstrittenen Verkauf von 36 Fuchs-Panzern an Saudi-Arabien Anfang der neunziger Jahre gewesen zu sein. Dabei soll er 3,8 Millionen Mark (ca. 1,94 Millionen Euro) Bestechungsgeld kassiert haben. Seit 1999 wurde der 61-Jährige weltweit mit internationalem Haftbefehl gesucht.
Dass der ehemalige CSU-Politiker jetzt seine perfekte Deckung aufgab, ist laut Hoffmann seiner "irrigen Meinung" zu verdanken, "die deutschen Ermittlungsbehörden könnten gegen ihn nicht mehr vorgehen", weil die ihm zur Last gelegten Tatbestände verjährt seien. Er habe sich im Juli freiwillig den deutschen Behörden stellen wollen, was ihm die Auslieferungshaft erspart hätte, so Hoffmann weiter. Der Entschluss seines Mandanten sei durch Berater in Paris beeinflusst worden, die ihn über die Wirkung von Verjährungsfristen in Deutschland nicht korrekt informiert hätten. Pfahls hatte die Ermittler auf seine Spur gebracht, als er einem Bekannten in Bonn ein Fax mit der Bitte schickte, ihm in Deutschland juristischen Beistand zu besorgen.
Bei der Festnahme hatte die französische Polizei hart zugegriffen. Pfahls habe Hämatome und Wasser in den Gelenken aufgrund der strengen Fesselung, sagte Hoffmann. Von der deutschen Polizei sei er "wohl mit dem Zusatz 'gefährlicher Gewaltverbrecher'" ausgeschrieben worden. Pfahls lebte nach Recherchen von "Report München" seit zwei Jahren in Paris. Nach seinem Abtauchen in Hongkong blieb er zunächst in Fernost und setzte sich dann unerkannt nach London ab. Das fiel ihm offenbar leicht. Denn anhand der Fahndungsfotos sei er nicht zu erkennen gewesen, sagte Hoffmann. Chirurgische Veränderungen habe sein Mandant aber nicht vornehmen lassen. Er trage jetzt einen Kinnbart.
Volker Hoffmann versicherte dem ARD-Magazin, dass er das Mandat zur Verteidigung von Pfahls nicht von Dieter Holzer erhalten habe. Es sei ihm von einer französischen Kanzlei angetragen worden. Der Anwalt hatte Holzer beraten, als der im Prozess gegen Max Strauß vor dem Augsburger Landgericht als Zeuge aufgetreten war. Holzer lernte Pfahls kennen, als der CSU-Mann in der Münchner Staatskanzlei Bü- roleiter von Franz Josef Strauß war. Beiden wird auch eine Schlüssel- rolle bei der Affäre um die Privatisierung der ostdeutschen Raffinerie Leuna zugeschrieben. Bei der Übernahme von Leuna durch den französischen Staatskonzern Elf Aquitaine flossen mehrere Hundert Millionen Franc Schmiergelder an Holzer. Dafür wurde er in Frankreich in erster Instanz verurteilt. Die Berufungsverhandlung in Paris wird voraussichtlich im Herbst beginnen. Eine Verwicklung von Pfahls "in diese Komplexe" sieht Hoffmann nicht. Es sei kein Grund ersichtlich, weshalb Pfahls von der französischen Justiz belangt werden sollte. Sein Mandant tue alles, "damit die Auslieferung sobald wie möglich vonstatten gehen kann". Hofmann rechnet allerdings nicht mit einer raschen Auslieferung, weil noch komplizierte juristische Fragen zu klären seien.
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ots-Originaltext: BR Bayerischer Rundfunk
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