Bayerisches Fernsehen
Donnerstag, 4. August 2005, 22.40 Uhr
KOMPASS
Auslandsreportage
Der Zigeunerpfarrer
Ein deutscher
Seelsorger in Siebenbürgen
München (ots)
Eginald Schlattner nennt seine Schützlinge "die braunen Brüder vom Bach". Es sind die Ärmsten der Armen in Rothberg, rumänisch Rosiu, 18 km entfernt von Hermannstadt. Das einstige Sachsendorf wird nach dem Exodus der Deutschstämmigen von Zigeunern dominiert. Wobei sich die meisten von ihnen bei der letzten Volkszählung als Rumänen deklariert haben. Als Roma wollen sie auf keinen Fall bezeichnet werden. Das sind in Rothberg die "anderen", die Ausgegrenzten: Frauen mit den bunten Röcken, Männer mit breiten Hüten. Eben Leute, die gleich als "Zigeuner" erkennbar sind und in Roma reden. Eine Sprache, die nur wenige im Dorf noch verstehen. "Rroma" müssen sie sich schreiben, verlangt neuerdings die Regierung in Bukarest, damit sie nicht mit den Romani, dem rumänischen Staatsvolk verwechselt werden. Obgleich die meisten von ihnen der orthodoxen Kirche, den Baptisten oder christlichen Sekten angehören, wird der evangelische "Sachsen-Pfarrer" Schlattner von ihnen als ihr Schutzpatron betrachtet. Täglich kommen Hilfsbedürftige zu ihm, weil sie eine Medizin brauchen oder gar Hunger leiden. Der spät berufene Geistliche, der bei uns als Schriftsteller mit seinen Heimatromanen aus Siebenbürgen bekannt geworden ist, verdient sein Geld eigentlich als Gefängnis-Seelsorger der letzten Deutschstämmigen in seiner Region. Aber er hat sich ebenso für die Integration der Zigeuner in seinem Dorf engagiert. Nur über den Bildungsweg kann für ihn die Eingliederung dieser Volksgruppe in die rumänische Gesellschaft erreicht werden.
Die Reportage von Peter Miroschnikoff illustriert das am Beispiel einer vom Pfarrer unterstützten jungen Studentin. Die künftige Rechtsanwältin will Ioan heiraten, einen Traktor- und LKW-Fahrer. Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte in Rothberg, denn Mischehen mit Zigeunerinnen haben auf dem Land in Siebenbürgen noch Seltenheitswert.
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