Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 18. Dezember 2005, 22.15 Uhr
Reportage am Sonntag
Unterwegs mit dem Nürnberger Christkind
Zwischen Show Business und Sozialarbeit
Reportage von Steffi Illinger
München (ots)
Goldene Locken, zarte Flügel und der Zauber vorweihnachtlicher Altstadt-Romantik - es ist der Traum vieler junger Nürnbergerinnen, einmal den offiziellen städtischen Rauschgoldengel zu spielen, mit feierlicher Stimme den Christkindlesmarkt zu eröffnen und, wie das diesjährige Christkind, Eva Sattler, sagt: "Liebe und Licht zu den Menschen zu bringen".
Alle zwei Jahre wird ein neuer Engel aus Hunderten von Bewerberinnen gewählt. Schon im August beginnen die Vorausscheidungen. Die glückliche Gewinnerin des "Christkind-Castings" hat oft keine Ahnung, was da so alles auf sie zukommt. Denn Christkind sein ist kein Kinderspiel. Der Job funktioniert nach den beinharten Gesetzen des PR-Geschäfts: 14-Stunden-Tage, Non-Stop-Termine, immer engelsgleich lächeln und nie die Flügel hängen lassen. Immerhin ist das Christkind die Galionsfigur des weltberühmten Weihnachtsmarkts und damit für die Stadt Nürnberg ein wichtiger Werbeträger und touristischer Wirtschaftsfaktor.
Spätestens wenn der blonde Engel mit Polizeieskorte und Blaulicht im Blitzlichtgewitter zur Eröffnung des Weihnachtsmarkts vorfährt, wird klar: Das Christkind ist ein Superstar, das Vorweihnachtgeschäft Show Business pur. Zwölf Kamerateams und unzählige Fotografen und Reporter haben das perfekt inszenierte Spektakel in diesem Jahr in alle Welt getragen.
Doch neben "Schmuck, Kugeln und seliger Weihnachtszeit", wie es im Eröffnungs-Prolog heißt, sieht die Christkind-Arbeitsplatzbeschreibung noch ganz andere Aufgaben vor. Auch der Besuch von Kindergärten, Krankenhäusern und Altersheimen gehört zum Pflichtprogramm. Zwischen Radiointerviews und Fernsehauftritten muss es den Kleinen himmlisches Allwissen ("Warum gibt es die Sonne?") und den Alten und Kranken Trost und Zuspruch spenden. Ein Knochenjob, auf den Eva Sattler so nicht vorbereitet war. Nach längeren Besuchen bei apathischen Dementen, weinenden Alten und Schwerkranken braucht der völlig überforderte Engel oft selbst viel Trost - und wenn's ganz hart kommt auch ein paar Kreislauftropfen.
Ein BR-Team hat das Nürnberger Christkind zwischen Show Business und Sozialarbeit begleitet.
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