Zwei Jahre vor Rio: Lücken im Anti-Doping-Kampf, keine Bluttests
Dopingkontrollen in Brasilien mangelhaft
Anti-Doping-Kampf wird im Hinblick auf Olympia 2016 neu aufgebaut
Stuttgart/Mainz (ots)
Der Anti-Doping-Kampf in Brasilien hat im internationalen Vergleich große Lücken. Nach Informationen der ARD-Recherche-Redaktion Sport werden im Gastgeberland der Olympischen Spiele 2016 keine Blutkontrollen durchgeführt. Weil bestimmte Dopingsubstanzen ausschließlich im Blut nachgewiesen werden können, ist ein Kampf gegen Doping wie etwa in Deutschland in Brasilien derzeit nicht möglich. Wie die Nationale Anti-Doping-Agentur Brasiliens (ABCD) auf Anfrage mitteilt, gibt es momentan in Brasilien kein Labor, wo die Blutproben analysiert werden könnten.
Die ABCD wurde erst im Zuge der Vergabe der Olympischen Spiele an Rio de Janeiro gegründet und hat in diesem Jahr ihre Arbeit richtig aufgenommen. Derzeit führt die brasilianische Anti-Doping-Agentur aber ausschließlich Dopingkontrollen im Wettkampf durch und nicht im Training. Nach Angaben von Marco Aurelio Klein, Leiter der ABCD, soll ab dem Jahr 2015 das Doping-Kontroll-Programm in Brasilien ausgeweitet und den internationalen Standards angepasst werden. Marco Aurelio Klein: "Ab 2015 werden sogenannte 'intelligente Kontrollen' in unser Doping-Kontroll-Programm aufgenommen. Es wird dann also auch unangemeldete Tests im Training geben. Und wir werden alle Dopingkontrollen übernehmen. Lediglich der brasilianische Profi-Fußball wird die Tests weiter selber durchführen. 4000 Kontrollen plus 4000 im Profi-Fußball sind pro Jahr geplant."
Derzeit werden die meisten Proben brasilianischer Sportler in Kanada analysiert, weil dem bis dahin einzigen akkreditierten Labor in Rio de Janeiro nach fehlerhaften Analyse-Ergebnissen diese Akkreditierung der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA entzogen wurde. Um das Labor rechtzeitig zu den Olympischen Spielen im Sommer 2016 wieder aufzubauen, hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) gemeinsam mit der WADA eine Task-Force eingerichtet. IOC-Exekutiv-Direktor Gilbert Felli erklärt der ARD-Recherche-Redaktion Sport: "Es gab Bedenken wegen des Labors. Die Task-Force arbeitet jetzt an drei Aufgaben: Das neue Laborgebäude muss fertiggestellt und mit Analysegeräten ausgestattet werden. Und die Mitarbeiter müssen geschult werden. Wir sind zuversichtlich, dass bei den Olympischen Spielen das Labor dann zur Verfügung steht. Aber es ist natürlich ein enger Zeitplan." Der Aufbau des neuen Anti-Doping-Labors auf einer Fläche von 12.000 Quadratmetern in Rio de Janeiro kostet 65 Millionen US-Dollar. Im Laufe des Jahres 2015 soll es die internationalen Standards erfüllen und die WADA-Akkreditierung wieder erhalten.
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