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WDR-Rundfunkrat

Stellungnahme des WDR-Rundfunkrats zu den Programmentscheidungen der Intendantinnen und Intendanten für DAS ERSTE

Köln (ots)

Der WDR-Rundfunkrat

   1.  begrüßt ausdrücklich den Beschluss der Intendantinnen und 
       Intendanten der in der ARD zusammengeschlossenen 
       Rundfunkanstalten ab Herbst 2011 die "Tagesthemen" montags bis
       donnerstags einheitlich um 22:15 Uhr beginnen zu lassen. Damit
       wird für das Nachrichtenmagazin der ARD eine Verlässlichkeit 
       erreicht, die einen Mehrwert für die Zuschauerinnen und 
       Zuschauer  bringt;
   2.  stellt fest, dass die ARD mit Günther Jauch, Anne Will, Frank 
       Plasberg, Sandra Maischberger und Reinhold Beckmann über fünf 
       ausgezeichnete Moderatorinnen und Moderatoren verfügt, die 
       allesamt in hohem Maße für journalistische Qualität stehen und
       damit einen wesentlichen Beitrag zum öffentlich-rechtlichen 
       Profil der ARD beitragen;
   3.  bleibt jedoch bei seiner kritischen Haltung gegenüber fünf 
       Gesprächsformaten, die zukünftig täglich von Sonntags bis 
       Donnerstags im Ersten zu sehen sein werden;
   4.  bedauert in diesem Zusammenhang ausdrücklich, dass die bis 
       Herbst nächsten Jahres vorhandene Zeit nicht dafür genutzt 
       wurde, grundsätzlich und ergebnisoffen über die 
       Programmstruktur im Ersten zu diskutieren und dabei auch 
       darüber nachzudenken, wie die Qualitäten der genannten 
       Moderatorinnen und Moderatoren anders und möglicherweise 
       besser eingesetzt werden können, ohne den Zuschauerinnen und 
       Zuschauern an fünf Tagen in der Woche Talk, wenn auch in 
       unterschiedlicher Form, anzubieten. Auch wenn zurzeit die 
       vorhandenen vier Gesprächsformate noch gut vom Publikum 
       angenommen werden, scheint es angeraten, sich über 
       Programminnovationen schon dann Gedanken zu machen, wenn es 
       noch gut läuft und nicht erst dann, wenn die Akzeptanz einer 
       Sendung sinkt. Insofern wurde mit den aus unserer Sicht 
       vorschnellen Entscheidungen zur zukünftigen Programmstruktur 
       im Ersten eine Chance vertan;
   5.  hält es angesichts der getroffenen Entscheidung für notwendig,
       klare und vor allem unterscheidbare Profile für die 
       Gesprächsformate zu entwickeln und zu regelmäßigen Absprachen 
       der für die Sendungen verantwortlichen Redaktionen zu 
       gelangen, um sicher zu stellen, dass es keine 
       Themendoppelungen gibt und eine Vielfalt in der Gästeauswahl 
       gewährleistet wird. Insbesondere hinsichtlich der Vielfalt der
       Gästeauswahl ist es dem Programmausschuss ein besonderes 
       Anliegen, auch jüngere Protagonisten einzubeziehen, um so auch
       den Belangen und Sichtweisen einer jüngeren Zielgruppe in den 
       Gesprächssendungen eine Plattform zu bieten;
   6.  bittet insbesondere den ARD-Programmbeirat eine intensive 
       Beobachtung und Auswertung der dann fünf Talk-Sendungen 
       vorzunehmen und die Ergebnisse auch den Gremien der 
       ARD-Rundfunkanstalten für ihre weiteren Diskussionen 
       unmittelbar zur Verfügung zu stellen. Der WDR-Rundfunkrat wird
       sich gemeinsam mit seinem Programmausschuss intensiv an dieser
       Diskussion beteiligen;
   7.  bittet die ARD-Intendanten darum, das neue Sendeschema nach 
       spätestens einem Jahr einer kritischen Überprüfung zu 
       unterziehen;
   8.  begrüßt, dass mit dem Sendeplatz um 21.00 Uhr am Montag für 
       "Hart aber fair" ein Weg gefunden wurde, eine Art "Info-Tag" 
       im Ersten zu etablieren, der um 20.15 Uhr mit einer (Natur-) 
       Doku beginnt, an die sich ein politischer Talk, die 
       "Tagesthemen" und eine weitere Dokumentation anschließt. Damit
       wird den Zuschauerinnen und Zuschauern eine echte 
       Kontrastprogrammierung gegenüber dem ZDF und den privaten 
       Sendern an diesem Tag geboten;
   9.  bekräftigt jedoch seine Auffassung, dass auch zukünftig Platz 
       im Ersten sein muss, für längere Dokumentationen, die sich 
       nicht zwangsläufig in ein 45-Minuten-Format zwängen lassen. 
       Insofern ist die Zusage, dass weiterhin zwölf 90-minütige 
       Dokumentationen im Jahr im Ersten zu finden sein werden, 
       positiv zu bewerten.
   10. bittet in diesem Zusammenhang, dafür Sorge zu tragen, dass in 
       der "talk-freien" Zeit, solche Dokumentationen unmittelbar an 
       die "Tagesthemen" anschließen, wodurch sie 45 Minuten früher 
       als bisher im Programm platziert würden. Gleichzeitig wäre 
       wünschenswert, den Montagssendeplatz um 21.00 Uhr in den 
       Sendepausen von "Hart aber fair" für anspruchsvolle Features 
       und Dokumentationen zu nutzen. Die bestehende Gesamtzahl der 
       Dokumentationen soll insgesamt erhalten bleiben;
   11. bedauert, dass die notwendig gewordene Diskussion über eine 
       neue Programmstruktur im Ersten nicht auch dazu genutzt wurde,
       einen eigenen, ständigen (Kino-)Spielfilmplatz neben dem 
       FilmMittwoch im Ersten zu etablieren. Gerade unter dem 
       Gesichtspunkt der Programmverjüngung, wäre es ein gutes Signal
       gewesen, hier ein verlässlicheres Angebot zu schaffen. Als 
       ersten Schritt regt der Programmausschuss an, in den 
       Sendepausen von "Hart aber fair" die Sendestrecke ab 20.15 Uhr
       nicht nur für Dokumentationen, sondern auch für Spielfilme zu 
       öffnen. Für Spielfilme, die sich für eine Ausstrahlung um 
       20.15 Uhr nicht eignen bzw. keine entsprechende FSK-Freigabe 
       haben, sollten mittelfristig anderweitige regelmäßige 
       Sendeplätze gefunden werden, ohne solche Filme in die 
       Nachtstrecken zu "verbannen";
   12. bittet vor dem Hintergrund der Verpflichtungen von 
       Protagonisten der privaten Konkurrenz dringend darum, 
       verstärkt eigene Nachwuchsförderung sowohl im Bereich der 
       Unterhaltung, wie auch bei den journalistischen Formaten zu 
       betreiben.

20.12.2010

Pressekontakt:

Für Nachfragen wenden Sie sich bitte an die:
Vorsitzende des WDR-Rundfunkrats
Appellhofplatz 1
50667 Köln
Tel: 0221/220-5600

Original-Content von: WDR-Rundfunkrat, übermittelt durch news aktuell

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