WDR-Rundfunkrat zu Satire-Beitrag in der Sendung "NightWash"
Köln (ots)
Köln, 16. September 2002 - Der WDR-Rundfunkrat befasste sich in seiner Sitzung am 12. September 2002 eingehend mit einer Programmbeschwerde gegen eine Sequenz in einer "NightWash"-Sendung im WDR-Fernsehen am 14. April 2002, in die Anne Frank in einem kabarettistischen Beitrag einbezogen wurde.
Der Beschwerdeführer hatte unter anderem argumentiert, die "Pointe" des Beitrags habe sich gegen Anne Frank als Opfer der Juden- und Vernichtungspolitik der Nazis gerichtet. Sie sei darauf angelegt, dass man heutzutage über einen "abgrundtief menschenunwürdigen Vorgang" lachen könne, wenn nicht gar lachen solle. Es verstoße gegen die Programmgrundsätze des WDR, wenn ein Opfer der nationalsozialistischen Judenvernichtung zum Gegenstand einer Pointe einer Satiresendung gemacht werde. Er sehe darin eine Überforderung des Genres Satire und Comedy.
In der Abstimmung des Rundfunkrats, bei der die Frage nach der Verletzung der Würde des Menschen und nach rechtlichen und religiösen Überzeugungen der Bevölkerung gestellt war, wurde das im WDR-Gesetz vorgeschriebene Quorum für eine Programmrüge knapp verfehlt. Der Rundfunkrat fasste jedoch mit großer Mehrheit folgende Resolution:
1. Der WDR-Rundfunkrat beurteilt die satirische Darbietung des Kabarettisten Sascha Korf über die Figur der Anne Frank in der Sendung "NightWash" am 14. April 2002 als äußerst geschmacklos und misslungen. 2. Der WDR-Rundfunkrat stellt fest, dass der beanstandete Beitrag gegen die von ihm verabschiedeten Grundsätze zur Medienethik verstößt. 3. Der WDR-Rundfunkrat bedauert, dass der Beitrag im Programm des WDR gesendet wurde. Opfer von Mord und Vernichtung sollten nicht zum Gegenstand von billigen Pointen in Satire-Sendungen gemacht werden.
Dies ist mit dem Programmverständnis des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht vereinbar.
4.Der WDR-Rundfunkrat erwartet von den Programmverantwortlichen im WDR bei Abnahme von Programmbeiträgen in Zukunft eine größere Sensibilität.
Diesem Appell konnte sich - so Vorsitzender Reinhard Grätz - eine deutliche Mehrheit des Rundfunkrats anschließen. "Nur mit großer Sensibilität gepaart mit Sachverstand und journalistisch- handwerklichem Können ist der Qualitätsauftrag des öffentlich- rechtlichen Rundfunks auch im Genre Satire zu sichern", meinte Rundfunkratsvorsitzender Reinhard Grätz. Seine Aufgabe ist es nun, den Beschwerdeführer über die differenzierte Meinungsbildung und Entscheidung des Gremiums zu informieren.
Rückfragen Annette Metzinger, WDR-Pressestelle Telefon 0221/220-2770
ots-Originaltext: WDR Westdeutscher Rundfunk
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