Fulminant: Giacometti Vernissage im Leopold Museum - BILD
Erwin Wurm eröffnet Schau zum "Pionier der Moderne"
Wien (ots)
Giacometti ist da und Wien staunt! Erstmals seit 20 Jahren ist das Werk des wohl bedeutendsten Bildhauers des 20. Jahrhunderts in Wien zu sehen. Das Leopold Museum lud am Abend des 16. Oktober zur Vernissage und das Haus war zum Bersten voll, trotz starker Konkurrenz von Toulouse-Lautrec über Karl Prantl bis Peter Weibel. An diesem Abend war Wien wahrlich ein Nabel der Klassischen Moderne und der zeitgenössischen Kunst.
Zwtl.: Erwin Wurm: Eröffnungsrede über Pflicht zu Un-Sinn in der Kunst
Erwin Wurm, einer der wichtigsten Künstler der Gegenwart hielt die prägnante Eröffnungsrede zur Ausstellung "ALBERTO GIACOMETTI. Pionier der Moderne" und sprach analog zu Henry David Thoreaus Appell zur "Pflicht des Ungehorsams" gegenüber dem Staat von der Notwendigkeit des künstlerischen "Un-Sinns", der niemals Sinnlosigkeit bedeuten darf und unterstrich die Wichtigkeit des Sinnbefreiten als Maxime und als Gegenmodell zum Missbrauch der Kunst durch Institutionen, ob Staat oder Kirche, ob selbsternannter Revolutionär oder Reaktionär.
Zwtl.: GIACOMETTI: Schau zu 20 Jahre Leopold Museum-Privatstiftung
Für Peter Weinhäupl, Managing Director des Leopold Museum und Organisator der Ausstellung ist die Giacometti-Schau die ideale Schau zum 20-jährigen Jubiläum der Leopold Museum-Privatstiftung. Mehr als 4,5 Millionen Besucher zählte das Haus in dieser Zeit, rund 70 Ausstellungen brachten die Großen der Kunst nach Wien: Die französischen Impressionisten, Toulouse-Lautrec, die deutschen Expressionisten, Barlach, Munch, natürlich immer wieder die Meister der österreichischen Kunst wie Klimt, Schiele, Kokoschka, Kolo Moser oder Olbrich, "Nackte Wahrheit" und nackte männer, Wolken, Frauenbilder, Jugendstilschmuck, Fotografien von höchster Qualität von Erich Lessing bis Christoph Lingg und vieles mehr.
Zwtl.: Austausch: Kunsthaus Zürich - Leopold Museum / Schiele - Giacometti
Franz Smola, Kurator der Giacometti-Ausstellung und Museologischer Direktor des Leopold Museum verwies auf ein zweites wichtiges Jubiläum, das der Giacometti-Kooperation zugrunde liegt. Kunsthaus Zürich-Direktor Christoph Becker plante eine Ausstellung zum 25-jährigen Jubiläum der 1989 in Zürich gezeigten Schiele-Ausstellung. Damals wurde die Sammlung Leopold erstmals in Ihrer ganzen Breite präsentiert, noch ehe sie im Wiener Kunstforum zu Gast war. Nun gewann man das Leopold Museum als Hauptleihgeber für das Aufeinandertreffen von Egon Schiele und der zeitgenössischen Künstlerin Jenny Saville, eine Ausstellung die vergangene Woche in Zürich die Pforten öffnete. Im Gegenzug schlug Franz Smola vor, Giacometti nach Wien zu bringen, liegt doch die letzte Wiener Alberto Giacometti Retrospektive schon 20 Jahre zurück. Sowohl das Kunsthaus als auch die Alberto Giacometti-Stiftung in Zürich, die Pariser Fondation Alberto et Annette Giacometti, das mumok sowie viele andere bedeutende öffentliche und private Leihgeber ermöglichten eine Ausstellung der Superlative. 150 Werke von Giacometti aber auch seinen Zeitgenossen, von Picasso bis Mirò, von Pollock bis Bacon geben ein lebendiges Bild der grenzenlosen Vitalität und bahnbrechenden Kraft der in Paris zwischen den 1920er und 1950er Jahren entstandenen Kunst.
Zwtl.: Giacometti im Kunsthaus Zürich: Schwierige Anfänge und Sammlungserfolge
Philippe Büttner, Sammlungskonservator des Kunsthauses Zürich berichtete vom Werden der Giacometti-Stiftung, den schwierigen Anfängen, den Widerständen und den Sammlungserfolgen. Er berichtete aber auch von einer tragischen Episode aus dem Leben des hochsensiblen Künstlers. Auf der Flucht vor den in Paris einmarschierenden Nazitruppen geriet Giacometti in einen Fliegerangriff. Und plötzlich, inmitten des Chaos sah er einen Arm, losgelöst von seinem Körper, eine Szene von unbeschreiblicher Brutalität. Diesen Arm, diese hilflos ausgestreckte Hand sieht man in einem der Plakate zur Giacometti- Ausstellung des Leopold Museum. Auf einem Foto von Gordon Parks ragt es in skulpturaler Form ins Bild, in dessen Zentrum der Künstler inmitten seiner unverwechselbaren Skulpturen sitzt. In diesem einen Foto, in dieser einen Geschichte liegt die ganze Tragik des 20. Jahrhunderts, aber auch die geniale Fähigkeit des Künstlers dem Unbeschreiblichen eine Form zu geben.
Zwtl.: 900 Vernissagegäste: Schweizer Botschafter Bubb,Balthus Witwe Comtesse Klossowska de Rola und Schiele-Kenner Wolfgang Georg Fischer
Rund 900 Vernissagegäste pilgerten stundenlang durch die von Weinhäupl Architekten nach Ideen von Franz Smola packend gestaltete Ausstellung, die den geradezu sakralen Figuren einen würdigen Raum bietet, einen Tempel der Kunst.
Im Leopold Museum begrüßten Elisabeth Leopold, Diethard und Waltraud Leopold, Leopold Museum-Vorstandsvorsitzender Helmut Moser und die Direktoren Franz Smola und Peter Weinhäupl: Christoph Bubb, den neuen Schweizer Botschafter und seine Frau Regula Bubb, Jan Sechter, Botschafter der Tschechischen Republik, den Chinesischen Botschafter Zhao Bin, Michael Franz, Kultursektionschef im Kulturministerium, Kooperationspartner und Kunsthaus Zürich Direktor Christoph Becker, Kunsthaus Zürich Sammlungskonservator Philippe Büttner - Ko-Kurator der Giacometti-Ausstellung des Leopold Museum und GF der Alberto Giacometti-Stiftung Zürich - Polit-Legende Beppo Mauhart, Nikolaus Brandstätter, Verleger des Katalogs zur Ausstellung, Alexandre Colliex, Direktor für Entwicklung internationale Beziehungen der Fondation Alberto et Annette Giacometti, die charmante Comtesse Setsuko Klossowska de Rola, Leihgeberin und Witwe des bedeutenden Künstlers und Giacometti Freundes BALTHUS (eigentlich Balthasar Klossowski de Rola).
Eröffnungsredner und Kunstgestirn Erwin Wurm, der mit seiner bezaubernden Gattin Lisa Mougin-Wurm gekommen war, war bei weitem nicht der einzige Künstler-Gast an diesem Abend. Gesehen wurden u.a. Florentina Pakosta, Maria Moser, Linde Waber, Nives Widauer, Hannes Mlenek, Heribert Mader, Rudi Wach und Lorenz Estermann.
Auch Kunstdoyen und Giacometti-Katalogautor Wolfgang Georg Fischer und seine Frau Jutta Fischer, in dessen Galerie einst Giacometti persönlich Werke von Schiele bewunderte, die Galeristen Johannes Faber und Peter Coeln (Westlicht), Giacometti-Sammler Helmut Klewan, Kunstmanager Jürgen Weishäupl, Kunsthistoriker Christian Bauer und viele mehr genossen die einzigartige Atmosphäre der großen Giacometti-Schau im Leopold Museum.
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